Die Covid-Auffrischungsimpfung – also der vierte Stich – wird in Österreich ab sofort für alle ab zwölf Jahren empfohlen. Diese Ankündigung kam auch für gut Informierte recht überraschend und hat international keine wirklichen Vorbilder. Die meisten Impfgremien empfehlen den vierten Stich für Immunschwache und für über 60-Jährige.

Die Impfung ist ein wirkungsvoller Schutz vor schwerer Erkrankung.
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Die Impfung ist ein wirkungsvoller Schutz vor schwerer Erkrankung, und nach milliardenfacher Anwendung weiß man auch definitiv, dass sie sicher ist. So viel sei klargestellt. Ein mehrfaches Impfen, auch für jüngere Menschen, ist keinesfalls schädlich. Trotzdem ist die neue Empfehlung eher verwirrend als erhellend. Denn eine wissenschaftlich gut nachvollziehbare Erklärung dafür ist man schuldig geblieben. Doch gerade bei einem Thema, das so viel diskutiert wird in der Bevölkerung und das so viele Emotionen hervorruft, sollte man besonders klar begründen. Wie kann man sonst den Durchblick bewahren, wenn einerseits simple infektionsbrechende Maßnahmen wie Masketragen und Quarantäne abgeschafft werden, andererseits eine Auffrischung für alle empfohlen wird?

So lapidar angekündigt ist es nachvollziehbar, dass sich viele verunsichert fühlen. Die interessierte Bevölkerung hat sich mittlerweile ein sehr fundiertes Wissen zum Thema angeeignet und entscheidet verantwortungsbewusst über den persönlichen Umgang mit der Pandemie. Nichtinteressierte und Impfgegner wird man damit nicht erreichen, dafür wären endlich Impfkampagnen nötig, die die Bezeichnung auch verdienen.

Es drängt sich der Verdacht auf, dass es sich dabei um eine politische Aktion handelt: Eine Impfempfehlung tut niemandem weh, gleichzeitig erregt man den Eindruck, man tue etwas angesichts der sicheren Herbstwelle. Doch viel wahrscheinlicher führt das dazu, dass immer weniger Menschen auf die Expertenmeinung hören. (Pia Kruckenhauser, 31.8.2022)