Die Erfolgsgeschichte von Casper Ruud geht weiter.

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Nick Kyrgios ist ausgeschieden.

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New York – Nick Kyrgios hat die Chance auf seinen ersten Grand-Slam-Triumph bei den US Open verspielt. Der 27 Jahre alte Australier konnte in seinem Viertelfinalmatch gegen den starken Russen Karen Chatschanow nur phasenweise an seine zuvor beeindruckenden Auftritte anknüpfen. Der Weltranglisten-25. unterlag mit 5:7, 6:4, 5:7, 7:6 (7:3), 4:6 dem Silbermedaillen-Gewinner von Tokio 2021, der nun auf den Norweger Casper Ruud trifft.

Kyrgios, der sich im Wimbledon-Finale Novak Djokovic beugen musste, verpasste es, als erster Australier seit Lleyton Hewitt 2005 das Halbfinale der US Open zu erreichen. Er wirkte im Vergleich zum überzeugenden Viersatzerfolg gegen Chatschanows Landsmann Daniil Medwedew zeitweise weniger fokussiert – und sein Gegner kaufte ihm letztlich den Schneid ab.

Der Favorit startete mit schwacher Körpersprache. Nach dem ersten Satz ließ sich Kyrgios an der Wade behandeln und steigerte sich anschließend. Doch er ließ auch im dritten Durchgang zu selten seine große Klasse aufblitzen und musste immer stärker um seinen Verbleib im Turnier bangen.

Kyrgios kämpfte sich in den Entscheidungssatz, in dem Chatschanow teilweise groß aufspielte. Der Halbfinaleinzug ist dessen bisher größter Erfolg bei einem Major.

Casper Ruud hatte zuvor mit einer starken Leistung als erster Norweger das US-Open-Halbfinale erreicht. Der 23-Jährige besiegte unter geschlossenem Dach in der größten Tennis-Arena der Welt den Italiener Matteo Berrettini mit 6:1, 6:4, 7:6 (4) und kürte sich damit vorerst einmal zumindest zur Nummer zwei der Welt.

US Open Tennis Championships

Ruud gewann den ersten Satz dank zwei Breaks rasch, im zweiten vergab der Norweger bei 5:2 drei Satzbälle, und sein stärker werdender Gegner verzögerte den Satzverlust noch zum 4:6. Im dritten Durchgang sah schon alles nach einem Satzgewinn für Berrettini aus, als er 5:2 führte und bei 5:3 zwei Break- und Satzbälle vergab. Ruud rettete sich ins Tiebreak, das er 7:4 gewann.

Der Roland-Garros-Finalist dieses Jahres aus Oslo hat es nun auch in der Hand, nach dieser Woche sogar auf den Tennisthron zu klettern. Denn nach dem Ausscheiden von Daniil Medwedew könnte ihm der Finaleinzug in New York reichen. Sollte dies auch Carlos Alcaraz (ESP) gelingen, dann muss er den Titel holen. Verfehlen sowohl Ruud als auch Alcaraz das Endspiel, dann kehrt der im Achtelfinale gescheiterte Rafael Nadal auf Platz eins zurück.

Auch bei den Frauen steht die erste Halbfinal-Paarung fest: Wimbledon-Finalistin Ons Jabeur bekommt es am Donnerstag mit Carolina Garcia zu tun. Die Französin Garcia zeigte beim 6:3,6:4 gegen US-Jungstar Coco Gauff (18) eine starke Leistung. Die Tunesierin Jabeur setzte sich mit 6:4,7:6(4) gegen Ajla Tomljanovic aus Australien durch, die in der dritten Runde Serena Williams aus dem Wettbewerb geworfen hatte. Der Schwanen-Gesang von Williams in deren wohl letztem Profimatch hat in der 43-jährigen Geschichte des US-Sportsenders ESPN übrigens alle Rekorde gebrochen: 4,8 Mio. Zuseher Durchschnitt bzw. bis zu 6,9 Millionen Spitze.

Willliams' mögliche Nachfolgerin als US-Tennis-Aushängeschild, Coco Gauff, muss auf die ganz großen Erfolge noch warten. "Ich habe nicht das Level gespielt, das ich für einen Sieg gebraucht hätte", sagte Gauff, die dennoch sehr zufrieden auf das Turnier zurückblickte: "Insgesamt bin ich super-stolz auf mich. Aber ich bin auch hungrig auf mehr." Ihr Aufwärtstrend bestätigt sich aber mit dem erstmaligen Einzug in die Top Ten am Montag.

An ihrer Stelle kämpft nun die wieder erstarkte Garcia um den Finaleinzug. Sie kam im Mai nach einer Fußverletzung auf die Tour zurück und hat seither auf drei verschiedenen Belägen (Warschau/Sand, Bad Homburg/Rasen und zuletzt Cincinnati/Hartplatz) Titel geholt. "Ich habe immer sehr aggressiv gespielt. Auch wenn ich nervös bin oder es nicht so fühle, ist das der Weg mich zu verbessern", sagte die 28-Jährige.

Ihre nächste Gegnerin hatte einige starke Frustmomente gegen Tomljanovic gehabt, ehe Ons Jabeur als erste arabische Spielerin das US-Open-Halbfinale erreichte. Nach unerzwungenen Fehlern schmiss die Tunesierin mehrmals den Schläger weg. "Ich glaube, ich werde von meinem Job 'Ministerin der Glückseligkeit' gefeuert werden", sagte Jabeur zum Publikum. Ein Ruf, den sie sich zuvor erarbeitet hatte. "Tennis ist ein harter Sport und ich entschuldige mich für mein Benehmen..., aber das Racket ist mir immer wieder aus der Hand gerutscht." Im Head-to-Head mit Garcia führt Jabeur übrigens 2:0. (APA, sid, 7.9.2022)