Wer beobachtet wen? In unmittelbarer Umgebung des Nestes sind Feldwespen sehr aufmerksam. (Belichtungszeit 1/500 Sek., Blende f/5.6, Lichtempfindlichkeit ISO 320, Brennweite 105 mm Makro, Vollformat, Crop)
Foto: Michael Simoner

Bei uns daheim heißen Wespen "Wepsn". Das klingt schon ein wenig nach lästigen Viechern. Jede und jeder kennt jemanden, der schon gestochen wurde, oder kennt zumindest jemanden, der jemanden kennt, der schon gestochen wurde.

Auch die Weibchen der Feldwespen, die ich diesmal vor den Vorhang bitte, haben einen Stachel. Aber um mit diesem Bekanntschaft zu machen, muss man sich schon recht blöd anstellen – wie zum Beispiel ich, als ich die freiliegenden Waben einer kleine Kolonie mit einer Nahlinse fotografieren wollte, also ungefähr nur einen Zentimeter Abstand hielt und so Alarmstufe Rot im Nest auslöste.

Lange Hinterbeine

Im Normalfall sind Haus-Feldwespen (Polistes dominula) aber außerordentlich friedliche Geschöpfe, die sich überhaupt nicht für uns interessieren. Außer am Brombeerstrauch ist mir heuer auch noch keine beim Essen begegnet. Die harmlosen Insekten sind recht gut schon im Flug zu erkennen, sie lassen dabei immer die langen Hinterbeine lässig herunterhängen.

Bei uns hausen sie im Gartenhäuschen. Königinnen, die oft gemeinsam überwintern, gründen jedes Jahr ein neues Nest, irgendwann übernimmt die Alpha-Wespe das Kommando im Matriarchat und sorgt für Nachkommen. Unter den männlichen Drohnen gibt es regelrechte Balzwettkämpfe.

Neuer Name

Das Nest wird aus einem Papierbrei aus Holz und Speichel gebaut. Deswegen sind die Baumeisterinnen auch als Papierwespen bekannt. Im Nest gibt es sogar eine Klimaanlage: Wird es zu heiß für die Larven, sorgen die Wespen mit Flügelschlägen für Kühlung. Wespenfans kennen die Haus-Feldwespe vielleicht noch als Gallische Feldwespe, doch die Wissenschaft hat sie vor ein paar Jahren umgetauft, weil sich durch DNA-Vergleiche neue Verwandtschaftsverhältnisse ergaben. (Michael Simoner, 31.8.2022)

Eine Feldwespe kommt selten allein. (1/400 Sek., f/6.3, ISO 560, 105 mm Makro, Crop)
Foto: Michael Simoner
Die Gang hält Ausschau. (1/400 Sek., f/7.1, ISO 720, 500 mm, Crop)
Foto: Michael Simoner
Typisch Feldwespe: Im Flug lässt sie die langen Hinterbeine lässig nach unten hängen. (1/2000 Sek., f/8, ISO 800, 500 mm, Crop)
Foto: Michael Simoner
Feldwespen ernähren sich zwar räuberisch, verachten aber auch Blütennektar nicht. (1/800 Sek., f/9, ISO 640, 105 mm Makro am APS-C-Sensor entspricht 157,5 mm umgerechnet aufs Kleinbildformat)
Foto: Michael Simoner
Planet der Wespen. Dieses Nest in unserem Gartenhäuschen war ziemlich groß. (1/250 Sek., f/8, ISO 1800, 105 mm, Makro-Blitz)
Foto: Michael Simoner