AMD-Chefin Lisa Su präsentierte die neueste Generation der Ryzen-CPUs.

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AMD hat die neuen Prozessoren der Ryzen-7000-Serie vorgestellt und verspricht nicht nur deutlich mehr Leistung gegenüber den Vorgängern der Zen3-Generation, sondern auch deutlich mehr Effizienz und integriert Grafikeinheiten auf den neuen Prozessoren.

Die unter dem Codenamen "Raphael" bekannten Prozessoren sind in fünf Nanometern gefertigt, laufen auf dem neuen Sockel AM5, unterstützen PCI-Express 5.0 sowie DDR5-Speicher (siehe Glossar unten). AMD-Vorsitzende und CEO Lisa Su stellte vier neue Ryzen-Prozessoren, namentlich Ryzen 9 7950X, Ryzen 9 7900X, Ryzen 7 7700X und Ryzen 5 7600X, vor und präsentierte auch die ersten Leistungsdaten der neuen Generation an CPUs.

Demnach sollen die neuen Ryzen-7000er im Schnitt um 29 Prozent mehr Leistung bringen als die Vorgängergeneration Ryzen 5000. Das liegt zum einen daran, dass die Prozessoren innerhalb eines Taktzyklus mehr Operationen durchführen können und andererseits wie das Spitzenmodell Ryzen 9 7950X einen Single-Core-Boost von 5,7 GHz erreichen. Laut eigenen Angaben sollen die Prozessoren um 74 Prozent effizienter im Stromverbrauch sein.

Das Spitzenmodell verfügt über 16 Kerne, die dank Multithreading 32 Threads bereitstellen können. Der angegebene Takt von 5,7 GHz ist wie bereits erwähnt nur bei Spitzenbelastungen abrufbar, aber auch der Basistakt von 4,5 GHz des 699 Dollar teuren Prozessors wirkt ungewöhnlich hoch und liegt deutlich über der Konkurrenz von Intel, deren High-End-CPU über 3,2 GHz Basistakt verfügt.

Hauptsache schneller als Intel

Der Hauptkonkurrent Intel ist es auch, der bei der Präsentation für Benchmarks herhalten muss. Demnach soll die neuste AMD-CPU um bis zu 57 Prozent schneller sein als das Spitzenmodell des Mitbewerbers. In der Kategorie unter dem Flaggschiff-Level finden sich der Ryzen 9 7900X (549 Dollar) sowie der Ryzen 7 7700X (399 Dollar) mit zwölf beziehungsweise acht Kernen, die ebenfalls Leistungssteigerungen von bis zu 39 Prozent gegenüber der Vorgängergeneration versprechen. Laut AMD soll sogar der kleinste aktuelle Prozessor, der Ryzen 5 7600X (299 Dollar), noch schneller sein als Intels Flaggschiff.

Diese Zahlen sind freilich mit Vorsicht zu genießen, und ob die AMD-Angaben der Realität entsprechen, müssen erst unabhängige Tests beweisen.

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Alle CPUs mit integrierter Grafikeinheit

Darüber hinaus haben die vier vorgestellten CPUs eine eigene Grafikeinheit spendiert bekommen – das war bei den Vorgängern noch nicht der Fall. Eine dedizierte Grafikkarte werden sich Enthusiasten und Core-Gamer aber dennoch nicht sparen können. Die angekündigten Grafikeinheiten auf Basis von RDNA 2 dürften lediglich für simplere Spiele reichen. Für die Kernaufgaben der Bildausgabe, Office-Anwendungen und nicht allzu komplexe Videobearbeitung dürften die integrierten Grafikchips aber allemal genug Leistung liefern.

Mit dem neuen AM5-Sockel erscheinen auch neue Motherboards. Die Sockel bleiben, zumindest was deren Abmessungen betrifft, mit dem alten AM4-Sockel identisch, das heißt, individuelle Kühler passen auch auf die neuen Hauptplatinen. Die günstigen Modelle sollen zum Start 125 US-Dollar kosten. Noch ein kleiner Vorteil für Bastler: Die neuen CPUs verabschieden sich vom sogenannten Pin Grid Array, also den Kontaktstiften an der Unterseite des Chips – damit sollte es deutlich seltener vorkommen, dass Stifte verbogen werden oder gar abbrechen.

Fazit und Preisfrage

Sollten die Daten von AMD auch nur ansatzweise stimmen, dann dürften die neuen Prozessoren die Konkurrenz von Intel in puncto Leistung und Effizienz ausstechen und die Kalifornier wieder an die Spitze des CPU-Markts bringen – zumindest was die Leistung betrifft. Denn um die Nummer eins zu sein, müssen auch die Absatzzahlen stimmen, und da bleibt die große Frage nach dem Preis in Europa offen. Werden die Dollar-Preise wie in der Vergangenheit 1:1 in Euro umgerechnet, dann dürfte sich ein Umstieg in vielen Fällen lohnen. Vor allem der 7700X mit 399 Dollar scheint hier ein guter Deal zu sein.

Die neuen Prozessoren erscheinen am 27. September, wobei es sicher ratsam ist, nicht gleich am Release-Tag zuzuschlagen, sondern erst unabhängige Tests dahingehend abzuwarten, ob AMDs Versprechungen auch den Kontakt mit der Realität überleben. Zumal Intel voraussichtlich im Oktober die 13. Core-Generation namens Raptor-Lake vorstellen wird und den Vorsprung von AMD wieder ausgleichen könnte. (red, 31.8.2022)