Altes Kinderspielzeug enthält oft gesundheitsschädliche Weichmacher. Es sollte nicht recycelt werden.
Foto: Christian Fischer

84 Prozent – so groß ist der Anteil an altem Kunststoffspielzeug, in dem bei einer neuen Untersuchung gesundheitsschädliche Chemikalien gefunden wurden, die Wachstum und Entwicklung von Kindern gefährden. Das ergab nun eine Studie, die an der Universität Göteborg durchgeführt wurde. Konkret ist die Rede von Phthalaten und kurzkettigen Chlorparaffinen: Sie werden als Weichmacher und Flammschutz eingesetzt.

Die EU-Kommission hat 2020 einen Aktionsplan für Kreislaufwirtschaft ins Leben gerufen, der Ressourcenverbrauch minimieren soll, um bis 2050 einen zirkulären Umgang mit Ressourcen zu erreichen. Doch altes Kinderspielzeug ist zu giftig, um es der Wiederverwertung zuzuführen, schreiben die Forschenden aus Schweden.

Für die Studie unter der Leitung der Forscherin Bethanie Carney Almroth, die in der Fachzeitschrift "Journal of Hazardous Materials Advances" erschien, wurden 157 alte und neue Kinderspielzeuge unter die Lupe genommen. 84 Prozent der alten Spielzeuge enthielten Mengen an problematischen Chemikalien, die über den Grenzwerten lagen. Doch bei 30 Prozent der neuen Spielzeuge wurden ebenfalls die Grenzwerte überschritten, wenn auch in geringerem Ausmaß als bei den alten Spielsachen. Letztere stammten aus Secondhandläden, während die neueren nach 2014 neu gekauft wurden. Man konzentrierte sich dabei nicht allein auf Spielzeug, sondern untersuchte etwa auch Kleidungsstücke für Kinder.

Grenzwert um das 400-Fache überschritten

Was für Kinder die Gefahr von Krebs und DNA-Schädigung bis hin zu künftigen Einschränkungen der Fruchtbarkeit bedeuten kann, zeigt Probleme für das Konzept der Kreislaufwirtschaft auf. Das liege an den teils hohen Konzentrationen: "Viele der alten Bälle zeigten Phthalatkonzentrationen von mehr als 40 Prozent des Spielzeuggewichts, was 400-mal über dem gesetzlichen Grenzwert liegt", sagt Carney. Eine EU-Richtline von 2009 regelt die zulässigen Mengen bei einer Reihe von chemischen Stoffen, die in Spielzeug enthalten sein dürfen, um die Gesundheit und Sicherheit von Kindern zu schützen. Für neue Spielzeuge liegen die Grenzwerte bei 0,1 Prozent des Gesamtgewichts für Phthalate und bei 0,15 Prozent für kurzkettige Chlorparaffine.

In Spielzeugbällen fanden sich besonders hohe Konzentrationen von Weichmachern. In einem Fall machten Phthalate 40 Prozent des Gesamtgewichts aus.
Foto: dpa - Bildfunk

"Die Studie zeigt, dass Wiederverwendung und Recycling nicht immer automatisch etwas Gutes sind", sagt Daniel Slunge von der Universität Göteborg. "Die Spielzeugsicherheitsrichtlinie der EU hat zwar dazu beigetragen, die Konzentrationen gefährlicher Chemikalien in Spielzeug zu verringern, aber das gilt nur für neue Spielsachen, nicht für alte." Die nun durchgeführte Studie zeige, dass es rechtzeitig Richtlinien braucht, um die Qualität von Produkten, die als künftige Rohstoffe dienen sollen, sicherzustellen.

Auch in Österreich gibt es verschiedene Initiativen für Kreislaufwirtschaft, etwa vom Klimaschutzministerium, mit dem Ziel, nicht nur die Abfallwirtschaft zu verbessern, sondern die ganze Wertschöpfungskette so auszulegen, dass Recycling vereinfacht wird. Das soll nicht zuletzt beim Erreichen der Klimaziele helfen.

Für altes Spielzeug kommt das zu spät, hier bleibt nur noch die sichere Entsorgung, wie die Forschenden nun zeigen konnten. Die Studie mache aber auch deutlich, dass Regulierungen wie die Spielzeugsicherheitsrichtlinie prinzipiell wirksam seien, zeigt sich das Team aus Schweden zufrieden. (rkl, 2.9.2022)