Der Zicksee in der Nähe von Neusiedl am See im Burgenland kämpft mit enormer Trockenheit. Die hohen Temperaturen setzen ihm zu, der Pegel sinkt seit Jahren.

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Überflutete Schrebergärten in Altach im Rheintal, Vorarlberg.

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Auch das Laaerbergbad in Favoriten war diesen Sommer gut besucht.

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Aus kalendarischer Sicht läuft der Sommer noch, meteorologisch gesehen hingegen ging er mit dem letzten Augusttag zu Ende. In beiden Fällen steht allerdings schon jetzt fest: Es war einer der heißesten Sommer, der in Österreich jemals registriert wurde. "Wir haben den zumindest viertwärmsten Sommer in Österreichs 255-jähriger Messgeschichte erlebt", zieht Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) eine erste Bilanz.

Der Sommer im Jahr 2015 sei nur eine Spur wärmer gewesen. Nach Auswertung aller Messstationen könnte das Jahr 2022 noch nachziehen, schreibt Orlik in einem Beitrag auf der Homepage des staatlichen meteorologischen und geophysikalischen Dienstes des Landes. Klar an der Spitze liegen die Sommer 2003 und 2019. Die vergangenen drei Monate waren um 1,6 Grad wärmer, als es im Schnitt der Jahre 1991 bis 2020 der Fall war. Blickt man noch weiter zurück, dann stieg die durchschnittliche Temperatur zuletzt noch augenfälliger an. Zieht man gar den Durchschnitt der Zeitspanne von 1961 bis 1990 als Vergleich heran – als die globale Klimaerwärmung weniger deutlich sichtbar war –, dann lag der Sommer 2022 sogar um 3,4 Grad über dem Mittel.

Unterdurchschnittliche Temperaturverhältnisse herrschten dieses Jahr kaum vor. Und selbst im Hochgebirge war es ungewöhnlich heiß. Beim Sonnblick-Observatorium in rund 3100 Meter Seehöhe verzeichnete die ZAMG mit 6. Juli 2022 die früheste Ausaperung – also das Verschwinden der Winterschneedecke – seit Schnee-Messbeginn im Jahr 1938. Im Tiefland dokumentierte die ZAMG in diesem Sommer je nach Region drei bis vier Hitzewellen. Sie hielten jeweils zwischen drei und 26 Tagen an. Die erste rollte bereits in der ersten Junihälfte an, die bisher letzte startete am 15. August und endete mit einem markanten Wetterwechsel fünf Tage später. In den meisten Landeshauptstädten zählte man heuer bereits rund 40 Prozent mehr Hitzetage als im Durchschnitt der letzten 30 Jahre.

Große Dürre

Der diesjährige Sommer bestätige somit den Trend zu einem immer wärmeren Klima. Die heißesten unter allen seit 1767 gemessenenen, insgesamt 256 Sommern datieren ZAMG-Angaben zufolge fast alle aus der jüngeren Vergangenheit. Drei der 15 wärmsten jemals gemessenen Sommer fanden hierzulande im 19. Jahrhundert statt, zwei in den 1990er-Jahren. Alle anderen wurden im 21. Jahrhundert registriert.

In diese Richtung, befürchten Expertinnen und Experten auf dem Gebiet, dürfte sich das Klima auch in Zukunft weiterbewegen. So waren die Marillen wie bereits in den Jahren zuvor erneut schon im Juli reif, der Schwarze Holunder kam Anfang August. Auch den Bäumen machte die Hitze sichtlich zu schaffen: Vielerorts sind die Blätter verfärbt oder ist das Laub bereits abgefallen, was einen herbstlichen Eindruck vermittelt. Während die Natur also eigentlich regelmäßigeren Niederschlag bräuchte, um den zusätzlichen Wasserverbrauch durch die steigende Hitze auszugleichen, blieb der Regen für lange Perioden gänzlich aus – mancherorts setzte er dafür umso heftiger ein.

Heftiger Regen

Auch die häufig auftretenden Wechsel zwischen längeren trockenen Phasen und sehr großen Regenmengen binnen eines kurzen Zeitraums machen den aktuellen Erkenntnissen aus der Klimaforschung nach die neue Normalität aus. Von der Trockenheit waren die österreichischen Regionen allerdings unterschiedlich betroffen. Österreichweit brachten die vergangenen Monate um 15 Prozent weniger Niederschlag als im vieljährigen Durchschnitt. In Teilen Kärntens wiederum regnete es halb so viel wie üblicherweise sonst. Hinzu kommt: "Es ist in Österreich schon seit einem Jahr deutlich zu trocken. Dieser Sommer hat die bestehenden Probleme weiter verschärft", erklärt Klimatologe Orlik.

Auch den Seen und Flüssen fehlt zusehends Wasser. Besonders prekär ist die Situation im Burgenland aufgrund der dortigen Kombination aus fehlender Winterfeuchte, wenig Niederschlag und langanhaltender Hitze. Der Neusiedler See verdunstet, und auch die Region Seewinkel liegt am Trockenen: Der Zicksee ist inzwischen mehrheitlich von dürren Schlammmassen bedeckt.

Auf der anderen Seite gab es kurzfristig sehr viel Regen. So schüttete es in Bregenz von 18. bis 19. August in 24 Stunden so stark, dass 200 Liter pro Quadratmeter gemessen wurden – was Vorarlberg einen neuen 24-Stunden-Regenrekord brachte. Beim Hochwasser 2005 gingen 300 Liter Regen pro Quadratmeter nieder – allerdings in fünf Tagen. (Anna Giulia Fink, 1.9.2022)