Im Landesgericht Innsbruck wird im Oktober über die Anklage des sexuellen Missbrauchs eines Unmündigen entschieden.

Foto: EXPA / Erich Spiess

Innsbruck – Am 19. Oktober soll in Innsbruck der Prozess gegen einen 74-jährigen Wiener beginnen, der als Leiter eines Kinder- und Jugendlagers einen unmündigen Buben sexuell missbraucht haben soll. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann vor, sich an einem Buben nach dessen Missbrauch durch einen anderen Mitarbeiter selbst vergangen zu haben.

Laut Anklage soll sich der Vorfall im Sommer 2009 in einem Lager am Achensee in Tirol ereignet haben. Aus Sicht des Anklägers soll zunächst ein Betreuer einen Buben vergewaltigt haben. Wegen der körperlichen Schmerzen wandte er sich am nächsten Tag eine eine Betreuerin, die ihn an Herrn L. verwies.

Angst und Scham

Nachdem der Bub sich diesem anvertraut hatte, soll der ihn mit einer Salbe eingeschmiert und erklärt haben, dass das "zum Erwachsenwerden dazugehört und beim nächsten Mal nicht mehr so wehtut". Anschließend soll er an dem Kind noch Oralverkehr praktiziert haben, bis sich der Unmündige losreißen konnte und in den Wald flüchtete, wo er sich versteckte. Gefunden wurde er von anderen Teilnehmern, aus Angst und Scham habe er sich aber niemandem anvertraut, ist die Anklagebehörde überzeugt.

Der Pensionist aus Wien, für den die Unschuldsvermutung gilt, hat den Vorwurf von Beginn an bestritten. Pikant an der Angelegenheit ist, dass der Angeklagte im Frühsommer 2021 im Prater wahllos Unmündige angesprochen hat. Darunter auch die Tochter eines Mannes, der sich gemeinsam mit den Rechtsanwälten Thomas und Nikolaus Rast im Kinderschutz engagiert – was die Ermittlungen ausgelöst hatte.

Während Nikolaus Rast den mittlerweile erwachsenen Buben vertritt, wird L. von Verteidigerin Sonja Scheed vertreten. (Michael Möseneder, 6.9.2022)