Ein Dosenspitzer um 1,99 Euro. Ein Radiergummi um 95 Cent. Ein Klebestick um 2,19 Euro. Jeder einzelne Schulgegenstand kostet für sich genommen nicht die Welt. Aber Taferklassler brauchen eine ganze Menge dieser Kleinigkeiten – und das läppert sich ordentlich.

Im Osten Österreichs geht am Montag für rund 240.000 Kinder die Schule los, für rund 20.000 von ihnen ist es der erste Schultag ihres Lebens. Bis sie komplett ausgestattet sind – Ranzen, Stifte, Hefte, Materialgeld –, müssen Eltern laut Handelsverband mindestens 109 Euro einplanen. Das ist über ein Viertel mehr als im Vorjahr, als die Pro-Kopf-Ausgaben bei 86 Euro lagen. Pandemiebedingt musste damals weniger Ausstattung für den Unterricht besorgt werden – zum Teil ist aber auch die Teuerung schuld: Die Arbeiterkammer (AK) Wien, die jährlich die Preise der Schulsachen überprüft, kommt heuer im Schnitt auf 4,6 Prozent Preissteigerung bei den großen Handelsketten und sieben Prozent im Papierfachhandel. Geld, das insbesondere Alleinerziehende, Geringverdiener oder Arbeitssuchende oft kaum aufbringen können.

Flüssigkleber € 2,69
Radiergummi € 0,95
Dosenspitzer € 1,99
Bleistifte € 1,–
Buntstifte € 3,49
Ölkreiden € 5,99
Wasserbehälter € 1,09
Hefte je € 2,89
Schere € 1,29
Wassermalfarben € 5,99
Füllfeder € 9,99
Klebstift € 2,19
Lineal € 1,39
Tintenlöscher € 1,–
Pinselset € 1,49
Malschürze € 4,99
Schultasche mit Federpenal und Turnbeutel € 100,–
Foto: Lukas Friesenbichler

DER STANDARD hat die Schuleinkaufsliste eines Wiener Taferlklasslers möglichst günstig nachgekauft. Neben der Grundausstattung fürs Schreibenlernen wie drei Bleistiften, sieben Buntstiften, einem Spitzer, einem Radiergummi und einem Lineal braucht es auch Mal- und Werksachen wie Kleber, Pinsel, Malkasten, Deckweiß und Ölkreiden. Dazu kommen Turnsackerln und Sportpatschen. Etwas teurer als Hefte und Stifte ist eine Füllfeder (9,99 Euro), getoppt vom Kauf einer Schultasche. Das preiswerteste Modell, teilweise gefüllt, ist beim Testeinkauf um 100 Euro erhältlich. Gesamtkosten für die Erstausstattung: 154,46 Euro. Und damit bewegen wir uns im untersten Rahmen – einige der angebotenen Schultaschen kommen, noch ohne Inhalt, auf satte 300 Euro.

Noch kostenintensiver wird es, wenn der Start in der Neuen Mittelschule oder im Gymnasium erfolgt: Dann stehen teure Anschaffung vom Zirkel über den Taschenrechner und Ringmappen bis zum Computer an. Was beim Einkauf stark ins Gewicht fällt, sind die Preisunterschiede zwischen den Geschäften: Sie betragen laut Arbeiterkammer bis zu mehr als 160 Prozent für ein und dasselbe Produkt.

Zu den Ausgaben für den Schulstart kommen während des Schuljahres noch andere Kosten hinzu, wie – je nach Schultyp und Schulstufe – zum Beispiel Kopiergeld, Ausgaben für Projekt- und Wandertage sowie Elternvereinsbeiträge.Besonders ins Geld gehen Nachmittagsbetreuung und insbesondere Nachhilfe. Durchschnittlich gaben Familien im Jahr 2020/21 laut einer AK-Schulkostenstudie 1468 Euro pro Schulkind aus. Die Arbeiterkammer machte im Juni darauf aufmerksam, dass sich immer weniger Familien Nachhilfe leisten können.

"Wenn es eine gute verschränkte Ganztagsschule gibt, dann reduziert sich die bezahlte Nachhilfequote – zugunsten der Chancen armutsbetroffener Kinder", analysiert Martin Schenk von der Diakonie. Rund 59.000 Volksschulkinder und 85.000 Kinder in der Unterstufe leben laut Diakonie Österreich in einkommensarmen Haushalten.

Für den Schulbeginn gibt es für Kinder aus einkommensschwachen Familien mit schulpflichtigen Kindern Gutscheine in der Höhe von insgesamt 120 Euro als Schulstartgeld (bisher waren dies Sachleistungen in Höhe von 100 Euro). 80 Euro sind für Schulsachen vorgesehen, 40 Euro an Gutscheinen gibt es für anderes wie Essen und Kleidung. Fast 30.000-mal wurden diese laut Sozialministerium bereits abgeholt, rund 47.000 Berechtigte gebe es. Diakonie und Caritas fordern mehr als das, unter anderem auch eine Valorisierung der Schülerbeihilfe. Das Teuerungsentlastungspaket der Regierung sieht derlei nicht vor. (Gudrun Springer, 3.9.2022)