Als junges Mädchen verfolgte sie den Wahlkampf des Mannes aus nächster Nähe, der Alaska über fünf Jahrzehnte im US-Kongress vertreten hatte. Dabei könnte Mary Peltola nicht verschiedener sein als Don Young, mit dem ihr Vater eng befreundet war. Während der legendäre Republikaner aus dem Polarstaat ein Raubein war, das gerne austeilte, hat die Angehörige der Yup'ik das Image einer sanften Brückenbauerin.

Nach Auszählung aller Stimmen der Nachwahlen vom 17. August steht nun fest, dass Peltola den verstorbenen Young beerben wird. Sie lag am Ende mit 51.5 Prozent um drei Punkte vor der ehemaligen Gouverneurin des Bundesstaats, Sarah Palin. Aufgrund der langen Postlaufzeiten aus den entlegenen Regionen Alaskas hatte das offizielle Wahlergebnis knapp zwei Wochen auf sich warten lassen. Mit dem Rückenwind einer Amtsinhaberin geht sie im November bei den Zwischenwahlen noch einmal an den Start – ein Rennen, in dem sie nach dem komplizierten Ausscheidungssystems Alaskas ebenfalls deutlich führt.

Mary Peltola gilt nun auch als Favoritin für die Midterms.
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Dass sich die einzige Demokratin in dem einstmals bis zu 50 Kandidaten großen Feld durchsetzen konnte, hat mit ihrer Qualität als unabhängige Brückenbauerin zu tun. "Ich sehe die Menschen jenseits ihrer Parteizugehörigkeit", erklärte die Leiterin einer Fischereibehörde der Indigenen am Kuskokwim River in der Wahlnacht ihr Erfolgsrezept. "Die Menschen in Alaska schätzen das. Sie wählen Personen und nicht Parteien."

Auch Palin sagt nur Gutes

Ihre positive Ausstrahlung als Person stellte die vierfache Mutter, die am Mittwoch ihren 49. Geburtstag feierte, in ihrer Zeit als Abgeordnete im Staatsparlament von Alaska über zehn Jahre unter Beweis (2009–2019). Damals freundete sie sich mit ihrer Konkurrentin um den Kongresssitz über eine zeitgleiche Schwangerschaft an. Sie arbeitete so gut mit der Gouverneurin zusammen, dass Palin bis heute nur Gutes über Peltola zu sagen hat.

Die ehemalige Vizepräsidentschaftskandidatin John McCains und Wegbereiterin des Trumpismus würde sogar für Peltola stimmen, stünde sie nicht selber auf dem Wahlschein. Das deutete sie während einer Debatte an, als der Moderator danach fragte, wer ihre zweite Wahl in dem nach Rängen gewichteten System wäre. Palin zeigte auf die Demokratin.

Während Peltola auch eine "Alaska zuerst"-Kandidatin ist, unterscheidet sie sich beim Klimaschutz und dem straffreien Zugang zur Abtreibung deutlich von Palin und dem verstorbenen Vorgänger Young. Ein Vorteil ist ihre ethnische Herkunft als Angehörige der Yup'ik. Rund 15 Prozent der Einwohner des Bundesstaats sind Indigene. Die ausgebildete Lehrerin erinnerte in ihrem Wahlkampf an die sozialen Werte der Yup'ik, die sie nach Washington bringen will. Mit dem Sieg bei der Nachwahl schrieb Peltola jedenfalls Geschichte. Und machte die erste indigene Repräsentantin aus Alaska bei den Midterms zur Favoritin, die einem Comeback Palins im Weg stünde. (Thomas Spang, 1.9.2022)