Etwas günstigere Treibstoffpreise verschaffen im August eine Verschnaufpause in der aktuellen Teuerungswelle. Ab September droht Experten zufolge aber wieder ein Anstieg des Preisauftriebs.

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Die Inflation ist in Österreich im Sommer nicht weiter angestiegen und lag im August bei 9,1 Prozent. Das geht aus einer Schnellschätzung der Statistik Austria hervor. Damit bricht erstmals der seit mehr als einem Jahr anhaltende Trend stetig steigender Inflationsraten. "Ausschlaggebend dafür sind die Treibstoffpreise, die zwar nach wie vor die Inflation treiben, im Vergleich zum Vormonat Juli aber deutlich gesunken sind. Weitere Preisschübe sehen wir bei Haushaltsenergie, Nahrungsmitteln und in der Gastronomie", erklärt Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.

Im Vormonat Juli hat die Teuerung auf Jahressicht noch 9,3 Prozent betragen. Im Monatsabstand sind die Verbraucherpreise im August damit um 0,2 Prozent gesunken. Gemäß EU-Berechnungsmethode lag die Inflation in Österreich im August bei 9,2 Prozent. In der gesamten Eurozone hat der Preisauftrieb im Gegensatz zu Österreich aber weiter zugenommen, laut der Statistikbehörde Eurostat stieg die Teuerung auf den neuen Rekordwert von 9,1 Prozent nach 8,9 Prozent im Juli. In acht Ländern der Währungsunion lag der Preisauftrieb dabei im zweistelligen Bereich.

Inflationsschub im Herbst

Die derzeitige Teuerungswelle hat sich seit etwa einem Jahr aufgetürmt. Im August des Vorjahres lag der Preisauftrieb noch bei vergleichbar moderaten 3,2 Prozent. Mit solchen Werten ist bis auf weiteres nicht zu rechnen, vielmehr droht im September die Teuerung weiter anzusteigen, wenn die Preiserhöhungen der Landesenergieversorger in Wien und Niederösterreich schlagend werden. "Im Herbst erwarte ich noch einen Schub", sagte Wifo-Inflationsexperte Josef Baumgartner unlängst dazu. "Dann kann es sein, dass die Inflation die Zehnprozentmarke übersteigt."

Auf einen anhaltend hohen Inflationsdruck deutet auch der am Dienstag veröffentlichte Anstieg der Erzeugerpreise hin. Demzufolge bewegen sich die Preise für den produzierenden Bereich weiterhin in lichte Höhen, im Juli stiegen sie um 20,7 Prozent. Getrieben wird die Entwicklung von deutlichen Preiserhöhungen für Energie, die gegenüber dem Vorjahr um mehr als die Hälfte teurer wurde. Die Erzeuger sind darauf bedacht, ihre Preiserhöhungen nach Möglichkeit an die Verbraucher weiterzureichen.

Zum Vergleich: In den 1970er-Jahren, als der erste Ölpreisschock nach dem Jom-Kippur-Krieg zu einer anhaltenden Phase sehr hoher Teuerung geführt hatte, hatte die Inflation im Juni 1974 ihren Höhepunkt bei 10,2 Prozent erreicht. Wird dieser Wert in Österreich demnächst überschritten?

Weitere Zinserhöhung der EZB

Wegen der anhaltenden Teuerungswelle in der Eurozone hat die Europäische Zentralbank (EZB) im Juli die Nullzinsphase beendet und den Leitzins auf 0,5 Prozent erhöht. Für die nächste Zinsentscheidung am 8. September wird eine weitere deutliche Anhebung erwartet. Experten gehen von einem Zinsschritt um 0,5 oder sogar 0,75 Prozentpunkte aus.

Die Schnellschätzungen der Statistik Austria basieren auf dem zum Zeitpunkt der Veröffentlichung bestehenden Datenbestand, der etwa 80 bis 90 Prozent der für die Inflationsberechnung nötigen Preise umfasst. Es kann daher noch zu Abweichungen kommen, im Juli wurde der Wert etwa um 0,1 Prozentpunkte auf 9,3 Prozent erhöht. Die endgültigen Inflationsdaten für August werden am 16. September bekanntgegeben. (Alexander Hahn, 31.8.2022)