Medikamente wie Paxlovid senken das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs, wenn sie rasch nach einem positiven Test eingenommen werden.

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In den vergangenen Wochen wurde der Zugang zu den Covid-19-Medikamenten in ganz Österreich deutlich erleichtert. Orale Medikamente (in Tablettenform) können durch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte verschrieben, sie können österreichweit direkt in der Apotheke abgeholt werden. Dafür reicht in der Regel ein Telefonanruf bei der Hausärztin oder dem Hausarzt.

Am dritten Tag nach Einnahme kein infektiöses Virus mehr nachweisbar

Seit 1. September steht mit Lagevrio – neben Paxlovid – zudem ein weiteres gut wirksames Covid-19-Medikament zur Verfügung. Möglich ist der Einsatz durch ein sogenanntes Compassionate Use Programme, in dem die Patientinnen und Patienten der Verabreichung zustimmen müssen. Das liegt daran, dass dieses orale antivirale Medikament zwar von der EMA bereits empfohlen, aber noch nicht zugelassen wurde.

Mehrere unabhängige Studien zeigen eine antivirale Wirksamkeit von Lagevrio (Molnupiravir) bei verschiedenen Sars-CoV-2-Varianten wie Alpha, Delta, Gamma und frühen Omikron-Stämmen. Für die Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 liegt nun ebenfalls der erste Nachweis für die antivirale Effektivität vor, basierend auf präklinischen Daten im New England Journal of Medicine.

Die ebenfalls im New England Journal of Medicine veröffentlichten Ergebnisse der klinischen Phase-III-Studie zeigten, dass die frühe antivirale Therapie mit Lagevrio bei Risikopatienten und Risikopatientinnen das Risiko zu versterben signifikant um 89 Prozent und das kombinierte Risiko für Hospitalisierung und Versterben signifikant um 31 Prozent senkte. Bisherige Studienergebnissen zeigten, dass bereits drei Tage nach dem Therapiestart kein infektiöses Sars-CoV-2-Virus im Körper der Patientinnen und Patienten nachweisbar war.

Rasche Einnehmen nach positivem Test

Aktuell stehen in Österreich neben Regkirona, Xevudy und Evusheld, die direkt in Krankenhäusern verabreicht werden, zwei orale Covid-19-Medikamente zur Verfügung. Sie können nach ärztlicher Diagnose per E-Rezept verschrieben werden. Nach einem positiven Antigen- oder PCR-Test genügt also häufig ein Anruf beim Hausarzt. Die Medikamente können dann direkt in der Apotheke abgeholt werden. Paxlovid wurde von der EMA zugelassen und wird in Österreich bereits verschrieben.

Von den beiden Arzneimitteln, die im niedergelassenen Bereich zur Verfügung stehen, sind bislang rund 240.000 Stück nach Österreich geliefert worden. Bisher konnten damit 29.000 Behandlungen durchgeführt werden. In den vergangenen beiden Monaten war ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen.

Voraussetzung ist, dass sie möglichst rasch nach dem positiven Testergebnis (Antigen- oder PCR-Test) eingenommen werden. Daher hat das Gesundheitsministerium gemeinsam mit Ärztekammer und Apothekerkammer den Zugang in den vergangenen Wochen deutlich erleichtert. Paxlovid und Lagevrio sind in allen österreichischen Apotheken lagernd. Die Verschreibung ist nun via E-Rezept möglich. Die Formalitäten für den Einsatz von Lagevrio wurden stark reduziert.

Medikamente ausschließlich für Risikogruppen

"Covid-19-Medikamente werden uns helfen, gut durch den Herbst zu kommen. Wir arbeiten bereits seit Juli daran, den niederschwelligen Zugang zu gewährleisten. Zusammen mit der Ärztekammer und der Apothekerkammer können wir sicherstellen, dass Medikamente nach einem positiven Test rasch und flächendeckend zur Verfügung stehen", betont Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne). Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer, begrüßt diese Entwicklung: "Wir Ärztinnen und Ärzte haben damit, natürlich nach sorgfältiger Prüfung möglicher Neben- und Wechselwirkungen, eine zusätzliche Behandlungsoption, damit positiv getestete Patientinnen und Patienten einen möglichst milden Krankheitsverlauf haben."

Damit die Covid-19-Medikamente auch schnellstmöglich verschrieben und verabreicht werden können, hat die Ärztekammer alle niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in ganz Österreich umfassend über die Vorteile und die Verschreibung informiert. Auch die Apotheken, über die Risikopersonen Zugang zu den verschriebenen Covid-19-Medikamenten erhalten, wurden in den vergangenen Wochen auf die niederschwellige Verteilung der Medikamente vorbereitet.

Die Behandlung mit Covid-19-Medikamenten ist ausschließlich für Risikopatientinnen und Risikopatienten vorgesehen. Ist man für ein Covid-19-Medikament geeignet – gehört man also der Risikogruppe an –, soll man sich bei Vorliegen eines positiven Testergebnisses (Antigen- oder PCR-Test) umgehend mit dem behandelnden Arzt bzw. der Ärztin in Verbindung setzen. Das wird insbesondere für folgende Menschen empfohlen:

  • Personen in erhöhtem Alter,
  • Personen mit chronischen Erkrankungen (z. B. Diabetes),
  • Personen mit Übergewicht und
  • Personen mit Erkrankungen bzw. die Einnahme von Medikamenten, die das Immunsystem beeinflussen.

Im Einzelfall ist es eine ärztliche Entscheidung, ob eine Person der Risikogruppe angehört. (APA, poem, 2.9.2022)