Wenn es um Spitzenjobs in der Wirtschaft geht, dann sind meistens große Personalberatungsunternehmen im Spiel, um Kandidatinnen und Kandidaten dafür zu suchen. Immer wieder taucht vor allem im staats- und politiknahen Bereich der Verdacht auf, dass dabei nicht alles möglichst objektiviert vonstattengeht. Stimmt das?

Intransparent ist die Branche jedenfalls – sowohl in puncto Geschäftsgebarung als auch in puncto Arbeitsweise. Denn die Akteure leben von Diskretion, guten Netzwerken und einem guten "track record", also erfolgreichen Besetzungen. Wie tickt die Branche – und wie kommt man in diese Berufswelt?

Frage: Wie wird man Personalberater?

Antwort: Personalberatung ist kein formal institutionalisierter Beruf. Zur Unternehmensgründung reicht ein Gewerbeschein. Entsprechend bunt gemischt ist die Branche: Manche beginnen als Researcher und werden durch Erfahrungswissen Personalberater. Andere steigen als Partner in Personalberatungsfirmen ein, manche betreiben Personalberatung zusätzlich (mit der Unternehmensberaterprüfung) zu anderen Beratungsleistungen. Wieder andere steigen aus Konzernen aus und arbeiten mit dem über die Jahre erworbenen Netzwerk als "Einzelkämpfer".

Wer kriegt den Job? Für Spitzenpositionen sind meistens Headhunter im Einsatz.
Foto: Boguslaw Mazur

Frage: Wie ist die Branche strukturiert?

Antwort: Die Struktur ist so bunt wie die Player. Einige wenige international tätige Unternehmen in der Personalberatung und im Executive Search (Führungskräftesuche) sind börsennotiert. Zu den Großen international gehören Egon Zehnder, Korn Ferry, Spencer Stuart, Heidrick & Struggles, Russel Reynolds, Amrop oder Mercuri Urval. Sie sind entweder als Netzwerk oder als Unternehmen mit Niederlassungen organisiert. Oder Einzelpersonen vertreten eine Marke. Neben Generalisten gibt es auch auf bestimmte Branchen oder bestimmte Professionen spezialisierte Personalberatungen, Boutiquen, die auch mit Gehaltsberatung ihr Geld verdienen oder ein Portfolio an zusätzlichen Leistungen (etwa Management-Audits) offerieren. Manche sammeln auch online Lebensläufe ein und offerieren diese Unternehmen.

Frage: Ist Executive Search dasselbe wie Personalberatung?

Antwort: Führungskräftesuche (Executive Search) legt immer großen Wert darauf, die Oberliga der Personalberatung zu sein. Aus ihrer Sicht wären dann Personalberatungen, die Fachleute vermitteln (etwa Manpower, Adecco, Randstad), am anderen Ende des Branchenspektrums angesiedelt. Keinesfalls wollen diese Berater hören, sie würden Personal "vermitteln". Sie erklären, ihre Selektion mit viel Aufwand, internationalem Research und wertvoll bestückten Datenbanken zu betreiben und so die Kandidatinnen und Kandidaten gezielt direkt anzusprechen.

Frage: Was verdienen Personalberater?

Antwort: Üblich ist im Executive Search etwa ein Drittel des Jahresbruttogehalts der Zielperson. Oft kommen aber verschiedene andere Dienstlistungen – Integritätschecks – dazu. manche haben Fixsätze, andere arbeiten nach Erfolgshonorar. Eine einheitliche Regelung gibt es ebenso wenig wie eine einheitliche Arbeitsweise. An die Öffentlichkeit gelangen die Details eigentlich nie. Angestellte Personalberaterinnen und -berater haben oft ein eher niedriges Fixgehalt, dafür einen hohen Bonus.

Frage: Wie reguliert sich die Branche selbst?

Antwort: Gar nicht. In Österreich gibt es weder eine spezifische gemeinsame Berufsvertretung noch einen Code of Conduct oder einen Ethikkatalog. Gesamtumsätze lassen sich nicht erheben. Auch die Revenues der Börsennotierten weisen die einzelnen Länderumsätze überwiegend nicht aus. Ebenso ist die genaue Zahl der hier in diesem Bereich tätigen Personen nicht exakt zu erheben. Etwa ein, zwei Dutzend Markennamen scheinen regelmäßig als Stellenausschreibende in Medien auf. Wobei: Lediglich 15 bis 20 Prozent der Stellenausschreibungen laufen über Personalberater. Wer nicht unbedingt ausschreiben muss (aufgrund von Regularien), verlässt sich gern auch auf diskrete Suche – um die amtierende Person nicht zu verstören oder um die Konkurrenz nicht auf falsche Gedanken zu bringen.

Frage: Haben Personalberater Auflagen, die sie zu einer bestimmten Arbeitsweise verpflichten?

Antwort: Die Akteure leben von ihrer Reputation, ihren Netzwerken, ihren Datenbanken, ihrer Diskretion und ihren Besetzungserfolgen. Einheitliche Standards gibt es nicht. Es ist allerdings zu beobachten, dass Unternehmen, die ausschreiben müssen, meistens auf große Marken zurückgreifen. Ansonsten ist die Arbeitsweise der Personalberater wohl so unterschiedlich, wie es ihre Auftraggeber sind. Die guten können auf Augenhöhe beraten und gegebenenfalls das Stellenprofil mitgestalten. Hinter vorgehaltener Hand wird immer wieder unterstellt, dass es oft um "Persilscheine" für die längst gefundene Person gehe. Das bestreiten die Akteure der Branche natürlich heftig. Der Vorwurf, lediglich Eigentümerinteressen zu dienen, kommt über Verdacht und Behauptung auch nie hinaus. Und da schließt sich der Kreis der Diskretion. (Karin Bauer, 5.9.2022)