Seit Herbst sind mehr als zwei Billionen Dollar an Marktkapitalisierung aus Krypto-Assets abgezogen worden.

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Am Wochenende war es so weit: Der Bitcoin-Kurs ist wieder unter die psychologisch wichtige Marke von 20.000 US-Dollar gerutscht. Damit sind auch die leichten Gewinne von vor zwei Wochen wieder futsch. Der Preis pro Coin stieg auf etwa 24.000 Dollar, und es sah etwas nach Erholung am Kryptomarkt aus, die parallel zur Entspannung an den Aktienmärkten verlief. Doch die neuesten Ansagen vom Chef der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, ließen den Kurs wieder krachen.

Er hatte beim Notenbankertreffen in Jackson Hole (USA) einem möglichen Ende der geldpolitischen Straffung in naher Zukunft eine klare Absage erteilt und einen "außergewöhnlich großen" Zinsschritt thematisiert. Daraufhin brach der Bitcoin-Kurs ein, und die Aktienmärkte rasselten ebenso in die Verlustzone.

Seit die älteste Cyberdevise so richtig in der breiten Masse angekommen ist, reagiert der Kurs sehr sensibel auf die US-Geldpolitik. Das zeigt auch ein Chart von Coinmetrics, heuer ist die Korrelation zwischen dem Aktienindex S&P 500 rund viermal höher als vor einem Jahr. Krypto-Assets verhalten sich also mittlerweile ähnlich wie Aktien, nur mit größerer Schwankungsbreite.

Krypto-Winter

Seit Mitte Juni etwa herrscht Winter am Markt der Digitalwährungen, das steht für fallende und langfristig niedrig bleibende Preise. Dementsprechend sieht es auch bei anderen Assets nicht besser aus. Rund zwei Billionen Dollar an Marktkapitalisierung sind seit Herbst weg, weniger als eine Billion beträgt sie aktuell, und auch die Aufregung um die technischen Updates bei Ethereum ist verblasst.

Wer seit Anfang 2021 Geld in Bitcoin gesteckt hat, liegt im Minus. Nicht einmal der sogenannte realisierte Preis wird momentan erzielt. Das ist jener durchschnittliche Preis eines Bitcoin zum Zeitpunkt, als er geschürft wurde. Das Rekordhoch vom November wirkt wie aus einer anderen Zeit, fast 69.000 Dollar standen damals zu Buche. Obwohl seither tatsächlich eine neue Zeit angebrochen ist – Krieg, Energiekrise und Inflation dominieren das Weltgeschehen. Dazu kommen einige brancheninterne Probleme. Erst zerfiel der an den Dollar gekoppelte Coin TerraUSD, danach brach die Schwesterwährung Luna zusammen. Nach der Reihe meldeten Kryptobörsen Insolvenz an, stoppten Auszahlungen, und es kam zu Kündigungswellen.

Wie funktioniert der Bitcoin eigentlich? Ein Erklärungsversuch.
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Energiebedarf

Nicht zu vergessen, Bitcoin steht in der Kritik ob des hohen Energiebedarfs. Das Netzwerk verbraucht so viel Strom wie die Niederlande. Dementsprechend dürften sich auch die aktuellen Energiepreise auf den Kurs auswirken.

Bei jungen Anlegerinnen und Anlegern schlägt die anhaltende Baisse, bei der kein Ende in Sicht scheint, dennoch nicht aufs Gemüt, wie eine aktuelle Umfrage des Assetmanagers Wisdom Tree zeigt. Dafür wurden 1001 Menschen im Alter zwischen 18 und 31 Jahren befragt.

Vier von zehn Befragten gaben an, dass sie Kryptowährungen heute sogar positiver gegenüberstünden als noch im November. Das könnte daran liegen, dass sich Anleger aufgrund der Geschehnisse an den Finanzmärkten genauer mit Kryptowährungen beschäftigen, heißt es bei Wisdom Tree.

Krypto schlägt Klassik

27 Prozent der Befragten zieht Investments in Krypto-Assets gegenüber konventionellen Anlagemöglichkeiten vor. Umgekehrt sind es 25 Prozent. Durch Kurseinbrüche hätten sich junge Menschen nicht abschrecken lassen, was auf eine Änderung im Investitionsverhalten schließen lasse.

Gründe, nicht in Krypto zu investieren, hängen meist mit Unsicherheiten in puncto Regulierung und Aufbewahrung zusammen. Das ist auch bei institutionellen Anlegern so, wie andere Umfragen aus der Vergangenheit zeigen. Die Volatilität spielt kaum eine Rolle. (Andreas Danzer, 30.8.2022)