Die Gaskrise belastet den Wert der europäischen Gemeinschaftswährung.

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Frankfurt/Wien – Der Euro steht an den Finanzmärkten angesichts der europäischen Gaskrise weiter unter Druck. Am Montag fiel die Gemeinschaftswährung in der Früh bis auf 0,9881 US-Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit knapp 20 Jahren. Weniger hat ein Euro zuletzt am Jahresende 2002 gekostet.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitag auf 0,9993 (Donnerstag: 1,0004) Dollar festgesetzt. In New York notierte der Euro am Freitag gegen 21 Uhr bei 0,9967 Dollar.

Hintergrund Gaskrise

Belastet wird der Euro schon seit einiger Zeit durch die ungewisse Versorgung mit Erdgas. Im Tagesverlauf dürften Anleger auch Konjunkturdaten aus der Eurozone im Blick haben. Veröffentlicht werden die Einkaufsmanagerindizes für die Dienstleister. In den USA herrscht wegen eines Feiertags weitgehend Ruhe.

Indes löste der erneute Stopp russischer Gaslieferungen durch die wichtige Pipeline Nord Stream 1 eine erneute Rally beim Gaspreis aus. Der europäische Future stieg am Montag um gut 30 Prozent auf 272 Euro je Megawattstunde und steuerte wieder auf das jüngste Rekordhoch zu.

Anstieg bei Strompreisen

Ähnlich sieht es bei den Preisen am Stromgroßmarkt aus. Der von der Österreichischen Energieagentur berechnete Österreichische Strompreisindex (ÖSPI) steigt im Oktober 2022 gegenüber dem Vormonat um 27,6 Prozent. Im Jahresvergleich ergibt sich somit ein Plus vom 319,9 Prozent, teilte die Österreichische Energieagentur am Montag mit. Bezogen auf das Basisjahr 2006 (=100) erreicht der Index damit 516,52 Zähler.

Der Grundlastpreis (532,68 Indexpunkte) verteuert sich gegenüber dem September 2022 um 26,7 Prozent und steigt damit im Jahresvergleich um 308,6 Prozent. Der Spitzenlastpreis weist im Monatsvergleich ein Plus von 29,7 Prozent auf, gegenüber dem Vorjahresmonat ergibt sich daraus eine Preissteigerung von 349,1 Prozent.

Im ÖSPI ist nur der Großhandelspreis für Strom erfasst. Dieser macht rund 40 Prozent des Gesamtpreises für Strom bei Endkundinnen und -kunden aus. Netzgebühren, Steuern und Abgaben werden dadurch nicht abgebildet. Grundlage des ÖSPI sind die Notierungen für Strom der kommenden vier Quartale (Strompreis-Futures) an der Energiebörse EEX (European Energy Exchange) in Leipzig. Diese sind ein Indikator für die Entwicklung des Strompreises. Die Grundlast beschreibt die regelmäßigen, bandförmigen Stromlieferungen, ist die Stromnachfrage zu bestimmten Tages- oder Jahreszeiten besonders hoch, spricht man von Spitzenlast. (APA, 5.9.2022)