Die gefälschten Nachrichtenseiten werden unter anderem auf Facebook verbreitet.

Foto: Reuters / Dado Ruvic

Mithilfe von alternativen Medien wie RT Deutsch hat es die Propagandamaschinerie des Kremls in den letzten Jahren geschafft, auch im deutschsprachigen Raum ein riesiges Publikum aufzubauen. Teil der EU-Sanktionen nach Ausbruch des Ukraine-Krieges war deshalb eine Sperre der russischen Staatssender. Doch die Methoden zur Verbreitung von Desinformation sind deutlich vielfältiger, wie eine Recherche von "t-online" aufzeigt.

Fake-Konten verbreiten demnach Links zu gefälschten deutschen Nachrichtenseiten, auf denen prorussische Propaganda zu finden ist. Betroffen gewesen sei unter anderem "t-online" selbst, aber auch der "Spiegel", die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" und die "Bild". Die Berichterstatter konnten mehr als 30 solcher Fälschungen aufspüren, darunter zum Beispiel www.spiegel.de.spiegel.fun. Die Seite ist mittlerweile nur noch über das Internetarchiv aufrufbar.

Täuschend echt

Sieht man sich die Webseite dort an, könnte man auf den ersten Blick tatsächlich meinen, den "Spiegel" zu lesen. Das Seitenlayout, das Design und Logo wurden 1:1 vom Original übernommen. Allerdings findet man statt seriöser Berichterstattung einen Artikel mit dem Titel "Eine Schule in Bremen explodierte, weil man versuchte, Gas zu sparen". Mit diesem sollte vermutlich Stimmung gegen die Russland-Sanktionen gemacht werden, wobei unklar ist, wie erfolgreich die Kampagne war.

Verbreitet werden Links zu diesen Falschmeldungen laut "t-online" von zahlreichen Fake-Konten. Manche hätten Links zu den gefälschten Nachrichtenseiten demnach selbst gepostet, andere in den Kommentarspalten reichweitenstarker Facebook-Seiten hinterlassen. Darunter sollen sich auch jene von Politikerinnen oder großen Unternehmen befunden haben.

Auf allen Plattformen

Nach Ausbruch des Krieges Ende Februar wurde schnell klar, dass Russland alle verfügbaren Möglichkeiten nutzt, um auch im Ausland Stimmung für Putin zu machen. Zum Beispiel auf Telegram, wo lange ein gefälschtes Video zu sehen war, in dem Präsident Wolodymyr Selenskyj ukrainische Soldaten vermeintlich dazu aufrief, sich zu ergeben. Die Aufnahme war jedoch gefälscht, wie der Staatschef kurz darauf klarstellte. Bis es zu einer Sperre kam, sammelte der gefälschte Account aber bereits 20.000 Follower.

Aber auch herkömmliche Social-Media-Plattformen werden genutzt, um die eigenen Botschaften zu verbreiten. Zum Beispiel macht sich der Kreml ein Schlupfloch Twitters zunutze. Der Kurznachrichtendienst hat Sonderregeln für die Inhaltsmoderation von Regierungsaccounts. Dort getätigte Behauptungen dürfen stehen bleiben, auch wenn Faktenchecks diesen widersprechen. Laut einer Analyse von "The Conversation" verbreiteten 75 dieser offiziellen Konten, die mehrere Millionen Follower zählen, zu großen Teilen Fake-News über den Ukraine-Krieg. (mick, 30.8.2022)