Mit dem grünen Badge durfte man das Apple-Gelände betreten. Voraussetzung war ein negativer Covid-Test.

Foto: STANDARD, aam

Die Vorstellung des ersten iPhones konsumierte ich 2007 gemeinsam mit meinen damaligen Arbeitskollegen und späteren Freunden. Während die meisten ihre Begeisterung nicht zurückhalten konnten, sah ich damals noch nicht die Revolution in meine Hosentasche wandern. 15 Jahre später blicke ich auf eine lange Reise mit Apple-Produkten zurück. iMac, iPod, iBook, iPad, iPhone – und so weiter und so fort.

Wohl auch deshalb war ich Feuer und Flamme, als ich kurzfristig von der Möglichkeit erfuhr, die neue iPhone-Vorstellung live in Cupertino miterleben zu dürfen. Wie schwer es ist, in zehn Tagen ein Journalistenvisum für die USA zu bekommen, hatte ich zu diesem Zeitpunkt allerdings noch unterschätzt. Egal, gut investierte zwei Stunden waren es ohne Zweifel, der US-Botschaft den Namen meiner Eltern, die Daten meiner letzten 15 Flugreisen und alle meine Social-Media-Handles zu verraten.

Den vom Konsulat vorgeschlagenen Termin Ende Dezember musste ich dann aber entschieden ablehnen und ein Schnellverfahren einfordern, das mich immerhin drei Tage vor Abflug die heiligen Hallen der diplomatischen Vertretung betreten ließ. Dass ich für diesen Termin sogar die bereits gebuchte Reise zur IFA absagen musste, soll hier nur eine Randnotiz sein.

Ich kann es an dieser Stelle verraten – ich war nicht alleine nach Cupertino eingeladen, wie diese Schlange an Menschen beweist, die gerade ins Steve Jobs Theater marschiert.
Foto: STANDARD, aam

In letzter Minute

"Haha, Sie fliegen am Dienstag? Heute ist Freitag, am Montag ist Feiertag in den USA. Das können Sie vergessen", ließ mich der nette Mann hinter der Glasscheibe wissen. Aufmunternd und verstörend, wie ich fand. Parallel ließ ich also einen Kollegen wissen, dass er eventuell für mich einspringen müsse, da meine Reise in die USA nicht mehr zu hundert Prozent sicher schien. Aber die heiligen drei Cooks waren mir hold, und so bekam ich Freitagnachmittag doch noch mein Visum. Am Wochenende füllte ich noch diverse Formulare der British Airways aus, lud mein Impfzertifikat in ihr System und checkte meine ersten Flüge ein. San Francisco, ich komme!

Der Flug von Wien nach London war dann leider von einer einstündigen Verspätung gekennzeichnet, was meine frühzeitigen Bedenken, zum Umsteigen in Heathrow nur eine Stunde Zeit zu haben, bestätigte. Nun gut, man kann in meinem Alter noch laufen und alle 200 Meter nach dem kürzesten Weg fragen. "You have to take the train" – meine Güte. Die Anzeige "Boarding closing" auf der Übersichtstafel motiviert dann aber noch einmal, die anderen Flughafengäste beherzt beiseitezuschieben, um den Airport-Sprint erfolgreich zu meistern. Ich weiß nicht, wie, aber irgendwie kam ich sehr verschwitzt am Gate an, wo mich etwa acht Angestellte erwarteten. "You are Mr. Amon?", fragte mich einer der Herrschaften. "Yes, I am", schnaufte ich.

Wie in einem schlechten Film stand das Flugzeug dann knappe zwei Stunden am Gate, weil ein "IT-Fehler" den Start verzögerte. Egal, es gab etwas zu trinken, und meine Atmung klang nicht mehr nach einem Herzproblem. Das geplante Abendessen mit den Kollegen in San Francisco verpasste ich allerdings durch die Verzögerung. Aber man kann im Leben ja wirklich nicht alles haben.

Zwischen den Terminen werden Artikel geschrieben.
Foto: STANDARD, aam

Eine Reise wert

Die zwei Tage in Cupertino waren die Anstrengungen dann aber doch wert. Einmal live bei einer iPhone-Präsentation zu sein und sich zeitgleich nach langer Zeit wieder einmal mit Kolleginnen und Kollegen aus aller Welt unterhalten zu können war ein wahrer Segen. Zwei Jahre quasi eingesperrt nur vor dem Computer sitzend diesen Job zu machen mag nicht umspannend sein, aber mal rauszukommen bereichert nicht nur den eigenen Horizont, es ist ein Grund, warum man diese Berufung vor vielen Jahren gewählt hat.

Zur Konferenz und den gezeigten Produkten gab es in den letzten Tagen ja bereits mehrere Artikel, die hoffentlich alle gelesen wurden. Ich habe am Ende noch ein Foto mit Tim Cook geschossen. Wenn er darauf besteht, wer kann dem Apple-CEO schon einen Wunsch abschlagen?

Jetlag-Man trifft Erfolgsmann.
Foto: STANDARD, aam

Kurztrips

Am Ende war ich knapp 48 Stunden in den USA, also genau so lange, wie ich für die An- und Abreise benötigte. Das ist in Zeiten wie diesen natürlich in den meisten Fällen entbehrlich. In den Anfängen von Corona war der Himmel tatsächlich blauer als sonst – ohne Fluglärm alle fünf Minuten, den man speziell in der Einflugschneise im Westen von Wien nun wieder verstärkt wahrnehmen kann. Ein Grund, warum ich mehrere One-Day-Trips zuletzt abgesagt und auch den privaten Urlaub zuletzt eher näher als ferner geplant habe. Tatsächlich haben mir meine Reise und die zahlreichen Einladungen zuletzt wieder gezeigt, wie viele Menschen noch immer für einen Business-Trip oder nur für ein kurzes Meeting wieder quer durch Europa oder sogar um die halbe Welt fliegen.

Cupertino selbst ist tatsächlich sehr unspektakulär, aber durchaus nett. Ein paar Restaurants, nette Einfamilienhäuser, und auf den vielen Highways ist jedes fünfte Auto bereits ein Tesla. Google hat hier ebenfalls einen Standort, was die Jobsituation in der Gegend sicher zusätzlich aufwertet. San Francisco konnte ich nur kurz besuchen. Die grundsätzlich sehr moderne und wohlhabende Stadt hat seit meinem Besuch vor rund zehn Jahren noch einmal mehr Obdachlose auf der Straße. Das Gefälle zwischen Reich und Arm scheint auch hier ein massives Problem zu sein.

Wiener Grantler

Lange Flüge sind anstrengend, speziell wenn man nicht mehr 25 ist. Für Live-Eindrücke von einem Event wie diesem oder einer Reise zur Gaming-Messe E3 würde ich wohl trotzdem wieder in den Flieger steigen. Dann aber ein paar Tage in die eine oder andere Richtung verlängern, um das Abenteuer nicht ganz so absurd werden zu lassen. Kurzum: Um neue Eindrücke zu sammeln, würde ich Menschen immer das Reisen empfehlen.

Vor allem den Wiener Grantlern, die unsere Hauptstadt gerne schlechtreden. Zu sehen, wie in einer der reichsten Städte der Welt, mit all ihren global agierenden Konzernen, immer mehr Menschen auf der Straße leben und um Almosen betteln müssen, würde so manchen "Wien is so furchtbar"-Kommentaren den Wind aus den Segeln nehmen. (Alexander Amon, 10.9.2022)