Immer wärmere Sommer und zunehmend extreme Wetterphänomene – die Klimakrise ist unübersehbar in unserem Alltag angekommen. Neben dem Beitrag, den jede:r Einzelne zum Klimaschutz leisten kann, sind auch Unternehmen gut beraten, sich in Sachen Nachhaltigkeit breit aufzustellen. Neben Faktoren wie Kreditwürdigkeit, Mitarbeiter:innengewinnung und nicht zuletzt Image greift ab spätestens 2025 die CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive), die neue Richtline der EU, die in Österreich künftig 2.000 Unternehmen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet. Die interdisziplinäre "Task Force Nachhaltigkeit" von BDO berät Unternehmer:innen in allen Belangen rund um Sustainability.

Mag. Julia Leeb, Partnerin bei BDO, leitete den Bereich "Großkunden und öffentlicher Sektor" einer großen österreichischen Bank. Diese Erfahrungen kommen nun ihren Corporate Finance Kund:innen zugute.
Foto: Martina Draper

Nachhaltigkeit und Banken

"Auch wenn die offizielle Berichtspflicht noch nicht greift, ist der Nachhaltigkeitsstatus von Unternehmen für die Banken bereits jetzt ein Faktor bei der Entscheidung, Kredite zu vergeben", erklärt Mag. Julia Leeb, Partnerin und Expertin für Corporate Finance bei BDO. "Es liegt klar im Interesse der Banken, nachhaltig agierende Unternehmen als Kund:innen zu präferieren, da die Bewertung ihrer Schuldner:innen auch in die eigene Bewertung einfließt. Alle Unternehmen, die auf Fremdfinanzierung angewiesen sind, sollten sich daher spätestens jetzt intensiv mit den ESG-Kriterien – Environment, Social, Governance, den drei Säulen der Nachhaltigkeit – auseinandersetzen." Derzeit stünden eher der Aufbau und die Messbarkeit der jeweiligen Kriterienkataloge bei den Banken im Vordergrund, um zukünftig auf dieser Basis neben dem herkömmlichen Rating auch ein ESG-Rating erstellen zu können. Konkrete Aussagen zu den Auswirkungen auf die Konditionen der Kreditvergabe können deshalb aktuell noch nicht getätigt werden. Fest steht allerdings, dass es Unternehmen, die ESG-Kriterien nicht erfüllen, bei der Kreditvergabe zukünftig schwerer haben werden: Sie bekommen den Kredit zu schlechteren Konditionen bzw. erhalten im schlechtesten Fall überhaupt keinen Kredit mehr. Die Spezialistin, die jahrelang bei der Erste Bank den Bereich "Großkunden und öffentlicher Sektor" leitete, ist sich sicher: "Von der Finanzierungsberatung von mittelständischen Unternehmen über M&A aller Größenordnungen bis hin zu Banken- bzw. Investorengesprächen von Konzernen: Nachhaltigkeit im Allgemeinen und die ESG-Kriterien der EU im Speziellen werden für Österreichs Unternehmen in Zukunft eine wichtige Rolle spielen und in vielen Fällen über deren Wettbewerbsfähigkeit entscheiden. Niemand kann sich dem entziehen."

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"Nachhaltigkeit im Jahresabschluss"
11.10.2022, 8:30-10:30 Uhr,
QBC 4 – Am Belvedere 4, Wien.
Die Teilnahme ist kostenlos.
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CSRD: Die Corporate Sustainability Reporting Directive der EU

Mag. Sanela Terko, Director bei BDO, ist Nachhaltigkeitsexpertin und Mitglied des EU-Gremiums der Accountancy Europe, das derzeit die European Sustainability Reporting Standards erarbeitet.
Foto: Vanessa Hartmann-Gnong

Eine Expertin, die die bald in Kraft tretenden EU-weit geltenden Standards derzeit mit ausarbeitet, ist Mag. Sanela Terko als Mitglied der "Accountancy Europe", des offiziellen EU-Gremiums zu diesem Thema. "Verpflichtende Nachhaltigkeitsberichterstattung ab spätestens 2025 – das scheint noch weit weg zu sein. Der Reporting-Aufwand ist aber keinesfalls zu unterschätzen. In der Praxis beobachten wir häufig, dass nur bedingt Bewusstsein für die Tatsache vorhanden ist, dass die Zeit drängt", so Mag. Sanela Terko, Director bei BDO. Denn gerade auf Unternehmen, die bislang noch nicht zur ESG-Berichterstattung verpflichtet waren, kommt ein erheblicher Zeitaufwand zu: Für die Erstellung des Berichts sind zahlreiche Informationen nötig, die im bisherigen Geschäftsalltag kaum erhoben und strukturiert wurden. Prozesse zur Sammlung und Aufbereitung der relevanten Daten sollten möglichst zeitnah eingerichtet werden, um eine belegbare Datenbasis für den eigentlichen Bericht zu schaffen. "Wir raten allen Unternehmer:innen, sich zeitnah damit auseinanderzusetzen und die ,Fitness‘ ihrer Gesellschaft bezüglich der derzeit bekannten Anforderungskriterien zu überprüfen", appelliert die Steuerberaterin, die sich mit ihrem Team auf Nachhaltigkeitsberichterstattung und Diversitätskonzepte spezialisiert hat.

Aktuell sind die drei klassischen Säulen des ESG als Berichtsinhalte vorgesehen: Umwelt, Soziales und Governance. Konkret reichen die geforderten Inhalte vom Beitrag des Unternehmens zu Klimaschutz und Erhaltung der Biodiversität über Angaben zur Wertschöpfungskette bis hin zu Informationen über die Wahrung von Chancengleichheit sowie Achtung von Menschenrechten und Grundfreiheiten innerhalb der Unternehmenskultur. Neu ist auch, dass die firmeninternen Entscheidungsträger:innen (Verwaltungs-, Geschäftsführungs- und Aufsichtsorgane) verstärkt in den Prozess der Nachhaltigkeitsberichterstattung eingebunden werden sollen und ihre spezifische Rolle in diesem Prozess Teil des Berichts ist. Ebenso neu ist die verpflichtende externe Prüfung dieser nichtfinanziellen Berichterstattung. "Die einheitlichen Standards tragen EU-weit zu Transparenz und zur Vergleichbarkeit von Nachhaltigkeitsberichten bei. Gleichzeitig wird der Gefahr des Greenwashings entgegengewirkt", betont die Nachhaltigkeitsexpertin.

MMag. Dr. Jörg Schönbacher ist Partner bei BDO und spezialisiert auf die Beratung im Bereich Strategie & Transformation und Geschäftsmodellentwicklung.
Foto: Karl Michalski

Nachhaltigkeit im Geschäftsmodell verankern

Zwei wesentliche Bausteine der Nachhaltigkeitsberichterstattung sind die Risiko- und Auswirkungsanalyse sowie sogenannte Wesentlichkeitsmatrizen. Eine Risiko- und Auswirkungsanalyse stellt sicher, dass es nicht möglich ist, ausschließlich positive Aspekte zu veröffentlichen. Die Wesentlichkeitsmatrizen umfassen Themen wie Umwelt-, Sozial-, Arbeitnehmer:innen-, Menschenrechts- sowie Korruptions- und Bestechungsbelange und bilden den thematischen Rahmen für die Berichterstattung. Bei entsprechenden Wesentlichkeitsanalysen unterstützt u.a. das Consulting-Team um MMag. Dr. Jörg Schönbacher, Partner bei BDO. "Natürlich muss die Reporting-Fähigkeit sichergestellt werden; wir betrachten Nachhaltigkeit gemeinsam mit unseren Kund:innen aber viel umfassender: Wie gelingt es uns, Nachhaltigkeit im Geschäftsmodell zu verankern und das Unternehmen so am Markt und in Bezug auf Mitarbeiter:innengewinnung auch für die Zukunft optimal zu positionieren?", betont der erfahrene Berater. Um dieses Ziel zu erreichen, wird das Unternehmen in seiner Gesamtheit inklusive der Lieferketten und Wettbewerbslandschaft analysiert, damit Prozesse und Strategien sowie Steuerung und Controlling optimal aufgestellt werden können. Die so gewonnenen Daten bilden die Basis für die Nachhaltigkeitsberichterstattung. "Wir setzen für Kund:innen ein individuelles Projekt- und Datenmanagement auf und definieren gemeinsam konkrete Ziele, um Nachhaltigkeit in der Strategie zu verankern", führt der Spezialist weiter aus. Am Ende des Prozesses sind die Unternehmer:innen in der Lage, die regulatorischen Anforderungen des Berichts selbständig zu erfüllen und immer wieder Verbesserungen im laufenden Geschäft vorzunehmen. "Wir enablen unsere Kund:innen und liefern ihnen das Rüstzeug, sowohl Berichtspflicht als auch nachhaltige Unternehmensführung selbständig zu meistern. Eine gute Beratung zeichnet sich für mich dadurch aus, dass die Berater:innen am Ende nicht mehr gebraucht werden", erklärt er. In vielen Fällen unterstützen die BDO Consultants auch Unternehmen, die Nachhaltigkeit bereits im Geschäftsmodell verankert haben und als Innovationsmotor nutzen. Vor allem im Technologiebereich seien smarte Nischenlösungen gefragt, die in vielen Fällen zur Lösung der Klimakrise beitragen können. Neben der Suche nach Best Practice-Beispielen und der Beantragung passender Förderungen, z.B. im Rahmen des Green Deals, hilft das Team auch, geeignete internationale Kooperationspartner zu finden. "Es gibt aktuell viel positiven Rückenwind aus der öffentlichen Debatte um CO2-Bepreisung und Kosument:innenverhalten. Dadurch sind nachhaltige Geschäftsmodelle stark im Aufwind, werden langfristig betrachtet und das Interesse an Kooperationen steigt", so MMag. Dr. Jörg Schönbacher. "Letztlich bietet der Fokus auf Nachhaltigkeit eine umfassendere Perspektive und großes Potenzial für die Verbesserung des ganzen Unternehmens."