NDR-Direktorin Sabine Rossbach wurde in einem offenen Brief von 70 Mitarbeitern das Misstrauen ausgesprochen.

Foto: NDR/Marcus Krüger

Hamburg – 70 Beschäftigte des NDR-Funkhauses Hamburg haben Direktorin Sabine Rossbach in einem offenen Brief ihr Misstrauen ausgesprochen. Man könne sich eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit ihr "nicht mehr vorstellen", zitiert das Onlineportal "Business Insider" aus dem an den NDR-Intendanten Joachim Knuth gerichteten Schreiben. Laut dem NDR-Magazin "Zapp" fordern die Mitarbeiter "eine Entscheidung im Sinne des NDR".

Als Grund werden in dem offenen Brief unter anderem "die erhobenen Vorwürfe der Vetternwirtschaft gegen Sabine Rossbach" angeführt, die man "für schwerwiegend" halte. Es habe kaum konstruktive Kritik und Diskussionen auf Augenhöhe gegeben, heißt es in dem Schreiben weiter. Viele hätten das als "Klima der Angst erlebt".

PR-Agentur der Tochter begünstigt

Recherchen von "Business Insider" hatten ergeben, dass Rossbach jahrelang Kunden der PR-Agentur ihrer Tochter, Anna Hesse, im Programm platziert hatte. Es gebe Belege, dass die PR-Agentur zwischen den Jahren 2014 und 2019 mehrere Kunden in unterschiedlichen Sendungen des NDR "unterbringen" konnte. Zudem hätte Dieter Petereit, der Ehemann der Funkhauschefin, vom Sender einen "üppigen Beratervertrag" bekommen. Rossbachs zweite Tochter habe vor einigen Jahren bei NDR Kultur eine seltene Festanstellung erhalten, während es laut der Auskunft von NDR-Mitarbeitern für die damals freie Stelle eine qualifiziertere Bewerberin gegeben habe.

Von einem NDR-Rechercheteam wurde enthüllt, dass der NDR seit fünf Jahren von dem Verdacht der Vetternwirtschaft gegen Rossbach gewusst haben soll. Außerdem habe Rossbach gegenüber ihren Mitarbeitern nie einen Interessenkonflikt aufgrund der Arbeit ihrer Tochter offengelegt. (red, 7.9.2022)