'Ein schöner Dreck ist das. Eine der eindrucksvolleren Pfui-gack-Meldungen dieses Sommers betrifft die ökologischen Scherereien, die private britische Abwasserunternehmen verursacht haben. Welche Scherereien? In diesen Betrieben ist es offenbar seit Jahren Sitte, Unmengen von ungefilterten Abwässern in Flüsse und ins Meer einzuspeisen, damit man den Dreck kostengünstig loswird. Wär ja noch schöner, wenn man sich die Bilanzen mit Kosten für teure Kläranlagen versauen müsste!

Nicht alle können diesen marktfundamentalistisch inspirierten Entsorgungstrick gutheißen. So finden es etwa die Franzosen kaum lustig, wenn ihnen, merde alors, massenhaft original britischer Kot via Ärmelkanal an die Küsten gespült wird. Umgekehrt wurmt es alle badewilligen Engländer, wenn sie auf diesen Spaß verzichten müssen, weil, wie heuer, die Strände gesperrt sind und das Meer zum Himmel stinkt.

So finden es etwa die Franzosen kaum lustig, wenn ihnen, merde alors, massenhaft original britischer Kot via Ärmelkanal an die Küsten gespült wird.
Foto: imago images/Jan Huebner

Die britische Sommeridylle 2022 schaut also so aus, dass die Plutokraten entspannt im Privatpool fläzen, während der Pöbel und die Tiere im dreckigen Meer baden müssen oder es überhaupt gleich sein lassen. Selbstverständlich war die gutbetuchte Creme der Tories (Johnson, Cameron, Rees-Mogg, Nigel Farage etc.) an der Herstellung dieser Idylle beteiligt, indem sie Umweltauflagen für Privatfirmen stanzte und staatlichen Öko-Institutionen die Gelder kürzte. Freie Bahn den Dreckigen! Und erst recht nach dem Brexit!

Viele Plutokraten haben es ja gern, wenn sie die Distanz zwischen ihresgleichen und dem Pöbel lustvoll auskosten können. Sie tun dies, indem sie durch die Auswahl passender Hobbys (Heli-Skiing; mit der 100-Meter-Yacht übers Korallenriff brettern etc.) demonstrieren, dass ihnen finanzielle Kosten so egal sind wie ökologische. Hauptsache, es schaut luxuriös aus und macht neidisch. Oder, wie der US-Autor Gore Vidal schrieb: "It’s not enough to succeed. Others must fail."

Schade nur, dass manchmal auch die Wohlhabenden von der globalen Dreckvermehrung tangiert werden. Nach den endlosen Waldbränden in Kalifornien, berichtet die NYT, sei, Filteranlagen hin, Filteranlagen her, selbst in vielen Häusern, die den reichsten Leuten des Landes gehören, die Luftqualität inzwischen "grauenhaft". Traurig. Vielleicht könnte ein Crowdfunding für die Betroffenen ein wenig Abhilfe schaffen. (Christoph Winder 3.9.2022)