Wer bei der Bundespräsidentenwahl rechts wählen will, hat ein breites Angebot.

Fotos: APA (3), imago, Illustration: Michaela Köck

Bei der Präsidentschaftswahl am 9. Oktober werden auf dem Stimmzettel so viele Namen wie nie zuvor stehen. Außerdem auch so viele Rechte wie noch nie: Sieben Männer sind in das Rennen um die Hofburg eingestiegen – vier von ihnen sind politisch rechts der Mitte anzusiedeln. Tassilo Wallentin, Gerald Grosz, Michael Brunner und Walter Rosenkranz steht somit ein harter Wahlkampf um Österreichs rechte Stimmen bevor. Worin ähneln sie sich, worin unterscheiden sie sich – wo übertreffen sie einander? Wer von ihnen rückt noch weiter nach rechts, wer hingegen bleibt moderater, um ins bürgerliche Lager auszustrahlen?

DER STANDARD hat die Aussagen und (wo vorhanden) die bisherige Politik der Kandidaten der rechten Herzen analysiert und Punkte vergeben: Abgeklopft wurden die Kandidaten auf die Kategorien Patriotismus, Corona, Sicherheit, Gesellschaft und Populismus.

Links der Mitte: Van der Bellen, Wlazny und Staudinger

Drei (eher) linke Kandidaten sind in dieser Liste nicht vertreten: In der linken Hälfte des Politspektrums findet sich einerseits klar der Amtsinhaber Alexander Van der Bellen. Mit staatstragendem Auftreten wirbt der ehemalige Grünen-Chef um die bürgerlichen Stimmen des Landes, inhaltlich setzt er auf Rechtsstaatlichkeit und Klimaschutz.

Die Agenda des Musikers und Arztes Dominik Wlazny – er ist besser bekannt unter seinem Künstlernamen Marco Pogo – ist der Van der Bellens nicht unähnlich: Solidarität, Klimaschutz, menschliche Asylpolitik nannte er als seine Prioritäten.

Schuh- und Möbelproduzent Heinrich Staudinger wird von der Splittergruppe "Grüne gegen die Impfpflicht" unterstützt und ist auch ansonsten durch seine Selbstdarstellung und Wahrnehmung weitgehend links zu verorten. Berührungspunkte mit Rechten gibt es aber durch seine Ablehnung der Corona-Schutzmaßnahmen und der Impfung.

Der Anwalt und Ex-"Krone"-Kolumnist bezeichnet sich als "weder links noch rechts".
Foto: christian fischer

TASSILO WALLENTIN: Partei- und ideologiefrei, aber mit Nähe zur FPÖ

Der Rechtsanwalt und Ex-Krone-Kolumnist ist parteifrei und bezeichnet sich "als weder links noch rechts". Teilfinanziert wird seine Kampagne vom Industriellen und Kurzzeitpolitiker Frank Stronach, der autoritär und populistisch auftrat. Inhaltlich fuhr er einen Zickzackkurs. Mit den Freiheitlichen hat Wallentin vor seiner Kandidatur Gespräche über eine mögliche Unterstützung geführt. Sie scheiterten an der unterschiedlichen Kritik am Corona-Management der Regierung. Wallentin plagt generell eher die Sorge vor einem übermächtigen Staat. Bei den Themen EU-Bürokratie, abgehobene Eliten und Zuwanderung gibt es hingegen mehr Überschneidungen.

Der Kampf um Gleichberechtigung ist zwar auch nicht eben ein blaues Anliegen. Wallentin offenbarte auf Instagram mit einigen inzwischen gelöschten Beiträgen aber schon ein deutliches Faible für sexistische Witze.

Patriotismus: ⚫⚫⚫⚪⚪

Corona: ⚫⚫⚫⚪⚪

Sicherheit: ⚫⚫⚫⚫⚪

Populismus: ⚫⚫⚫⚫⚫

Gesellschaft: ⚫⚫⚫⚫⚪

Gerald Grosz nimmt sich ein Beispiel an Donald Trump.
Foto: apa / eva manhart

GERALD GROSZ: Krawallpolitiker mit Trump-Image

Sein Wahlkampfslogan "Make Austria Grosz again" und die rote Kappe sind überaus deutlich an den für seine populistische Rhetorik bekannten ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump angelehnt. Wie auch dieser neigt Grosz zu markigen Sprüchen und pfeift dabei ebenso gerne auf politische Gepflogenheiten. So veröffentlichte er im Juli einen offenen Brief an den russischen Präsidenten Wladimir Putin, um sich für den "Wirtschaftskrieg" Österreichs zu entschuldigen. Grosz ist ein Corona-Maßnahmen-Gegner, er kritisierte zudem den "Maskenball der Corona-Fetischisten" sowie deren "Ebola-Panik". Der ehemalige FPÖ- und BZÖ-Politiker kündigte an, im Fall seines Wahlsiegs die Hälfte seines Gehalts in Not Geratenen spenden zu wollen. In seiner Zeit in der Grazer Stadtpolitik warb er damit, die Landeshauptstadt "säubern" zu wollen. Auch sonst marschiert Grosz stramm rechts.

Patriotismus: ⚫⚫⚫⚫⚪

Corona: ⚫⚫⚫⚫⚫

Sicherheit: ⚫⚫⚫⚪⚪

Populismus: ⚫⚫⚫⚫⚫

Gesellschaft: ⚫⚫⚫⚫⚪

Michael Brunner wirbt mit klassisch konservativ-populistischen Themen um rechte Stimmen.
Foto: apa / expa / johann groder

MICHAEL BRUNNER: MFG-Kandidat mit bekannter Corona-Politik

Als "Volkspräsident" verkauft sich der Chef der aus dem Protest gegen die Corona-Maßnahmen entstandenen Partei MFG (Menschen, Freiheit, Grundrechte) im anlaufenden Wahlkampf. Hauptthema ist natürlich die Corona-Politik – auch wenn derzeit davon wenig übrig ist. Michael Brunner kündigt einen "tatsächlich unabhängigen außerparlamentarischen Corona-Untersuchungsausschuss" im Fall seines Wahlsiegs an. Abseits von Corona wirbt der Anwalt mit klassisch konservativ-populistischen Themen um rechte Stimmen: Er wolle sich als Bundespräsident stärker einmischen, die Regierung kontrollieren, die Neutralität bewahren. Auf europäischer Ebene wolle er sich für die österreichischen Interessen einsetzen – und die Sanktionen gegen Russland beenden, denn sie würden Österreich mehr schaden als dem kriegsführenden Land.

Patriotismus: ⚫⚫⚫⚪⚪

Corona: ⚫⚫⚫⚫⚫

Sicherheit: ⚫⚫⚫⚪⚪

Populismus: ⚫⚫⚫⚫⚪

Gesellschaft: ⚫⚫⚪⚪⚪

Walter Rosenkranz gilt als freundliches Gesicht der FPÖ.
Foto: reuters / leonhard foeger

WALTER ROSENKRANZ: Auf FPÖ-Linie, gibt sich hart, aber freundlich

Walter Rosenkranz ist ein blaues Urgestein, seine Positionen bei gesellschaftspolitischen Themen sind daher weitgehend bekannt: So ist er stets der FPÖ-Linie folgend in Frauen- und Familienfragen streng konservativ und in puncto Einwanderung äußerst hart aufgetreten. Als Anwärter auf das Amt des Präsidenten fordert er mit dem Slogan "Holen wir uns unser Österreich zurück" eine "Rückkehr zu erprobten Werten". Der Jurist und Burschenschafter gilt als freundliches Gesicht der FPÖ, auf den Wahlplakaten präsentiert er sich lachend, aber dennoch mit der Aufschrift "Kompromisslos für Österreich". Seine Hauptthemen sind die Kritik an den Russland-Sanktionen, das Pochen auf die Neutralität Österreichs sowie die Kritik an der Corona-Politik der Regierung – wobei Rosenkranz selbst geimpft ist und sich nicht gegen die Vakzine an sich stellt.

Patriotismus: ⚫⚫⚫⚫⚫

Corona: ⚫⚫⚫⚫⚪

Sicherheit: ⚫⚫⚫⚫⚫

Populismus: ⚫⚫⚫⚫⚪

Gesellschaft: ⚫⚫⚫⚫⚪

(Sebastian Fellner, Anna Giulia Fink, 3.9.2022)