Der Rechtsstreit um die Übernahme von Twitter durch Elon Musk könnte neue Einblicke geben, weshalb der Milliardär tatsächlich beabsichtigt, vom Kauf zurückzutreten. Die Anwälte von Twitter versuchen vor dem zuständigen Gericht in Delaware mit Textnachrichten von Musk nachzuweisen, dass der Milliardär aus Sorge vor einem dritten Weltkrieg vom Deal zurücktreten will – und nicht aus den ursprünglich genannten Gründen, wonach das soziale Netzwerk fehlerhafte Angaben zu Spam- und Bot-Konten gemacht habe.

Wie aus einem aktuellen Bericht von Bloomberg hervorgeht, soll Musk am 8. Mai einen Tech-Banker bei Morgan Stanley in einer Textnachricht dazu aufgefordert haben, den Geschäftsprozess der Übernahme zu verlangsamen, weil er die Rede des russischen Präsidenten Wladimir Putin zum Tag des Sieges und ihre möglichen politischen Folgen abwarten wollte.

Wie der Twitter-Anwalt William Savitt als Beweismittel vorlegte, soll Musk Folgendes geschrieben haben: "Es macht keinen Sinn, Twitter zu kaufen, wenn wir auf den dritten Weltkrieg zusteuern." Damit soll die Argumentation von Musk widerlegt werden, wonach eine Übernahme wegen fehlerhafter Angaben seitens von Twitter nicht zustande kommen könne.

Streit in Milliardenhöhe

Musk hatte im April angekündigt, Twitter für 44 Milliarden Dollar übernehmen zu wollen. Im Juli hatte er dann mit Verweis auf angebliche Falschaussagen von Twitter-Managern zur Anzahl von Scheinkonten auf der Plattform erklärt, den Kauf nicht zu vollziehen. Musk und Twitter haben sich deshalb gegenseitig geklagt. Twitter will, dass das Gericht den Milliardär anweist, das Geschäft zu einem Preis von 54,20 Dollar pro Aktie abzuschließen. Musk strebt eine Verfügung an, den Kauf abblasen zu können und auch nicht die für diesen Fall vereinbarte Vertragsstrafe von einer Milliarde Dollar zahlen zu müssen. Der Prozess soll am 17. Oktober beginnen, vor einem spezialisierten Gericht im Bundesstaat Delaware.

Zuvor war auch bekannt geworden, dass Musk ein zusätzliches Kündigungsschreiben an Twitter geschickt hat. Darin führt er eine jüngst öffentlich gewordene Whistleblower-Beschwerde des ehemaligen Twitter-Sicherheitschefs als weiteren Grund dafür an, den Kauf nicht zu vollziehen. (bbr, Reuters, 7.9.2022)