Für die Besucher des Aqua Nova wäre ein Umzug der ÖFB-Frauen in eine würdigere Umgebung natürlich ärgerlich.

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Wiener Neustadt – Für Österreichs Frauen-Fußball-Nationalteam sind alle guten Dinge nicht drei gewesen. Auch im dritten Duell mit Europameister England innerhalb von weniger als einem Jahr zog die Truppe von Teamchefin Irene Fuhrmann den Kürzeren. Beim 0:2 am Samstag wäre wie auch schon im ersten WM-Quali-Duell im November 2021 (0:1) als auch im EM-Auftaktspiel im Juli (0:1) mehr möglich gewesen, im Endeffekt behielt der Favorit aber in Wiener Neustadt zurecht die Oberhand.

Entscheidend war, dass die "Lionesses" kaltschnäuziger waren. Alessia Russo (7.) und Nikita Parris (70.) waren für den Sieg verantwortlich. Julia Hickelsberger-Füller und Sarah Zadrazil in der ersten Hälfte sowie Hickelsberger-Füller und Laura Feiersinger nach dem Seitenwechsel hingegen ließen gute Chancen aus. "Am Ende ist es schon noch ein Stück weit eine Qualitätssache, welche Entscheidungen ich im Angriffsdrittel treffe, wie ich die Chancen nutze", sagte Fuhrmann.

Bessere Entscheidungen

Ihr Team mache zwar Fortschritte, sei aber noch nicht kaltschnäuzig genug. "Wir müssen in Zukunft bessere Entscheidungen treffen", so die Wienerin. Als Trainerin versuche sie alles die Spielerinnen zu bestärken, ihnen Mut zuzusprechen, um mit viel Überzeugung an die Sache ranzugehen. "Trotzdem ist es nicht einfach Dinge von heute auf morgen zu verbessern", betonte Fuhrmann. Wichtig sei es positiv zu bleiben. "Bei uns geht momentan nicht jeder rein, wir werden aber weiter hart daran arbeiten", versprach Hickelsberger-Füller.

Neo-Kapitänin Carina Wenninger und Co. erlebten in gewisser Weise ein Déjà-vu. "Wir haben jetzt zum dritten Mal gegen sie verloren und immer wäre ein bisschen mehr drin gewesen, deshalb habe ich eine gemischte Gefühlslage was das Spiel betrifft", sagte die Italien-Legionärin. Wie auch schon beim mutigen Auftritt im Old Trafford Stadium wäre mit mehr Spielglück und höherer Effizienz vielleicht ein Remis möglich gewesen. "Es ist sehr bitter wenn man sieht, dass wir dreimal relativ knapp dran waren. Auf dem Niveau entscheiden einfach Kleinigkeiten", sagte England-Legionärin Laura Wienroither.

Selbstkritik

Fuhrmann attestierte ihrem Team eine "recht ordentliche" Leistung. Beim ersten Gegentreffer sei man nicht wach genug gewesen. "Das Tor hat uns ein bisschen das Selbstbewusstsein genommen", meinte Offensivspielerin Laura Feiersinger. Vor dem zweiten Gegentor rutschte PSG-Sommer-Zugang Marina Georgieva aus. "Dadurch ist eine Schnittstelle aufgegangen, der Abschluss war dann sehr gut", so Fuhrmann. Bei ihren Spielerinnen war Selbstkritik angesagt. "Wir sind nicht an unser Maximum gekommen, haben auch nicht so aggressiv gewirkt als sonst, auch im Pressing hat der letzte Boost gefehlt", resümierte Feiersinger.

Stadionfrage

Die Partie ging in einem ausverkauften Stadion über die Bühne. Von den 3.000 Sitzplätzen durften aber nur 2.600 genutzt werden. Bei vielen Spielerinnen war auch Wehmut dabei, dass das Duell mit dem besten Team Europas nicht in einem größeren Stadion ausgetragen wurde. "Es ist schade, dass nicht mehr Menschen die Möglichkeit gegeben wurde ins Stadion zu kommen", sagte Wienroither. Auch Wenninger hofft darauf in Zukunft in größeren Arenen spielen zu dürfen. Das würde auch Viktoria Schnaderbeck freuen. "Ich hoffe auf ein ganz großes Stadion, das haben sich die Mädels verdient", so die 31-Jährige.

Sie ist ab sofort nur noch als Daumendrückerin im Einsatz. Die Ex-Kapitänin genoss es ohne mentalem Druck eine Partie verfolgen zu können. In der Pause wurde sie wie Lisa Makas offiziell verabschiedet. "Es war schön und wichtig diesen Abschluss zu haben um das Kapitel wirklich beenden zu können", gab die Steirerin Einblick. Wehmut war keiner dabei. "Es fühlt sich echt okay an. Es war die richtige Entscheidung die Schuhe an den Nagel zu hängen."

Masterarbeit ante portas

Schnaderbeck will nun ihre Master-Arbeit schreiben, zudem auch einen mehrmonatigen Urlaub genießen und sich dabei auch Gedanken über ihre berufliche Zukunft machen. Privat läuft es für sie nach Wunsch, 2023 wird sie mit ihrer Freundin in der Steiermark Hochzeit feiern. Ihre Ex-Kolleginnen wollen kommendes Jahr mit der WM-Premiere ein sportliches Highlight haben. Dafür gilt es im mehrstufigen Play-off im Oktober zu reüssieren. Zuvor wartet zum Quali-Gruppe-D-Abschluss am Dienstag (20.30 Uhr) Nordmazedonien in Wiener Neustadt. "Wir müssen uns gut regenerieren und dann die wichtigen drei Punkte holen", so Fuhrmann. Sollte noch der Sprung unter die besten drei Gruppenzweiten gelingen, würde sich die ÖFB-Truppe die erste Play-off-Hürde ersparen. (APA, 4.9.2022)