Van der Bellen bekam die meisten Unterstützungserklärungen von allen Kandidaten.

Christian Fischer
Christian Fischer

Wien – Dominik Wlazny alias Marco Pogo war der erste Kandidat, der schon vor zwei Wochen die für eine Kandidatur notwendigen 6.000 Unterstützungserklärungen abgegeben hatte. Die Kiste mit den Unterschriften positionierte der Chef der Bierpartei auf einem kleinen Handwagen – und zog diesen die letzten Meter zur Bundeswahlbehörde selbst hin. Alexander Van der Bellen sammelte hingegen bis zum letzten regulären Tag: Die 24.600 Unterschriften ließ der Amtsinhaber am Freitag direkt vor der Hofburg aufstapeln – ehe Van der Bellen wieder ins Wahlkampfauto stieg und die Unterschriften bei der Behörde ablieferte.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen zählte überschlagsmäßig seine Unterstützungserklärungen.
Christian Fischer

"Das Leben ist zu kurz, um schiache Bilder zu machen", begründete Van der Bellen den Ort der Präsentation vor seinem Amtssitz. Denn bei der Wahlbehörde im Innenministerium sei derzeit eine Baustelle. Van der Bellen bedankte sich bei seinen Unterstützerinnen und Unterstützern und meinte: "Damit beginnt der Wahlkampf nächste Woche." So lange wollte Van der Bellen dann aber doch nicht warten – und nannte nur wenige Sekunden später "Erfahrung, Unabhängigkeit und Stabilität" als drei Punkte, die für ihn sprechen würden.

Drei Wahlgänge 2016 nötig

Van der Bellen geht als hoher Favorit in die Bundespräsidentenwahl am 9. Oktober. Daraus machte er auch gar keinen Hehl. "Ich möchte die Absolute haben und im ersten Wahlgang bestätigt werden", sagte er. Eine Stichwahl will der Amtsinhaber vermeiden.

2016 hatte es nach zahlreichen Pannen gar drei Wahlgänge gebraucht. Nachdem damals der Verfassungsgerichtshof das Ergebnis der ersten Stichwahl zwischen Van der Bellen und FPÖ-Kandidat Norbert Hofer aufgehoben hatte, musste ein erster Termin für die Wahlwiederholung wegen Problemen mit Briefwahlunterlagen verschoben werden. Erst mehr als sieben Monate nach dem ersten Wahlgang stand Van der Bellen als finaler Sieger fest.

2022 sei es trotz Favoritenrolle "keine g'mahde Wies’n", sagte Van der Bellen. Es komme stark auf die Wahlbeteiligung an. Wer ihn als Präsident wolle, müsse auch zur Wahl gehen. TV-Diskussionen mit anderen Kandidaten werde er sich im Wahlkampf nicht stellen, kündigte Van der Bellen an.

Sieben Kandidaten wohl fix

Bis Freitag, 17 Uhr, konnten Kandidaten noch mindestens 6.000 Unterstützungserklärungen sammeln und bei der Behörde abgeben, um damit auf den Wahlzettel zu kommen. Van der Bellen dürfte die meisten eingereicht haben: Hinter ihm reihen sich FPÖ-Kandidat Walter Rosenkranz (18.500), der Anwalt und Ex-Krone-Kolumnist Tassilo Wallentin (18.000), MFG-Chef Michael Brunner (rund 15.000), der einstige FPÖ- und BZÖ-Politiker und aktuelle Blogger Gerald Grosz (mehr als 9.000), "Waldviertler"-Schuhfabrikant Heinrich Staudinger (mehr als 9.000) und Dominik Wlazny ein. Die Zahlen stammen von den Kandidaten selbst. Ein Ranking ist insofern nicht zielführend, als die Kandidaten über einen unterschiedlich langen Zeitraum hinweg Unterschriften gesammelt haben.

Als Letzter der Kandidaten, die nach Eigenangaben die 6.000er-Hürde übersprungen haben, reichte am Freitagnachmittag Unternehmer Staudinger seine Unterstützungserklärungen ein. Auch er setzte wie Bierpartei-Chef Wlazny auf einen Leiterwagen und brachte die tausenden Zettel mit den Erklärungen auf diesem Weg zur Wahlbehörde. Staudingers Leiterwagen hat freilich noch einige Lenze mehr auf dem Buckel als jener von Wlazny.

Unternehmer Heinrich Staudinger (Waldviertler Schuhe) hat nach Eigenangaben mehr als 9.000 Unterschriften sammeln können.
Foto: APA / Eva Manhart

Mögliche Nachfrist bis 6. September, 24 Uhr

Bis Samstag werden die Unterstützungserklärungen von der Wahlbehörde gezählt und geprüft, ob 6.000 erreicht wurden. Werden die Angaben von der Behörde bestätigt, stehen mit sieben Kandidaten so viele wie noch nie auf dem Wahlzettel.

Das Innenministerium gab am Freitag kurz nach 17 Uhr bekannt, dass neben den sieben erwarteten Wahlvorschlägen vier weitere eingebracht wurden. Es handelt sich um Wolfgang Ottowitz, David Packer, Johann Peter Schutte und Robert Marschall. Bei ihnen liegen allerdings offenbar zu wenige Unterschriften vor. Ihnen dürfte die Behörde eine Nachfrist bis zum 6. September, 24 Uhr, ermöglichen. (David Krutzler, 2.9.2022)