Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) setzt bei der Informationskampagne große Erwartungen in direkte Aufklärungsgespräche.

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Die vierte Impfung gegen Corona haben sich österreichweit bisher gerade einmal 4,5 Prozent der Bevölkerung geholt. Diese Zahl und die generelle Impfbereitschaft soll im Laufe des Herbstes noch deutlich steigen. Das will Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) mithilfe einer Informationskampagne erreichen, die er am Montag in seinem Ministerium vorgestellt hat. Denn: "Die Impfung ist die wirksamste Maßnahme, Impfen schützt vor einer schweren Covid-Erkrankung und davor, an Corona zu sterben."

Generell besteht bei den Impfzahlen in Österreich Luft nach oben: Zwar ließen sich 76 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher einmal impfen, als laut Empfehlungen des Nationalen Impfgremiums (NIG) "geschützt" vor Corona gelten aber nur 59 von 100 Menschen.

Vorerst 3,5 Millionen Euro budgetiert

Die bundesweite Kampagne steht unter dem Motto "Gemeinsam geimpft" und soll bis Weihnachten laufen. Zunächst sind 3,5 Millionen Euro dafür budgetiert, man schaue aber im nächsten Monat, wie es dann weitergehe, sagte Rauch. Zum einen wird dabei ganz klassisch auf Informationen über die Medien gesetzt, zum anderen auf Beratung "nahe bei den Menschen", wofür sich Rauch unter anderem die Unterstützung von Ärzte- und Apothekerkammer gesichert hat.

Mit der Kampagne will Rauch eigenen Angaben zufolge einerseits vermitteln, dass die Pandemie noch nicht vorbei sei, und andererseits, dass sich die Menschen den Schutz erneut, also sich Auffrischungsimpfungen holen sollen. Man wende sich insbesondere an ältere Menschen, aber auch an jüngere, da bei ihnen noch großes Impfpotenzial vorhanden sei.

Ärzte können Gespräche abrechnen

Ihm gefalle, dass die Kampagne aufklärend ist, sagte Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart. Konkret soll sie über die Corona-Impfung sowie über antivirale Therapiemöglichkeiten informieren. "Ich bin froh, dass es eine Vereinbarung gibt, womit das in der Ordination besser handhabbar ist", sagte Steinhart dazu. Damit gemeint ist, dass die Vereinbarung mit dem Gesundheitsministerium vorsieht, dass jedes Aufklärungsgespräch Vertragsärztinnen und Vertragsärzten mit zwölf Euro abgegolten wird, präzisierte die Ärztekammer auf STANDARD-Nachfrage. Weiters würden Folder mit den wichtigsten Informationen erstellt und aktiv an die Patienten verteilt. Die Ärztekammer soll auch Ärzte für Informationsabende an Schulen vermitteln, um über antivirale Therapiemöglichkeiten und die Impfungen zu informieren.

Eine Million Gespräche als Ziel

Auch die rund 400.000 Kundinnen und Kunden der Apotheken sollen umfassend informiert werden. Der Gesundheitsminister geht davon aus, dass bis Weihnachten rund eine Million Beratungsgespräche durchgeführt werden. Eingebunden werden auch Betriebe, und 4,5 Millionen Erinnerungsschreiben sollen Ende November an alle Österreicher und Österreicherinnen gehen, deren letzte Impfung länger als sechs Monate zurückliegt. Weiters erhalten die Städte und Gemeinden Unterstützung vom Bund, um eigene Informationskampagnen durchzuführen.

Das Geld dafür haben sie bereits – und zwar nicht wenig: So wurde schon im Frühjahr ein riesiges Budget über 75 Millionen Euro an Gemeinden und Kommunen verteilt, damit diese über die Impfung informieren und für diese werben. Zur Erinnerung: Damals existierte noch die Option, die inzwischen zu Grabe getragene Impfpflicht irgendwann scharfzustellen. Allein Wien erhielt da 18 Millionen Euro für Infomaßnahmen zur Impfung – ein Vielfaches der Wiener Gesamtausgaben für Corona-Kampagnen 2021.

Wien macht zum Beispiel bereits unter dem Motto #ImpformierDich mobil für die vierte Impfung. Der thematische Schwerpunkt liegt dabei bis Mitte November beim Thema Long Covid. (Gudrun Springer, 5.9.2022)