27 Kinder sind von der Schließung der Kleinschulen betroffen.

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Bregenz – Vorarlberg geht mit einem Lehrermangel ins neue Schuljahr: Im Pflichtschulbereich konnten wenige Tage vor Schulbeginn acht Stellen noch nicht besetzt werden, an den höheren Schulen sind es sechs. Direkte Folge davon ist die vorübergehende Stilllegung von zwei Kleinschulen im Montafon und am Arlberg mit insgesamt 27 Kindern. Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) hofft, dass die beiden Schulen in ein oder zwei Jahren wieder geöffnet werden.

Eltern im vergangenen Schuljahr informiert

"Das ist unser Ziel", betonte Schöbi-Fink am Dienstag nach der Sitzung der Landesregierung. Es sei klar, dass die Stilllegung einer Schule einen großen Einschnitt in das soziale Leben der Ortschaft bedeute. Betroffen sind die Volksschule Partenen (15 Schüler) und die Volksschule Wald am Arlberg (zwölf Schüler). Die Schüler werden an der Volksschule Gaschurn bzw. an der Volksschule Dalaas aufgenommen. Man habe die Eltern bereits am Ende des vergangenen Schuljahrs informiert, hieß es.

Schöbi-Fink unterstrich, dass vor einer Woche noch 28 Stellen an Volksschulen unbesetzt gewesen seien, "die Dynamik ist hoch". Für das beginnende Schuljahr habe man im Pflichtschulbereich 373 Neulehrer bzw. Wiedereinsteiger gewinnen können, deutlich mehr als im vergangenen Schuljahr (303). "Das ist ein Zeichen dafür, dass unsere Maßnahmen Früchte tragen." In der Bildungsdirektion Vorarlberg wurde eigens eine Recruiting-Stelle eingerichtet.

Auch Bildungsdirektorin Evelyn Marte-Stefani betonte, dass sich diese Stelle bereits bewährt habe. Bei 52 (2021: 29) der 373 Lehrpersonen handelt es sich um Personen aus anderen Bundesländern (vor allem Burgenland, Steiermark, Kärnten) und dem Ausland. Zu den Maßnahmen gehört auch, dass das Land zugezogenen Pädagogen einen Mietzuschuss und ein Klimaticket gewährt. "Den Mietzuschuss gibt es schon seit einigen Jahren, jetzt haben wir ihn aber deutlich erhöht", so Schöbi-Fink. Weiters wurden 115 Quereinsteiger und 30 pensionierte Lehrer angestellt.

Quereinsteiger besser als gar keine Lehrer

Kritik an der Beschäftigung von Quereinsteigern konterte Schöbi-Fink mit der Feststellung, dass "mir genügend ausgebildete Lehrer auch lieber" wären. Aber besser sei es, Quereinsteiger als gar keine Lehrer zu haben. Zur Verbesserung der Situation erneuerte sie ihre Forderung an den Bund, die Studienstruktur für das Lehramt an der Primarstufe zu ändern. Einem dreijährigen Bachelorstudium könnte ein berufsbegleitendes zweijähriges Masterstudium folgen, so Schöbi-Fink. Aktuell dauert die Bachelor-Ausbildung vier Jahre. Die Oppositionsparteien FPÖ, SPÖ und Neos machten hingegen ein "systematisches Versagen der Vorarlberger Bildungspolitik" aus.

Generell forderten die Neos umfangreiche Reformen im Bildungsbereich. Die Zeit des Ankündigens und Beschwichtigens sei vorbei, Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) müsse "jetzt endlich aufwachen" und etwa dem Lehrkräftemangel entgegentreten, forderten Neos-Klubobfrau Beate Meinl-Reisinger und Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre am Dienstag bei einer Pressekonferenz.

Neos fordern Karrierechancen für engagierte Lehrkräfte

Kinder und Jugendliche, Schüler und Lehrer würden von der Politik völlig außer Acht gelassen. Die großen Projekte von Polaschek sehe man nicht. Um dem Lehrkräftemangel entgegenzuwirken, müsse es eine bessere und lebendigere Ausbildung geben. Auch müsse das Berufsbild attraktiver werden und mit einem Anreiz- bzw. Aufstiegssystem endlich Karrierechancen für engagierte Lehrkräfte bieten, fordern die Neos.

In Vorarlberg starten nächste Woche 54.592 Kinder und Jugendliche an 288 Schulen ins neue Schuljahr, darunter 5.370 Erstklässler. Schöbi-Fink sagte in Bezug auf das Thema Coronavirus, dass man sich über den großen Schritt in Richtung Normalität freue, aber "nicht blauäugig und wachsam" in das neue Schuljahr gehe. Jedenfalls sei Präsenzunterricht vorgesehen, auch wenn sich die Situation verschlechtern sollte. (APA, 6.9.2022)