Die fristlos entlassene Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB), Patricia Schlesinger, äußert sich in einem Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit" zu den Vorwürfen gegen sie. "Der Unmut und die Wut im Sender sind aus meiner Sicht so stark, dass ich mir vorwerfe, dass ich das nicht gesehen habe", wird Schlesinger in einer Vorabmeldung der am Donnerstag erscheinenden Ausgabe zitiert. Das tue ihr leid. Die Modernisierungsvorhaben, die sie gemeinsam mit der Geschäftsleitung angestoßen habe, hätten den Arbeitsalltag vieler Mitarbeitender auf den Kopf gestellt, heißt es weiter.
In dem Interview zeigt sich Schlesinger "erschüttert" über die Wucht der Berichterstattung, die "wie ein Tsunami" gewesen sei. Ausführlich äußert sich sich zu den Privilegien, die sie als Intendantin genoss, darunter ein Dienstwagen mit Massagesitzen. Schlesinger in der Vorabmeldung: "Ich habe den Wagen nicht selbst konfiguriert. Ich brauche keine Massagesitze, das ist für mich überflüssiger Klimbim."
"Kein Luxuswahn"
Im Interview weist die entlassene Intendantin Berichte zurück, wonach sie bei der Neugestaltung ihres Büros Hinweise aus dem Controlling des RBB übergangen habe: "Sollte jemand gewarnt haben, dann hat mich das leider nicht erreicht. Ich habe meine Kolleginnen gefragt, ob bei ihnen eine solche Warnung angekommen sei. Sie verneinten." Der Grund für die Renovierung sei kein Luxuswahn gewesen, sondern "eine dringend notwendige Schadstoffsanierung."
Schlesinger verwahrt sich weiterhin gegen die Behauptung, ihrem Ehemann, einem ehemaligen "Spiegel"-Journalisten, einen Auftrag zu ihrem Vorteil verschafft zu haben. Es habe sich herausgestellt, dass dabei nicht gegen Compliance-Regeln verstoßen worden sei. Allerdings räumt sie im "Zeit"-Interview ein: "Aus heutiger Sicht wünsche ich mir, ich hätte meinen Mann gebeten, den Auftrag nicht anzunehmen."
Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin ermittelt gegen Schlesinger, die den RBB seit 2016 führte, und die seit Jahresbeginn auch als ARD-Vorsitzende amtierte, wegen des Verdachts der Untreue und der Vorteilsnahme. (red, 7.9.2022)