Sie ist die Nachfolgerin von Boris Johnson: die bisherige Außenministerin Liz Truss.

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Ein langer parteiinterner Wahlkampf fand ein Ende: Rishi Sunak verlor letztlich deutlich.

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London – Liz Truss wird Boris Johnson in Großbritannien als Premierministerin und Parteichefin der konservativen Tories ablösen. Das gab die Partei nach der entscheidenden parteiinternen Stichwahl bekannt. Die bisherige Außenministerin setzte sich in einem wochenlangen Wahlkampf gegen Ex-Finanzminister Rishi Sunak durch. Truss erhielt 57,4 Prozent der Stimmen, Sunak 42,6 Prozent. Wie in Großbritannien üblich ist Truss als neue Vorsitzende automatisch auch als Regierungschefin gesetzt, da die Konservativen derzeit im Unterhaus die Mehrheit haben.

"Große Ehre" trotz schwierigen Erbes

Es sei ihr eine "große Ehre", sagte Truss direkt nach Verkündung des Ergebnisses. Sie habe sich im "längsten Jobinterview" durchsetzen können. Gleichzeitig bedankte sie sich bei ihrem Vorgänger Johnson – und verwies etwa auf dessen politisches Vorgehen während der Corona-Pandemie. In ihren nächsten Schritten will sie die Steuern senken und Lösungen im Hinblick auf die exorbitant steigenden Energiekosten finden. Ihr Ziel sei ein "großer, großer Sieg" der Tories bei der Parlamentswahl 2024.

Liz Truss verspricht "einen kühnen Plan" für niedrigere Steuern und Wachstum.
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Truss übernimmt ein schwieriges Erbe: Großbritannien ist mit einer galoppierenden Inflation konfrontiert und droht in eine Rezession zu stürzen. Millionen Familien haben Angst, im bevorstehenden Winter ihre Strom- und Heizrechnungen nicht mehr bezahlen zu können. Hinzu kommen Unsicherheiten durch den Krieg in der Ukraine, die Corona-Pandemie und den Brexit.

Die designierte Parteichefin sieht sich selbst als Nachfolgerin der umstrittenen Premierministerin Margaret Thatcher, die von 1979 bis 1990 Großbritannien mit ihrer Politik nachhaltig geprägt hat. Truss wird zudem dem rechten Flügel der Partei zugeordnet. Einst eine entschiedene Brexit-Gegnerin, betont sie nun schon länger die Vorteile des EU-Ausstiegs.

Die bis zu 200.000 Tory-Parteimitglieder konnten in den vergangenen Wochen per Brief oder online abstimmen, wer Johnson nachfolgen soll.

"Ich bin bereit", sagt Liz Truss.
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Reise zur Queen

Der 58-Jährige scheidet nach zahlreichen Skandalen auf Druck seines Kabinetts aus dem Amt aus. Die 47-jährige Truss konnte im innerparteilichen Wahlkampf vor allem mit dem Vorhaben punkten, sofort die Steuern zu senken.

Bereits am Dienstag findet der Wechsel an der Spitze der Regierung statt. Sowohl Johnson als auch Truss reisen dann nach Schottland und werden nacheinander von Queen Elizabeth II empfangen, die dort ihren Sommerurlaub verbringt. Dass die Audienzen dort stattfinden und nicht im Londoner Buckingham-Palast, ist äußerst ungewöhnlich und hat mit den Mobilitätsproblemen der mittlerweile 96-jährigen Monarchin zu tun. Zurück in London folgt eine Antrittsrede in der Downing Street. (red, 5.9.2022)