Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP): "Es gibt keinen Grund, den Bildungsbereich anders zu behandeln als andere Lebensbereiche."

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Volkschülerinnen und Volksschüler dürfen mit einer Corona-Infektion nicht in die Schule – ältere Kinder und Jugendliche schon, sofern sie eine Maske tragen.

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Natürlich könne man "müssen" sagen, findet Martin Polaschek – er würde aber lieber das Wort "dürfen" verwenden. Mit dieser optimistischen Perspektive startet der Bildungsminister aus dem ÖVP-Regierungsteam in das vierte Corona-Schuljahr: Lehrerinnen und Lehrer mit positivem Corona-Test und ohne Krankheitssymptome dürfen mit FFP2-Maske in die Schule kommen, um zu unterrichten. Sie müssen es auch.

Das ist eine der zentralen Neuerungen im Corona-Management an Österreichs Schulen, die mit Beginn des Schuljahrs in Kraft treten. Kommende Woche startet der Unterricht in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland; eine Woche später in Kärnten, Oberösterreich, Salzburg, der Steiermark, Tirol und Vorarlberg.

Schule "kein abgesonderter Bereich"

Polaschek geht es um die Harmonie: "Die Schule ist kein abgesonderter Bereich", sagte der Minister und verwendete dabei wohl unbewusst Corona-Wording. "Es gibt keinen Grund, den Bildungsbereich anders zu behandeln als andere Lebensbereiche." Dementsprechend herrsche wie im Rest des Landes weder Test- noch Maskenpflicht. Und für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gilt seit dem Ende der Quarantäne, dass sie ohne Symptome zur Arbeit müssen. In Schulen soll das nicht anders sein.

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Auch infizierte Kinder sollen mit FFP2-Maske am regulären Unterricht teilnehmen dürfen, sofern sie keine Symptome verspüren. Ausgenommen davon sind die Volksschulen; dort gilt ein Betretungsverbot für Corona-positive Schülerinnen und Schüler.

Wenig Freude mit "Insellösungen"

Allerdings: Im Pflichtschulbereich, wo die Länder die Dienstgeber der Lehrkräfte sind, kann der Bund die Regelung für das Personal nicht vorschreiben, räumte Polaschek ein. Wien und das Burgenland haben etwa bereits angekündigt, für den Pflichtschulbereich andere Vorgaben zu machen. Polaschek zeigte sich von diesen "Insellösungen" aber ganz und gar nicht begeistert.

Für Wien ergibt sich damit die skurrile Situation, dass zwar infizierte Lehrkräfte in Pflichtschulen nicht unterrichten dürfen. Infizierte Schülerinnen und Schüler ab elf Jahren können aber sehr wohl mit FFP2-Maske zum Unterricht in eine Neue Mittelschule kommen. Das wird im Büro von Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) damit erklärt, dass Lehrkräfte sehr viel reden und auf engem Raum interagieren würden, einzelne Schülerinnen und Schüler aber nicht. Die Praxis sei aber sicher nicht einfach, räumt ein Sprecher ein. Wiederkehr habe aber auch betont, dass generell alle, die krank sind, zu Hause bleiben sollen – egal ob wegen Covid, Grippe oder anderer Erkrankungen.

Für alle, die mit einer Corona-Infektion in die Schule kommen, müssen laut Bundes-Regeln eigene Pausenräume eingerichtet werden, in denen Betroffene ihre Masken abnehmen können.

Schulautonome Maßnahmen

Bei Bedarf können die Schulleitungen Test- oder Maskenpflicht für alle autonom vorschreiben. Das gilt allerdings nur für maximal zwei Wochen, darüber hinaus bräuchte es die Zustimmung der jeweiligen Bildungsdirektion. Freiwillige Tests empfiehlt das Ministerium zu Schulbeginn. In der ersten Schulwoche soll es drei Gratisantigentests für alle Personen in der Schule geben.

Individuelle Lösungen soll es für Schülerinnen und Schüler geben, die unter diesen Bedingungen nicht in die Schule kommen können – etwa weil sie selbst oder Familienmitglieder einer (Hoch-)Risikogruppe angehören. Für sie könne es Arbeitspakete geben oder der Unterricht in der Klasse gestreamt werden. "Das ist den Lehrerinnen und Lehrern überlassen", sagte Polaschek. Eine definitive Absage erteilte Polaschek flächendeckenden Schulschließungen. Diese werde es in diesem Schuljahr sicher nicht geben: "Die Schulen müssen offen bleiben."

Die Vertretungsorganisationen von Lehrpersonal, Schülerinnen und Schülern sowie Eltern begrüßten die neuen Regeln grundsätzlich. Vor allem die Tests in der ersten Woche und die schulautonom möglichen Schutzmaßnahmen würden einen gewissen Schutz bieten. Die Möglichkeit für infizierte Lehrkräfte, zum Unterricht zu kommen, lehnen die Schulpartner aber ab. (Sebastian Fellner, David Krutzler 29.8.2022)