Die bevorstehende Auszahlung an die Gläubiger in der Causa Mt. Gox könnte sich negativ auf den Bitcoin-Kurs auswirken.

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Acht Jahre nach einem der größten Kryptobörsendiebstähle aller Zeiten wird von Anlegern befürchtet, dass der Fall von Mt. Gox erneut die Kryptowelt erschüttern könnte. Bereits im Juli dieses Jahres kündigte Treuhänder Nobuaki Kobayashi in einem offiziellen Brief an, die mehr als 137.000 verbliebenen Bitcoins, die seine Kanzlei in dieser Causa verwaltet, beginnend mit Ende August an die Gläubiger auszubezahlen.

Der Treuhänder in der Causa Mt. Gox kündigte an, ab Ende August mit der Auszahlung an die Gläubiger zu beginnen. Geschehen ist bis jetzt noch nichts.

Ein Blick auf das auszahlende Bitcoin-Konto der Kanzlei zeigt zwar, dass seit Mai 2018 noch keine Bewegung stattgefunden hat, der Gedanke an eine sofortige Auszahlung dürfte manchen Krypto-Anlegern aber Schweißperlen auf die Stirn treiben. Würde durch den nachfolgenden Abverkauf der Gläubiger nämlich eine derart hohe Summe an Bitcoins auf einmal in den Markt gespült werden, könnte die seit Anfang Mai ohnehin gebeutelte Digitalwährung mangels derzeitiger Nachfrage einen erneuten Preissturz erleiden, so die Sorge.

Der Fall von Mt. Gox

Wie aber kam diese Bitcoin-Summe überhaupt zustande? Zur Erinnerung: Das ursprünglich als Tauschbörse für Sammelkarten initiierte Projekt Mt. Gox ("Magic the Gathering Online Exchange") wurde im Jahr 2010 in eine Kryptobörse umgewandelt und entwickelte sich damals rasch zur größten Handelsplattform für Bitcoins. Als die Börse 2014 durch einen von langer Hand geplanten Hackerangriff um 850.000 Bitcoins erleichtert wurde, meldete sie Insolvenz an und fror die Konten ihrer Kunden ein.

Von den verschwundenen Bitcoins konnten mehr als 137.000 Bitcoins wieder ausfindig gemacht werden. Genau diese Summe gilt nun als Insolvenzmasse des Unternehmens, die von der Tokioter Anwaltskanzlei seit Jahren verwaltet wird und in Kürze zur Auszahlung kommen soll.

Enorme Wertsteigerung

Die Gläubiger, die ihre Ansprüche gegenüber Mt. Gox bis 2015 geltend machen konnten und seither auf eine Entschädigung warten, könnten durch das unfreiwillige "Hodlen", also das dauerhafte Halten einer Kryptowährung, einen nicht unbeträchtlichen Gewinn gemacht haben. Als die Börse am 28. Februar 2014 Insolvenz anmeldete, lag der Kurs eines einzelnen Bitcoins bei knapp 540 Dollar. Beim derzeitigen Kurs der Digitalwährung kann man also ungefähr vom 36-Fachen der ursprünglichen investierten Summe sprechen.

Milde Entwarnung

Inwieweit sich eine Auszahlung auf den Kurs des Bitcoins tatsächlich auswirken könnte, lässt sich nicht mit vollständiger Sicherheit beantworten, zumal die Kanzlei von Kobayashi das exakte Abwicklungsprozedere nicht offengelegt hat. In den letzten Tagen allerdings gaben Gläubiger und Experten erste Entwarnungen, dass sich die Auszahlungen durch Mt. Gox verzögere und somit vermutlich nicht mit schlagartigen Kursstürzen zu rechnen sei.

Das liegt einerseits daran, dass die Entschädigungen gestaffelt ausbezahlt werden dürften und auch davon auszugehen ist, dass nicht alle Anleger ihre Bitcoins sofort loswerden wollen. Zum anderen scheint ein Kurssturz durch die geplante Rückzahlung auch deshalb unwahrscheinlich, weil das tägliche Bitcoin-Handelsvolumen ohnehin so hoch ist, dass ein teilweiser Verkauf dieser jahrelang zurückgehaltenen Bitcoins dabei nicht schwer ins Gewicht fallen würde. (bbr, 4. 9. 2022)