Singt schon im September in Wien.

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Eher als gedacht wird Sopranistin Anna Netrebko an die Wiener Staatsoper zurückkehren. Weil Roberto Alagna und Sonya Yoncheva ihre geplanten Auftritte als Eléazar und Rachel in der Wiederaufnahme von "La Juive" krankheitsbedingt absagen mussten, wird Puccinis "La Bohème" an drei Abenden (5., 11. und 18. September) angesetzt – Netrebko wird als Mimì zu hören sein.

Nachdem sich Netrebko zunächst gar nicht und später dann deutlicher vom Krieg gegen die Ukraine distanziert hatte, beendete sie unlängst ihre Aufführungspause. Nach Auftritten in Monaco und Paris hat die österreichisch-russische Starsopranistin auch Konzertauftritte an der Mailänder Scala absolviert.

Die Lage bleibt aber heikel und die Meinungen zu Netrebko gespalten. Ein geplantes Konzert vor dem Neuen Schloss in Stuttgart ist abgesagt worden. An der New Yorker Met ist Netrebko unerwünscht. In der Arena von Verona war sie in diesem Sommer allerdings gleich zweimal zu hören gewesen. Im Juli war sie Verdis Aida, später hörte man sie als Puccinis Turandot. Aufgetreten ist Netrebko auch bei den Regensburger Schlossfestspielen. Es war das erste von aktuell vier geplanten Konzerten der Sängerin in Deutschland.

Konzerte in Deutschland

Die Gastspiele sind offenbar aber weiter umstritten, weil sich Netrebko nach Ansicht von Kritikern nicht deutlich genug vom russischen Präsidenten Wladimir Putin distanziert hat, sondern sich ausschließlich gegen den Ukraine-Krieg ausgesprochen hat.

Vor dem Eingang zu Schloss Thurn und Taxis hatte sich denn auch eine kleine Gruppe an Demonstranten versammelt, die gegen den Auftritt der Sängerin und gegen den Einmarsch Russlands in die Ukraine protestierten. Auf Schildern war unter anderem "Anna wie wär's mit einem Benefizkonzert in der Ukraine" und "Nicht in NY, nicht in Stuttgart, warum hier?" zu lesen. Ein Plakat zeigte ein Foto der Sängerin gemeinsam mit Putin.

Auch Merkel skeptisch

In die Diskussion um Netrebko hatte sich sogar die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eingeschaltet. Auf die Frage, ob sie Netrebko morgen zum Essen einladen würde, antwortete Merkel: "Nein, würde ich nicht. (...) Politisch hat sie schon Dinge gemacht, die ich absolut verurteile." Es wird spannend, wie die Rektionen in Wien ausfallen werden. (Ljubiša Tošić, 26.8.2022)