"Russland muss sich zurückziehen, Punkt, aus, basta", sagte der ukrainische Außenminister.

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Cherson/Saporischschja – Die Lage rund um das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja sorgt weiter für große Unsicherheit. Die Internationale Atomenergiebehörde forderte auch wegen eines erneuten Artilleriebeschusses des AKWs am Dienstag schnelle Maßnahmen, um einen möglichen Atomunfall zu verhindern. Russland und die Ukraine beschuldigen sich gegenseitig, dafür verantwortlich zu sein. "Wir haben das Kraftwerk nicht beschossen", sagte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba in der "ZiB 2" am Dienstag.

"Russland muss sich von diesem Kernkraftwerk zurückziehen, Punkt, aus, basta." Außerdem betonte Kuleba, dass es mit dem Kreml erst Verhandlungen geben wird, wenn es um die volle territoriale Integrität der Ukraine geht. Darum gehe es zurzeit aber nicht, da Russland weiterhin ukrainisches Gebiet angreife. "Wir werden diesen Krieg gewinnen, denn wir kämpfen um unser Land, das angegriffen wurde. Wir stehen auf der richtigen Seite der Geschichte", so Kuleba, der bekräftigte, dass auch die Krim gemeint sei, wenn er von der Rückeroberung aller ukrainischen Gebiete spreche.

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Zu möglichen Zugeständnissen an Russland wollte er sich nicht konkret äußern, meinte aber, dass diese immer ein wichtiger Teil von Verhandlungen seien. "Es wäre dumm von mir, jetzt im Vorhinein zu verraten, welche Kompromisse erreicht werden könnten. Sicherlich werden aber beide Seiten damit einverstanden sein müssen. Wir werden nicht erlauben, dass Russland uns seinen Willen aufzwingt."

Gaspreise schon vor dem Krieg gestiegen

Zur Energiekrise sagte Kuleba, dass diese schon lange vor dem Ukraine-Krieg und den westlichen Sanktionen begonnen habe. Die Gaspreise hätten schon im November, Dezember zu steigen begonnen, denn damals habe Putin damit begonnen, den Gasmarkt zu manipulieren, um dadurch eine Energiekrise auszulösen.

Zu den westlichen Wirtschaftssanktionen meinte er, dass diese eine gewisse Zeit bräuchten, um "ihre verheerende Wirkung auf die russische Wirtschaft zu entfalten". Ein weiteres Problem sei, dass der Westen weiterhin russisches Gas und Öl "zu künstlich überhöhten Preisen" kaufe und Moskau dadurch hunderte Milliarden einnehme und die "Verluste durch andere Sanktionen" ausgleichen könne.

Situation ist "unhaltbar"

"Die IAEA ist weiterhin schwer besorgt über die Lage", schrieb ihr Chef Rafael Grossi am Dienstag in seinem Bericht. Die Situation sei "unhaltbar". Am Dienstag kam es am AKW erneut zu Artilleriebeschuss. Außerdem gab es in der nahegelegenen Stadt Enerhodar einen Stromausfall. Dem Besatzungsvertreter Wladimir Rogow zufolge soll es sieben Einschläge im Bereich des Kraftwerk-Trainingszentrums gegeben haben.

Es sei dringend notwendig, eine nukleare Sicherheitszone rund um das von russischen Truppen besetzte Kernkraftwerk einzurichten, so Grossi weiter. Alle an dem Konflikt beteiligten Seiten müssten sich darauf einigen, um noch schwerere Schäden durch Kampfhandlungen und den Austritt von Radioaktivität zu verhindern. Ein IAEA-Team unter Grossis Führung war vorige Woche nach monatelangen Verhandlungen und Vorbereitungen zu dem Kraftwerk gereist. (APA, 6.9.2022)