Die Pläne für das Wohn- und Geschäftsgebäude stammen von Querkraft Architekten.

Visualisierung: Querkraft Architekten

Das Wiener Nordbahnviertel auf dem Gelände des ehemaligen Nordbahnhofs wächst weiter. Am Dienstag erfolgte im Beisein der Wiener Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál und des Leopoldstädter Bezirksvorstehers Alexander Nikolai (beide SPÖ) der Spatenstich für ein neues Projekt westlich der Bahntrasse ("Nordbahnhof III"): Die gemeinnützigen Bauträger Migra und Wogem errichten hier an der Ecke Nordbahnstraße/Am Tabor bis zum Frühjahr 2024 gemeinsam ein Gebäude mit 247 geförderten Mietwohnungen sowie Büro- und Geschäftsflächen. Die Pläne stammen von Querkraft Architekten.

Die Stadt Wien fördert das Vorhaben mit rund 11,5 Millionen Euro, die Gesamtkosten belaufen sich auf 43,3 Millionen Euro. Die Preise sollten halten; mit dem Generalunternehmer Östu-Stettin wurden im Vorjahr noch Fixpreise vereinbart, sagt Wogem-Geschäftsführer Philipp Seifert dem STANDARD.

Migra wird Büros beziehen

Zehn Geschäftslokale sowie drei Büros werden im sogenannten Stadtsockel errichtet, der das Erdgeschoß und die zwei bis vier Etagen darüber umfasst (auf der Visualisierung in Gelb gehalten). In einem dieser Büros wird später auch die Migra selbst einziehen, gaben die Geschäftsführer Alfred Petritz und Smajo Pasalic bekannt.

Von den Wohnungen werden 127 als Smart-Wohnungen errichtet, bei denen es einen Finanzierungsbeitrag von 60 Euro je Quadratmeter und eine monatliche Gesamtmiete von 7,46 Euro je Quadratmeter geben wird. Die restlichen 120 Wohnungen sind "normale" geförderte Mietwohnungen. Hier wird es zwei Varianten für die Anmietung geben: Variante 1 mit 272 Euro/m² an Eigenmitteln und monatlicher Gesamtmiete von 7,97 Euro/m², Variante 2 mit 72 Euro Eigenmitteln und 8,17 Euro Gesamtmiete je Quadratmeter.

Keine Kaufoption, weil Baurechtsprojekt

Trotz der dafür ausreichend hohen Eigenmittel wird es hier für Mieterinnen und Mieter allerdings keine Kaufoption geben. Der Grund dafür ist, dass es sich um ein Baurechtsprojekt handelt: Das genau 7.051 Quadratmeter große Grundstück gehört einer Tochter der Wiener Städtischen (55 Prozent) sowie dem Stift Klosterneuburg (45 Prozent). Die ÖBB hatten es laut Grundbuch erst 2019 für rund 6,5 Millionen Euro an die beiden verkauft.

Der Baurechtsvertrag wurde im Jahr 2021 für 58 Jahre abgeschlossen und enthält eine einmalige Verlängerungsoption um 20 Jahre. Der Bauzins beträgt laut Vertrag 21.600 Euro im Monat, was einem Euro pro Quadratmeter an oberirdischer Nutzfläche entspricht. Laut Seifert ist von den Mieterinnen und Mietern somit also ein Euro je Quadratmeter und Monat an Bauzins zu zahlen, dieser Betrag sei in den oben genannten Mietpreisen allerdings schon inkludiert.

Reparatur-Café und Urban Gardening

30 Wohnungen, davon etwa zur Hälfte Smart-Wohnungen, sollen über den Verein Juno an Alleinerziehende vergeben werden. Im Haus geplant sind außerdem drei Wohngemeinschaften für Kinder und Jugendliche, ein Reparatur-Café, ein "Grätzel-Stützpunkt" der Volkshilfe und ein Standort des Programms Jobtrain, ebenfalls von der Volkshilfe.

Energietechnisch setzt man auf Heizen und Kühlen mittels Bauteilaktivierung, Photovoltaik auf dem Dach und großzügige Fassaden- und Dachbegrünung. Auch Urban Gardening ist geplant. Im Frühjahr 2024 soll alles fertiggestellt sein. (mapu, 31.8.2022)