Ex-ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel beim ORF-Interview mit Rainer Pariasek.

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"Drei Monate noch, dann sehen wir in Quarantäne in unseren elf Grad kalten Wohnungen zu, wie Katar die Fußball-WM-Stadien auf 20 Grad herunterkühlt." Solche oder so ähnliche Meldungen sind in den sozialen Medien ein Renner, aber wie so oft sollte lieber nicht alles für bare Münze genommen werden.

Gut, an der Fußball-WM von 20. November bis 18. Dezember ist nicht zu rütteln, doch gar so arg wird nicht heruntergekühlt werden. Die Höchsttemperaturen in Doha liegen da im Schnitt knapp unter 26 Grad. Und dass wir in unseren Wohnungen sitzen? Dann doch lieber Public Viewing bei Punsch, Glühwein und Maroni, wenn schon, denn schon!

Bei diesen Public Viewings könnten – die Leinwände und Bildschirme stehen ja schon da – gleich auch die Skirennen aus Nordamerika gezeigt werden, wo der Weltcup traditionell Ende November, Anfang Dezember gastiert. Dort ist Österreich im Gegensatz zur Fußball-WM-Endrunde nicht nur am Start, dort gibt es gewiss auch heimische Erfolgsaussichten.

Für etliche TV-Anstalten ist die Gleichzeitigkeit dieser Sportereignisse freilich durchaus problematisch, insbesondere für den ORF. Dort spricht man von einer "Herausforderung" und betont, dass Lösungen gesucht werden. Man befinde sich in der intensiven Planungsphase, für Details sei es "zu früh".

"Ausweichen möglich"

Auf Anfrage des STANDARD wird nicht ausgeschlossen, dass an bestimmten Abenden auch Sport auf beiden Hauptkanälen läuft. Nichts anderes meint folgende Stellungnahme: "Dort, wo sich tatsächlich Terminkollisionen ergeben, muss man sehen, ob etwa, wie bereits in der Vergangenheit, ein Ausweichen auf ORF 2 möglich ist."

Sportaficionados würden an solchen Abenden wahrscheinlich zappen – und den Bildungsauftrag des ORF garantiert erfüllt sehen. Konkret dreht es sich um insgesamt fünf Speedrennen der Männer in Lake Louise und Beaver Creek, bei den Frauen wären ein Slalom und ein Riesenslalom in Killington sowie zwei Speedrennen in Lake Louise betroffen. Die Tatsache, dass die Frauen an denselben Tagen wie die Männer im Einsatz sind, macht das Problem kleiner und größer. Kleiner, weil nur fünf TV-Abende tangiert sind, der 26. und der 27. November sowie der 2. 3. und 4. Dezember. Und größer, weil an vier der Abende jeweils zwei Skirennen im TV-Programm unterzubringen sind, ganz abgesehen von einem Fußball-WM-Spiel.

Helene Fischer schlimmer als Fußball

Im Skizirkus wäre die Freude enden wollend, wenn just auf dem anderen ORF-Hauptkanal ein packendes Fußballspiel läuft. "Es würde halt immer auf die Paarung ankommen", sagt Christian Scherer, der Generalsekretär des Österreichischen Skiverbands (ÖSV), dem STANDARD. "Aber was auf dem anderen Sender läuft, das können wir uns eh nicht aussuchen. Vielleicht wäre Helene Fischer manchmal sogar eine größere Konkurrenz als so manches Fußballspiel."

Jedenfalls nicht infrage kommen Übertragungen, sei es von Skirennen oder von Fußball-WM-Spielen, auf ORF Sport plus. Das sei laut ORF "keine Alternative, da beide Bewerbe sogenannten Premium Content darstellen" und aus diesem Grund "nicht im Sport-Spartenkanal gezeigt werden können".

Der ORF hat 25 WM-Spiele, darunter 19 Spiele der Gruppenphase, an Servus TV sublizenziert. Das erleichtere, heißt es, "ein wenig die entsprechende Planung". Just jene WM-Spiele, die mit den Skirennen kollidieren, sind freilich keine üblen, nämlich Argentinien gegen Mexiko, Spanien gegen Deutschland, Kamerun gegen Brasilien sowie die ersten zwei Achtelfinalduelle. (Fritz Neumann, 31.8.2022)