Verbund-Chef Michael Strugl bezeichnete die vorgeschlagene Stromrechnungsbremse als einen "vernünftigen Kompromiss". Die Leute dürfe man angesichts der hohen Energiepreise nicht "im Stich" lassen.

Foto: Andy Urban

Wien – Verbund-Chef Michael Strugl rechnet auch nach Krisenende mit höheren Energiepreisen. "Ich glaube nicht, dass wir ein Preisniveau sehen werden, wie wir es vor der Krise gewohnt waren", sagte Strugl am Samstag in der Radioreihe "Im Journal zu Gast". Man müsse nun "alles tun, um zu einem einigermaßen vernünftigen Preisniveau zu kommen", etwa durch regulatorische Maßnahmen und den Ausbau der Erneuerbaren Energie.

Die von Wifo-Chef Gabriel Felbermayr vorgeschlagene Stromrechnungsbremse wäre für den Verbund-Chef ein "vernünftiger Kompromiss". Die türkis-grüne Regierung will ihr Modell für eine Strompreisbremse in Kürze vorstellen. Es sei "richtig, einen Grundbedarf zu stützen und darüber hinaus den Markt wirken zu lassen", sagte Strugl. "Ich glaube schon, dass es notwendig ist, dass man die Leute hier nicht im Stich lässt". Die hohen Energiepreise seien "eine große Belastung" für viele Haushalte.

Haushaltsgröße und soziale Staffelung

Felbermayr plädiert bei der Stromrechnungsbremse für eine Berücksichtigung der Haushaltsgröße. "Es macht einen riesigen Unterschied, ob eine oder fünf Personen in einem Haushalt leben", sagte der Wifo-Chef der "Presse". Es gebe sonst die Gefahr, dass bei Einpersonenhaushalten der gesamte Stromverbrauch subventioniert werde. Außerdem fordert Felbermayr eine soziale Staffelung bei der Strompreisbremse. "Hier könnten die Netzbetreiber vielleicht auf die Daten der GIS-Befreiung zurückgreifen", so der Wifo-Chef.

Die Blockade der Gas-Lenkungsverordnung im Hauptausschuss durch die Oppositionsparteien verlängert die Reaktivierung des Verbund-Kohlekraftwerks Mellach. Wäre die Verordnung diese Woche beschlossen worden, dann hätte man Ende Jänner beginnen können, so der Verbund-Chef. "Wir brauchen die Verordnung, sonst können wir das nicht machen." Weil die Fristen für den technischen Umbau und die Kohlelieferungen nun ausgelaufen seien, sei ein Start erst im April realistisch. Das politische Tauziehen um die Ausgestaltung der Verordnung wollte Strugl nicht kommentieren. Er wünsche sich aber einen "nationalen Schulterschluss", weil es um die Versorgungssicherheit gehe. (APA, 27.8.2022)