Peltolas Sieg war ein Überraschungserfolg gegen die ehemalige Gouverneurin und Tea-Party-Hardlinerin Palin.

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Anchorage – Die US-Demokraten haben bei einer Sonderabstimmung über einen Kongresssitz im Bundesstaat Alaska einen durchaus überraschenden, wenngleich bereits erhofften Sieg eingefahren. Die Demokratin Mary Peltola setzte sich bei dem Rennen gegen die frühere republikanische Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin durch, wie die Wahlaufsicht in Alaska am Mittwochabend verkündete. Peltola kam demnach auf 51,5 Prozent der Stimmen, die polarisierende Palin auf rund 48,5 Prozent.

Durch den Tod des langjährigen republikanischen Abgeordneten Don Young war der Sitz freigeworden, was zu der außerplanmäßigen Wahl führte. Die Abstimmung hatte bereits Mitte August stattgefunden. Weil bei der Auszählung am Wahltag niemand eine absolute Mehrheit erreichte, klärte sich der Wahlausgang erst mit Verzögerung. Alaska ist im US-Repräsentantenhaus nur mit einem Sitz vertreten. Der Sitz war zuvor jahrzehntelang, in republikanischer Hand gewesen. Seit 1964 wählte Alaska auch bei den Präsidentschaftswahlen stets rot.

Sitz wird schon im November neu vergeben

Bei der anstehenden Kongresswahl im November wird der Sitz allerdings schon wieder neu vergeben. Dann wird das gesamte Repräsentantenhaus neu gewählt, wie auch ein Drittel der Sitze in der anderen Kongresskammer, dem Senat. Dann hat Palin eine weitere Chance. Der Sonderabstimmung nur wenige Monate zuvor wurde dennoch einige Bedeutung beigemessen.

Das Ergebnis ist eine herbe Enttäuschung für Palin, die von 2006 bis 2009 Gouverneurin Alaskas gewesen war und die als einstige Ikone der radikal konservativen und populistischen Tea-Party-Bewegung und als Vizepräsidentschaftskandidatin der Republikaner einige Bekanntheit erlangt hatte. Im republikanisch geprägten Alaska schien Palin eigentlich im Vorteil, auch weil sie auf nationaler Bühne weitaus prominenter als die bisher unbekannte Peltola. Gedächtnisstützen wie in ihrem Tweet von heute morgen, dürfte die erste indigene (Yup'ik) Kongressabgeordnete aus Alaska künftig jedenfalls weniger oft gebrauchen.

Nach längerer Pause hatte die Republikanerin Palin bei der Abstimmung ihr politisches Comeback hinlegen wollen. Das gelang nun nicht, zumindest nicht im ersten Anlauf. Bei der Wahl im November treten Peltola und Palin wieder beide an. Der frühere US-Präsident Donald Trump hatte Palin im Wahlkampf unterstützt. Ihre Niederlage ist daher auch eine Schlappe für Trump.

Abtreibung, Fische und Arbeiter

Inhaltlich fokussierte sich Peltola auf einige Kernthemen, die sie auf ihrer Twitter-Seite zuletzt als "pro-choice, pro-fish, pro-worker, and pro-Alaska" beschrieb. Sie setzt sich also für ein Abtreibungsrecht, für einen nachhaltigen Umgang mit der Fischerei, für die Rechte von Arbeiterinnen und Arbeitern sowie für Alaska ein.

Als Grund für Palins Wahlniederlage gilt auch das Ranked-Choice-Voting. Dabei gibt man bei der Wahl nicht nur eine, sondern mehrere Kandidatinnen und Kandidaten in einer bestimmten Reihenfolge an. Scheidet eine präferierte Kandidatin in der Wahl um die absolute Mehrheit aus, wandert die Zweitstimme an die nächstgewünschte Option. Viele Wählerinnen und Wähler, die der zweiten republikanischen Kandidatin zunächst ihre Stimme gaben, dürften auf den Folgerängen aber eben Peltola und nicht Palin – vielen galt die Art Palins als zu radikal. (APA, faso, 1.9.2022)