Youtube baut nach Einführung von Youtube TV in Amerika weiter aus und sieht sich in Zukunft auch als Vertriebskanal.

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Zu viele Köche verderben den Brei – dieses Risiko geht Youtube ein: Berichten des "Wall Street Journal" (WSJ) zufolge arbeitet man bereits seit mindestens 18 Monaten an einer zentralen Anlaufstelle für Streamingdienste.

Der sogenannte Channel Store soll Verbraucherinnen und Verbrauchern durch den Verkauf mehrerer Streaming-Angebote über eine einzige App das Leben erleichtern und darüber hinaus, nicht uneigennützig, Marktmacht ausbauen. Der Dienst könnte schon im Herbst anlaufen und im Gegensatz zum US-spezifischen Youtube TV für ein internationaleres Publikum eingeführt werden.

Youtube TV vs. Amazon Prime

Youtube erweiterte bereits 2017 mit Youtube TV sein Programm: Die Plattform bietet Live-Fernsehen und lineares Kabelfernsehen und hat derzeit fünf Millionen Abonnenten. Über das Angebot von linearem Fernsehen hinaus soll das Streamingkonzept à la carte Youtube jetzt auch zum beliebtesten On-demand-Vertriebskanal von externen Streamingdiensten wie Netflix oder Disney+ machen. Nutzerinnen könnten dann direkt über die Youtube-App externe Streaming-Anbieter abonnieren.

Amazon Prime wirbt bereits erfolgreich mit einem ähnlichen Konzept. Prime ermöglicht den Einkauf von externen Streaming-Angeboten wie Starz Play oder MGM über die eigene Amazon-Plattform. Gegenüber "The Verge" hat der Vizepräsident von Youtubes Produktmanagement, Christian Oestlien, klargestellt, dass Youtube "die Welt nie als eine binäre Wahl zwischen uns und Partnerdiensten betrachtet. (...) Wir glauben, dass wir alle auf eine wirklich gesunde Weise koexistieren können."

Ein treibendes Argument für die Streaming-Anbieter, ihre Dienste über Youtube bereitzustellen, ist effektives Marketing. Verbraucher sehen Trailer von Sendungen oder Filmen kostenlos auf der populären Videoplattform und können dann mit ein paar wenigen Klicks für ein Abonnement bezahlen und die Filme zu den Trailern genießen.

Erfolgsprognose

Mit 2,1 Milliarden aktiven Nutzern muss Youtube in der Schwergewichtsklasse eingestuft werden. Ob sich diese Schlagkraft auch gegen Mitstreiter wie Netflix oder Amazon Prime bewähren kann, ist jedoch nicht sicher. Als Vertriebskanal ist Youtube potenziell ein wertvoller Player, mit großen, gut funktionierenden Eigenproduktionen kann man allerdings nicht aufwarten. Die "Youtube-Originals" hatten im Gegensatz zu Netflix und Amazon Prime bisher kaum Erfolg, das Angebot wurde Anfang des Jahres als Folge stark verringert. Der Channel Store könnte also auch als Antwort auf die vorangehenden Misserfolge gesehen werden. (smw, 29.8.2022)