Thee Sacred Souls – same

Das US-amerikanische Soul-Revival-Label Daptone verzeichnet nach einigen letalen Abgängen wie Charles Bradley oder Sharon Jones mit Thee Sacred Souls nun einen veritablen Neuzugang. Thee Sacred Souls ist ein Trio und spielt herrlichen Sixties-Soul. In angezuckerten Schleichern wird um wilde Herzen geworben, im unteren Midtempo wabert die Orgel wie die Kinnlade eines Trauernden beim finalen Gang zum Friedhof. Die Teskey Brothers aus Australien sind ähnliche Meister in dieser immergrünen Disziplin, Thee Sacred Souls erweisen sich als mindestens ebenbürtig. Seufz, schmacht.

DaptoneRecords

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Matthew E. White – Only In America

Der US-Musiker Matthew E. White ist mit Deutungen eines gesellschaftspolitisch bewegten Soul aufgetaucht, der die frühen 1970er beleiht. Only in America setzt diesen Ansatz als Soundtrack eines Kurzfilms von Hampton Boyer fort. Die nur vier Songs ergeben so etwas wie eine Suite zum Thema Rassismus. Die sanften Streicher sollte man nicht als fehlende Dringlichkeit interpretieren. Schon der große Curtis Mayfield kredenzte die bittersten Zumutungen mit Zärtlichkeit. White steht in dieser Tradition, 18 manifeste Minuten unterstreichen, dass das schwarze Amerika sich nicht beugen wird. Hier der ganze Kurzfilm:

matthewewhitevideos

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Cass McCombs – Heartmind

Der aus Kalifornien stammende Cass McCombs hat als melodieseliger The-Velvet-Underground-Schüler vor fast 20 Jahren seine Karriere begonnen, damals auf sehr faule Art. So mit großer Pause samt Wurstsemmelzufuhr zwischen zwei Noten, in der er noch einmal Stephanie Says nachgehört hat, sicher ist sicher. Neun Alben später spielt er unvergleichlich selbstbewusster einen einnehmenden Folkpop mit naturnahen Hintergrundgeräuschen. Wer Yo La Tengos Album Fakebook kennt, so in die Richtung. Passt gut zum September, zu seinen sich ins Rot-Gelb verwandelnden Blättern. (flu, 30.8.2022)

ANTI- Records