Mehr als die Hälfte des Bitcoin-Handelsvolumens könnte gemäß der "Forbes"-Untersuchung auf Transaktionen ohne wirtschaftlichen Wert basieren.

Foto: Reuters/Benoit Tessier

Geht es um digitales Geld, so führt kaum ein Weg am Bitcoin vorbei. Er ist immerhin der "Urvater" jener Coins und Tokens, die heutzutage salopp als Kryptowährungen zusammengefasst werden. Bis heute ist das 2009 von Satoshi Nakamoto – dessen Identität nach wie vor nicht zweifelsfrei geklärt ist – ins Leben gerufene Netzwerk auch der Platzhirsch in diesem Bereich. Allein in den USA sollen bereits 46 Millionen Bürger Bitcoin besitzen.

Das bildet sich auch klar im Handelsvolumen ab. Eine Stichprobe von Montagnachmittag (29. August) auf der Plattform Coinmarketcap weist dieses mit einem Gegenwert von über 31 Milliarden Dollar für die letzten 24 Stunden aus, wobei es keine einheitliche Berechnungsmethode gibt. Doch die Handelszahlen, so zeigt nun eine Analyse von "Forbes", könnten massiv künstlich aufgeblasen sein.

51 Prozent "Wash-Trading"

Für die Untersuchung wurden Transaktionen auf 157 Kryptobörsen herangezogen. Man fand dabei einige interessante Dinge heraus. Vermutet wird, dass 51 Prozent des aus mehreren Quellen gemeldeten täglichen Bitcoin-Handelsvolumens von 262 Milliarden Dollar (Stand 14. Juni 2022) nicht "echt" sind. Gemeint ist damit, dass es sich um Transaktionen ohne wirtschaftlichem Grund bzw. zur künstlichen Steigerung des Handelsvolumens handelt.

134 Milliarden Dollar an Handelsvolumen dürften auf dieses sogenannte Wash-Trading entfallen sein. Ein Beispiel dafür wäre etwa ein Anbieter, der einfach nur zwischen seinen eigenen Wallets Geld verschiebt, ohne dass dies einen konkreten Nutzen hat. Künstlich gesteigerte Aktivität hat durchaus Profiteure. Insider können während sehr aktiver Handelsphasen zu erwartende Preissteigerungen nutzen, um Gewinne zu erzielen. Kryptobörsen wiederum können hohes Handelsvolumen auf ihrer Plattform zur Selbstvermarktung einsetzen, suggerieren diese doch rege Nutzung und hohes Kundenvertrauen.

Wie funktioniert der Bitcoin eigentlich? Ein Erklärungsversuch.
DER STANDARD

Binance klarer Marktführer

21 der beobachteten Plattformen erzielten ein tägliches Handelsvolumen von mehr als einer Milliarde Dollar über alle Transaktionsarten. Weitere 33 erreichten 200 bis 999 Millionen Dollar. Mit 27 Prozent Anteil am Gesamtvolumen ist Binance der klare Marktführer, gefolgt von FTX. Geht es nur um Spot-Trades (Käufe und Verkäufe mit Soforterfüllung zum festgelegten Zeitpunkt) mit Bitcoin, so teilen sich Binance, FTX und OKX den Spitzenplatz. Binance, MEXC Global und Bybit sollen in Sachen Fake-Transaktionen das größte Problem sein, zumal diese Plattformen mit wenig bis keiner behördlichen Aufsicht operieren.

Ergebnisse brachte die Untersuchung auch hinsichtlich anderer Kryptowährungen. So hält sich der Stablecoin Tether trotz Sorgen um seine Reserven stark im Handel. Als Fiatwährung in Handelspaaren sind außerdem nicht nur der Euro, das britische Pfund und der US-Dollar beliebt. Auch der koreanische Won und der japanische Yen sind stark nachgefragt. (red, 30.8.2022)