Schon im Juli kam es zu Warnstreiks des Bodenpersonals. Vergangenen Freitag wurden bei erneuten Protesten des Personals das gesamte Programm der Airline abgesagt.

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Frankfurt/München – Die Piloten der deutschen AUA-Mutter Lufthansa haben einen weiteren Streik beschlossen. Das Unternehmen könne den ab Mittwoch geplanten Ausstand aber noch mit einem "ernstzunehmenden" Angebot abwenden, teilte die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) mit. Dazu sei für den Dienstag ein weiterer Verhandlungstermin angeboten worden. Die Piloten hatten bereits am Freitag den kompletten Betrieb der Lufthansa-Kerngesellschaft lahmgelegt.

Dem neuerlichen Streikaufruf zufolge sollen die Abflüge der Lufthansa-Passagiermaschinen aus Deutschland am Mittwoch und Donnerstag bestreikt werden. Bei der Frachttochter Lufthansa Cargo ist der Streik von Mittwoch bis Freitag geplant.

Streiks vergangene Woche

Bei der ersten Streikwelle am vergangenen Freitag hatte die Lufthansa das gesamte Programm ihrer Kern-Airline abgesagt. Mehr als 800 Flüge mit 130.000 Passagieren fielen aus, das Unternehmen erlitt nach eigener Aussage einen Schaden von 32 Millionen Euro.

Aus rechtlichen Gründen kann die VC nur Arbeitnehmer in Deutschland zum Arbeitskampf aufrufen. Bestreikt werden daher ausschließlich die Abflüge der Lufthansa-Kerngesellschaft sowie der Lufthansa Cargo von deutschen Flughäfen. Die Tochtergesellschaften Eurowings, Lufthansa Cityline und Eurowings Discover sind davon nicht betroffen.

Abgeänderte Forderungen

Vor dem Arbeitsgericht München hat die VC ihre Tarifforderung in einem Detail abgeändert. Weil auch die Richter rechtliche Bedenken gegen einen automatisierten Inflationsausgleich ab dem kommenden Jahr äußerten, wird nun ein "pauschaler" Inflationsausgleich in Höhe von 8,2 Prozent verlangt. Im laufenden Jahr sollen die Gehälter um 5,5 Prozent steigen. Dazu kämen eine neue Gehaltstabelle sowie mehr Geld für Krankheitstage, Urlaub und Training.

Laut Lufthansa würden die zusammengefassten Forderungen der VC die Personalkosten im Cockpit um 40 Prozent erhöhen. Dies sei selbst ohne Rücksicht auf die finanziellen Folgen der Corona-Krise außerhalb des Vertretbaren. Auf eine Laufzeit von zwei Jahren würde das eine Mehrbelastung von 900 Millionen Euro bedeuten, hieß es bei der Lufthansa.

Erst im Juli hatte die Gewerkschaft Verdi mit einem Warnstreik des Bodenpersonals den Flugbetrieb der größten deutschen Airline für einen ganzen Tag nahezu lahmgelegt. Die Flugbegleitergewerkschaft Ufo will im Herbst verhandeln. Sie erklärte sich "ausdrücklich und uneingeschränkt solidarisch" mit dem Pilotenstreik. (APA, 6.9.2022)