Zuckerberg sieht im Metaverse weiterhin die Zukunft.

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Meta-CEO Mark Zuckerberg war am Donnerstag zu Gast bei einem der erfolgreichsten, reichweitenstärksten, aber auch umstrittensten Podcaster der jüngeren Vergangenheit: Joe Rogan. In dem knapp dreistündigen Gespräch ging es viel um Social-Media-Zensur, Hass im Netz und die Hoffnungen auf das Metaverse.

Falschinformation und VR

"Ich glaube, wir haben letztes Jahr fünf Milliarden Dollar für die Glaubwürdigkeit unserer Plattformen ausgegeben", sagte Zuckerberg im Interview. Man sei sehr strikt gegen Falschinformationen auf Facebook und Instagram vorgegangen. Das Thema Desinformation verbindet die beiden bekannten US-Amerikaner. Anfang 2022 wurden 70 Folgen von Joe Rogans Podcast von Spotify entfernt, da sie sich den Vorwurf der Verbreitung von Falschinformationen gefallen lassen mussten. Auch mit rassistischen Äußerungen geriet Rogan immer wieder in die Kritik. An prominenten Gästen fehlte es dem reichweitenstarken Entertainer und Ex-Sportler in den knapp 1.900 Sendungen dennoch nie. Nach Gesprächspartnern wie Mike Tyson, Jordan Peterson oder Oliver Stone war auch Elon Musk bereits Gast bei Rogan.

Zuckerberg ließ es sich am Donnerstag natürlich nicht nehmen, auch das Thema Virtual Reality und Metaverse ausgiebig zu besprechen. Laut dem Meta-CEO sei VR ähnlich weit verbreitet wie Playstation und Xbox – es sei deshalb durchaus möglich, dass Menschen ihr Headset bald auch ins Kaffeehaus mitnehmen werden. Auch viele physische Objekte könnten durch virtuelle ausgetauscht werden. "Wir könnten uns holografische Karten zuspielen, etwa in einer Pokernacht, bei der manche von uns im Raum sitzen und manche als Hologramm neben uns sitzen."

Rogan fragte oft nach, warum der Schwenk von Facebook zu dieser virtuellen Welt zuletzt so stark forciert wurde. Konkrete Antworten lieferte Zuckerberg nicht, aber es klang oftmals durch, dass das Betreiben von Facebook – mit all den schwerwiegenden, weltbeeinflussenden Entscheidungen rund um die Moderation, die damit einhergehen – einfach nicht so viel Spaß macht.

"Du wachst in der Früh auf, und der erste Blick geht in Richtung Smartphone – meistens warten da schon eine Million Nachrichten. Das kann nerven." Das fühle sich für ihn an, als würde ihm jemand "in den Magen schlagen". Facebook sei trotzdem für sehr viele Menschen sehr wichtig, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Man könne damit Kontakt mit Freunden halten, einen Blick in das Leben der eigenen Familie werfen. Aber natürlich würde man dort auch viel Hass finden, Extremismus und unpassende Werbung. Zuckerberg, das gibt er zu, ist auch dafür verantwortlich.

Joe Rogan ist selbst sehr umstritten – dennoch ist sein Podcast weiterhin weltweit sehr beliebt.
Foto: Gregory Payan

Blick in die Zukunft

Das von Zuckerberg herbeigesehnte Metaverse wird jedoch genauso – oder sogar ein Mehr an Moderation benötigen, was der Meta-CEO in seinen geäußerten Gedanken so nicht erwähnte. Vielleicht auch deshalb, weil es bereits erste Vorfälle von sexueller Belästigung in Metas VR-Plattform gab, was den Konzern dazu zwang, einen "persönlichen Bereich" einzuführen, in den kein anderer Nutzer eindringen darf.

Rogan nahm mehrmals die Macht von Meta ins Visier und die damit verbundene Verantwortung. "Dass diese Machtkonzentration in den Händen eines privaten Unternehmens liegt, beunruhigt viele Menschen", sagte Rogan. "Du hast die Möglichkeit, den Fluss an Informationen zu kontrollieren, und das hat es in dieser Form noch nie gegeben." Man habe immerhin drei Milliarden Kunden, was tatsächlich eine große Reichweite sei. Zuckerberg widersprach dem wenig überraschend. "Unser Job ist es, die Leute zu ermuntern, ihre Meinung zu sagen und Inhalte zu sehen, die sie sehen wollen." Jedes Mal, wenn man hier mehr Kontrolle einführte, seien die Nutzer zu anderen Plattformen abgewandert.

Gespaltene Gesellschaft

Angesprochen auf die sehr gespaltene Gesellschaft in den USA und die damit verbundene Verantwortung von Social Media, antwortet Zuckerberg ebenfalls ausweichend. Das sei vor allem die Schuld der klassischen Medien und dem Zweiparteiensystem im Land. Polarisierung hätte es schon lange vor dem Internet gegeben, Social Media könne also an der aktuellen Situation gar nicht schuld sein. Zahlreiche Studien der letzten Jahre, das erwähnt auch Rogan, hätten allerdings gezeigt, dass Plattformen wie Facebook sehr wohl von der Polarisierung profitieren. Dem kann dann auch Zuckerberg nicht widersprechen. (red, 26.8.2022)