Bargeld ist in Österreich und Deutschland sehr beliebt, Debatten über dessen mögliche Einschränkung bei der Nutzung oder gar Abschaffung gestalten sich entsprechend sensibel. Die türkis-grüne Koalition hat sogar ein Bekenntnis zu Münzen und Scheinen im Regierungsprogramm vermerkt und die Ankündigung der EU-Kommission, in der Union Barzahlungen mit 10.000 Euro begrenzen zu wollen, schlug hohe Wellen – obwohl die wenigsten Menschen tatsächlich öfter Barzahlungen in entsprechenden Größenordnungen tätigen. Dennoch, selbst in beiden bargeldaffinen Ländern nimmt der Anteil an elektronischen Zahlvorgängen stetig zu.

Der britische Journalist Brett Scott sieht das Vordringen von Technologieriesen in den Finanzbereich sehr kritisch und bricht eine Lanze für Bargeld.
Foto: Craig Scott

Kritisch sieht den Vormarsch unbarer Transaktionen der Buchautor und Journalist Brett Scott, obwohl er sich keineswegs als Feind von Fortschritt und Digitalisierung betrachtet. Unbehagen löst bei ihm jedoch aus, dass die Welt der Technologieriesen mit ihrem unstillbaren Datenhunger immer stärker in immer mehr Lebensbereiche der Menschen einzudringen – mit dem Potenzial uns alle zu überwachen. Da er sich auch von Kryptowährungen, seinen einstigen Hoffnungsträgern auf ein freies und dezentralisiertes Geldsystem, wegen deren zunehmender Vereinnahmung durch etablierte Finanzunternehmen abgewendet hat, bleibt für Scott eine analoge und anonyme Alternative: Bargeld.

Live Interview mit Brett Scott

In seinem aktuellen Buch "Cloud Money" erläutert der Brite, dass und wie Big Tech und Big Finance immer enger zusammenrücken und mithilfe der allgegenwärtigen digitalen Geräte ihre Macht über die Menschen ausbauen, zum Nachteil unserer Freiheit und Unabhängigkeit. Darüber und über andere Themen rund um Münzen und Scheine wird Scott auch in einem Live-Interview mit STANDARD-Redakteur Andreas Danzer sprechen, anschließend wird er sich Fragen aus dem Publikum stellen. Die von der Münze Österreich organisierte Veranstaltung, die auf Englisch abgehalten wird, findet am Donnerstag, 8. September, ab 17 Uhr im Weltmuseum Wien am Heldenplatz statt. Wer teilnehmen will, kann sich unter event@muenzeoesterreich.at anmelden. (red, 3.9.2022)