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Kommt zusammen, was für viele nicht zusammengehört? Burgtheater, Albertina und zehn andere Betriebe könnten ein gemeinsames Holdingdach bekommen.

Imago/Getty, Montage STANDARD/Beigelbeck

Zur Halbzeit der Legislaturperiode ist es um eine der größten Baustellen in der Museumspolitik nach außen hin vergleichsweise still geworden: die Schaffung einer Holding für die Bundesmuseen, die, wie auch andere Punkte im Regierungsprogramm, aufgrund der Pandemie und damit verbundener Herausforderungen auf die lange Bank musste. Die angepeilte Dachorganisation sollte sich am Vorbild der Bundestheaterholding orientieren, hieß es.

Denn so vorteilhaft die Ausgliederung der Institutionen aus der Staatsverwaltung vor nunmehr 22 Jahren angesichts Besucherzahlen und Eigendeckungsgrad auch war, die teils konkurrierenden Museumschefinnen und -direktoren koch(t)en gerne ihr eigenes Süppchen. Die offensichtlichsten Folgen – eine Verwässerung der Sammlungsprofile der einzelnen Häuser, ein zunehmender Abbau der Forschungstätigkeit und fehlende Koordination untereinander – sollten durch eine Holding gemildert werden.

Als Grundlage für eine Umorganisation fungiert das einst von Ex-Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) in Auftrag gegebene "Weißbuch", in dem die Integrated Consultig Group (ICG) acht unterschiedliche Organisationsmodelle skizzierte. Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne), damals zuständige Sektionschefin, kennt sie alle.

Darunter auch die damals verworfene Variante einer "Super-Holding", die sowohl die Bundestheater als auch die Bundesmuseen samt Nationalbibliothek vereint. Dem Vernehmen nach soll nun aber genau dieses Modell Aufwind bekommen: eine Bundeskulturholding, bei der die Art for Art Theaterservice GmbH schrittweise auch Aufgaben für die Museen übernehmen soll. Die bisherige Tochter des Bundestheater-Konzerns würde künftig als Shared-Service-Organisation der Bundeskulturholding fungieren.

Wenig Unterstützung bisher

Unterstützung soll es für diese Idee selbst im Staatssekretariat auf der Beamtenebene wenig geben. Andrea Mayer scheint sie dennoch zu präferieren, auch wenn man auf STANDARD-Anfrage dazu noch keine konkrete Stellungnahme abgeben will, alles sei noch im Stadium der Planungsphase, heißt es. Bis dato waren Beobachter der Meinung, man habe aus dem Burgtheater-Debakel, bei dem u. a. die damalige Bundestheaterholding versagt hat, gelernt und setze fortan stärker auf kleinere Strukturen, mit Vieraugenprinzip auf Geschäftsführungsebene in allen Häusern. Gerade die Funktion eigenständiger kaufmännischer Geschäftsführer, die in den letzten Jahren sukzessive neben den künstlerischen Direktoren bestellt wurden, könnte durch eine Superkulturholding aber obsolet werden.

Der konkrete langfristige Nutzen, der in einem belastbaren Verhältnis zum Aufwand einer solchen Reorganisation und der damit verbundenen Anschubfinanzierung stehen müsste, ist noch unklar. Daran, dass sich die Reform über Personalabbau refinanziert, gibt es berechtigte Zweifel. Selbst dann, wenn die allesamt erst jüngst vertraglich verlängerten wirtschaftlichen Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer ausbezahlt und durch Prokuristen ersetzen würden.

Warum also eine Superholding? Vielleicht weil sich die Idee einer zweiten Museenholding neben der Theaterholding längst überholt hat. Denn seit dem Aufkommen der Holdingidee vor fünf Jahren sind die Bundesmuseen nicht untätig geblieben. An der einen oder anderen Schraube hat man in Arbeitsgruppen schon aus Eigeninteresse an der wirtschaftlichen Bilanz zwischenzeitlich längst gedreht. Sonderlich viel konnten die Chefinnen und Chefs der Bundesmuseen mit der Holdingidee ohnehin nicht anfangen. Im Gegenteil: Die Autonomie der einzelnen Häuser war durch die Einführung der Funktion einer wirtschaftlichen Geschäftsführung gestärkt worden. Mit dem Eigendeckungsgrad stieg die Flexibilität und reduzierte sich die Abhängigkeit vom staatlichen Fördertopf. So erwiesen sich auch die vor der Pandemie erwirtschafteten Rücklagen zuletzt als hilfreich.

Leichtere Umstellung?

Der damaligen Analyse von ICG zufolge würden durch eine große anstelle zweier kleinerer Holdings Synergieeffekte geschaffen, ohne den Bundesmuseen (und auch den Theatern) dabei eine zu große Umstellung zu bescheren. Allerdings: Gegenüber den bisherigen Usancen wird die Finanzierung der Häuser dann nicht mehr je Museum festgelegt, sondern ausgehend vom Gesamtbudget der Bundesmuseen durch die Holding verteilt.

Bei den Museen wissen die Verantwortlichen aktuell noch von keinen derartigen Plänen. Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder, für gewöhnlich in derlei Belangen gut informiert, reagierte überrascht auf die STANDARD-Anfrage. Er wolle diese Gedankenspiele, so sie denn tatsächlich konkret sind, nicht kommentieren. Er sei aber der Meinung, dass die Museen mit Blick auf den Herbst derzeit andere Sorgen haben: konkret die Nachwirkungen der Pandemiekosten und die Teuerung durch den Ukraine-Krieg. (Olga Kronsteiner, Stefan Weiss, 27.8.2022)