Siegesrausch in Orange: Max Verstappen feierte in Zandvoort seinen zweiten Heimsieg.

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"Dieses Mal musste ich ein bisschen mehr dafür arbeiten", sagte er.

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Der Niederländer baut seinen Vorsprung in der WM-Wertung weiter aus.

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Zandvoort – Fadesse auf höchstem Niveau in der Formel 1: Sieben Rennen vor Schluss liegt Max Verstappen 109 Punkte vor seinem ersten Verfolger, die WM ist entschieden, als Frage bleibt, wann der Star von Red Bull den Sack endgültig schließen kann.

Den vierten Sieg en suite, den zehnten in dieser Saison, den 30. insgesamt feierte der bald 25-Jährige am Sonntag daheim in Zandvoort vor Mercedes-Pilot George Russell und Charles Leclerc im Ferrari, der wieder WM-Zweiter ist, gleichauf mit Verstappens Teamkollegen Sergio Perez. "Es sah wie ein klares Rennen aus, aber wir mussten die ganze Zeit pushen", sagte der Champion. "Es ist immer etwas ganz Besonderes, beim Heim-Grand-Prix zu gewinnen, dieses Mal musste ich ein bisschen mehr dafür arbeiten, umso mehr freue ich mich jetzt."

"Es waren zwei Mercedes vor uns im letzten Abschnitt des Rennens. Aber Max hat es super gemacht", sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner. "Dieses Ergebnis gibt uns eine Menge Selbstvertrauen für die Zukunft.

300.000 Zuschauer

Die Stimmung rund um den Kurs in den Dünen passte zu dieser Gemengelage. Das ganze Jahr über reisen die Verstappen-Fans zu Tausenden um die Welt, in Zandvoort haben sie nun seit dem vergangenen Jahr endlich auch ein Heimspiel. Mehr als 300.000 Zuschauer waren es am gesamten Wochenende, die Atmosphäre eine Mischung aus Fußball- und Darts-WM.

Selbst die fokussierte Betriebsamkeit in der Startaufstellung wurde begleitet von wummernden Bässen: Mitten auf der Strecke hatte noch schnell ein DJ sein Pult aufgebaut. Zum Start stimmte die Konzentration dann dennoch, größere Zwischenfälle gab es auf der engen Strecke nicht: Verstappen, im Qualifying am Samstag nur 21 Tausendstel vor Leclerc, hielt seine Führung vor den beiden Ferrari, dahinter blieb Lewis Hamilton Vierter.

Verstappen und Leclerc setzten sich ein wenig ab, insgesamt bewegten sich Red Bull, Ferrari und Mercedes allerdings auf einem ähnlichen Niveau – die ersten Stopps sorgten dann für Bewegung im Feld: Ferrari hatte bei Carlos Sainz die fast schon üblichen Probleme.

Seine Crew war offenbar noch nicht bereit, zudem lag ein Schlagschrauber weit abseits des Wagens auf dem Boden. Der direkt hinter der Ferrari-Box zum Stopp verweilende Sergio Perez rumpelte im Red Bull beim Wegfahren mit beiden Rädern über den Schlagschrauber. Sainz stand über elf Sekunden still und kam nur als Elfter auf die Strecke zurück. "Ein Chaos ist passiert, ein Chaos", sagte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto am Funk.

Flotte Silberpfeile

An der Spitze entwickelten sich nun die Silberpfeile zu Verstappens härtesten Gegnern. Mit der harten Reifenmischung waren beide erstaunlich schnell, überholten Perez und machten Druck auf den zweitplatzierten Leclerc. Der Monegasse holte sich für die Schlussphase auch harte Pneus ab und fiel zurück. Verstappen führte nun vor Hamilton und Russell, ehe eine Virtual-Safety-Car-Phase ausgerufen wurde, weil der Alpha Tauri von Yuki Tsunoda einen Defekt hatte. Das nutzte das Top-Trio für Reifenwechsel.

26 Runden vor Schluss musste das Safety Car tatsächlich auf die Strecke, diesmal holten sich nur Verstappen und Russell neue Soft-Reifen – Hamilton war in Front. Bei Freigabe des Rennens benötigte Verstappen aber nur wenige Sekunden, um wieder ganz nach vorne zu fahren. Hamilton wurde in weiterer Folge auch von Russell und Leclerc überholt und ärgerte sich maßlos – der Rest war eine große Party in Orange.

"Die Emotionen waren bei mir so hoch. Da muss ich mich ein bisschen entschuldigen beim Team", meinte Hamilton. "Sorry, dass es nicht funktioniert hat. Wir haben getan, was wir in der Früh besprochen haben. Wir sind ein Risiko gegangen und es hat nicht hingehaut", entschuldigte sich Rennstall-Boss Toto Wolff. (red, APA, 4.9.2022)

Formel-1-Grand-Prix der Niederlande am Sonntag in Zandvoort:
Rennlänge: 72 Runden zu je 4,259 km = 306,587 km

1. Max Verstappen (NED) Red Bull 1:36:42,773 (Schnitt: 191,617 km/h)
2. George Russell (GBR) Mercedes +4,071
3. Charles Leclerc (MON) Ferrari +10,929
4. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes +13,016
5. Sergio Perez (MEX) Red Bull +18,168
6. Fernando Alonso (ESP) Alpine +18,754
7. Lando Norris (GBR) McLaren +19,306
8. Carlos Sainz (ESP) Ferrari +20,916
9. Esteban Ocon (FRA) Alpine +21,117
10. Lance Stroll (CAN) Aston Martin +22,459
11. Pierre Gasly (FRA) AlphaTauri +27,009
12. Alexander Albon (THA) Williams +30,390
13. Mick Schumacher (GER) Haas +32,995
14. Sebastian Vettel (GER) Aston Martin +36,007
15. Kevin Magnussen (DEN) Haas +36,869
16. Guanyu Zhou (CHN) Alfa Romeo +37,320
17. Daniel Ricciardo (AUS) McLaren +37,764
18. Nicholas Latifi (CAN) Williams +1 Runde

Ausgeschieden: Valtteri Bottas (FIN) Alfa Romeo, Yuki Tsunoda (JPN) AlphaTauri

Schnellste Runde: Max Verstappen (NED) Red Bull in der 62. Runde in 1:13,652 (Schnitt: 208,170 km/h)

WM-Stand (nach 15 von 22 Rennen):

1. Max Verstappen (NED) Red Bull 310
2. Charles Leclerc (MON) Ferrari 201
3. Sergio Perez (MEX) Red Bull 201
4. George Russell (GBR) Mercedes 188
5. Carlos Sainz (ESP) Ferrari 175
6. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes 158
7. Lando Norris (GBR) McLaren 82
8. Esteban Ocon (FRA) Alpine 66
9. Fernando Alonso (ESP) Alpine 59
10. Valtteri Bottas (FIN) Alfa Romeo 46
11. Kevin Magnussen (DEN) Haas 22
12. Sebastian Vettel (GER) Aston Martin 20
13. Daniel Ricciardo (AUS) McLaren 19
14. Pierre Gasly (FRA) AlphaTauri 18
15. Mick Schumacher (GER) Haas 12
16. Yuki Tsunoda (JPN) AlphaTauri 11
17. Guanyu Zhou (CHN) Alfa Romeo 5
18. Lance Stroll (CAN) Aston Martin 5
19. Alexander Albon (THA) Williams 4

Stand Konstrukteurs-WM (nach 15 von 22 Rennen):

1. Red Bull 511
2. Ferrari 376
3. Mercedes 346
4. Alpine 125
5. McLaren 101
6. Alfa Romeo 51
7. Haas 34
8. AlphaTauri 29
9. Aston Martin 25
10. Williams 4

Nächstes Rennen: Grand Prix von Italien am 11. September in Monza