Der Holo fügt sich harmonisch in die Gaming-Ecke ein – und in Gelb ist er einfach sexy.

Zellinger, DER STANDARD

Der erste Auftritt des "Holo" fällt groß aus. Die Gadse ist nicht im Lieferumfang enthalten und dient lediglich dem Größenvergleich.

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Die Armlehnen lassen sich nach hinten wegklappen.

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Sogar die Rollen sehen gut aus.

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Cleveres Feature: Die Lordosenstütze lässt sich individuelle einstellen.

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Der Großteil des "Holo" wird bereits vormontiert geliefert. Der Aufbau dauert maximal zehn Minuten.

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Der Packungsinhalt: Rückenlehne, Sitzfläche, Fußkreuz und Rollen. Plastiksackerln mit Schrauben sucht man glücklicherweise vergebens.

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Die Ohrwascheln lassen sich individuell gravieren und sind auch im Nachhinein austauschbar.

Foto: Zellinger/DerStandard

Der Anruf aus dem Empfang des STANDARD-Büros klingt ein wenig flehentlich: Ein Paket mit einem "Sessel" ist da, ob wir uns das eh bald abholen, denn es ist etwas größer ausgefallen. Tatsächlich ist schon bei der Versandverpackung klar: Ein gewöhnlicher "Sessel" ist das sicher nicht – und über die bereitgestellte Sackrodel sind wir auch ganz froh, denn unser verkümmerter Redakteursbizeps verkrampft sich schon allein beim Anblick der Schachtel. Der erste Auftritt ist dem "Holo" von Adept Gaming auf jeden Fall gelungen.

Der erste Auftritt des "Holo" fällt groß aus. Die Gadse ist nicht im Lieferumfang enthalten und dient lediglich dem Größenvergleich.
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Klimafreundlicher Anspruch

Die nächste Überraschung folgt beim Auspacken: Anders als bei den üblichen Gaming-Stühlen fallen uns hier keine Sackerln mit Schrauben, Beilagscheiben und Muttern in die Hände, und von den üblichen Plastikfolien über den gepolsterten Teilen bleiben wir glücklicherweise auch verschont. In der Schachtel befindet sich einfach: ein Sessel. Lediglich Lehne, Sitzteil und Fußkreuz müssen miteinander verbunden werden, die Rollen einstecken, fertig!

Der Packungsinhalt: Rückenlehne, Sitzfläche, Fußkreuz und Rollen. Plastiksackerln mit Schrauben sucht man glücklicherweise vergebens.
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Dementsprechend minimalistisch fällt auch die Anleitung aus: Die darauf abgebildeten elf Arbeitsschritte befassen sich großteils mit dem Öffnen der Verpackung, der Zusammenbau selbst ist mit fünf Handgriffen erledigt. Der ganze Prozess vom Auspacken und Zusammenbauen hat vielleicht zehn Minuten gedauert. Geschicktere Zeitgenossen dürften den "Holo" wahrscheinlich in unter fünf Minuten im Einsatz haben. Daran dürfen sich andere Hersteller gerne ein Beispiel nehmen. Außer recycelbarem Karton fällt kein weiterer Müll an. Sehr vorbildlich. Vier Monate lang hat die Entwicklung einer plastikfreien Verpackung gedauert, wie DER STANDARD im Gespräch mit Adept Gaming erfahren konnte.

Der Holo fügt sich harmonisch in die Gaming-Ecke ein – und in Gelb ist er einfach sexy.
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Umweltbewusstsein ist ein Faktor, auf den man bei Adept Gaming gerne hinweist. So wird der "Holo" als klimaneutrales Produkt beworben. Die über 100 Einzelteile verursachen in der Produktion 206 Kilo CO2, wie das Unternehmen erklärt. Das lässt sich auch nur schwer vermeiden, deshalb investiert man als zertifizierter "Climate Partner" in einen Ausgleich der Emissionen in Form von Klimaschutzprojekten. Außerdem werden Initiativen wie Plastic Fischer und Projekte des Naturschutzbundes unterstützt. Produziert werden die Gaming-Stühle von einem Auftragsfertiger in Nürnberg – teilweise mit recyceltem Plastik aus dem Meer.

Es muss gelb sein

Grün ist er schon, der Holo, aber sieht er auch gut aus? Und wie fügt er sich ins heimische Gaming-Set-up ein? Diese Frage kann man klar mit einem "Welche Farbe hätten Sie gerne und warum ist es Gelb?" beantworten. Der gelb-schwarze Kontrast verleiht dem Holo gemeinsam mit dem fast skelettartigen Aufbau einen aggressiven Look, der vor allem bei Streamerinnen und Streamern sehr gut ankommen dürfte. Für alle Verfechter des dezenteren Gaming-Set-ups gibt es auch dunkelblaue, graue und schwarze Farbkombinationen, und obwohl man damit meiner Meinung nach farblichen Optimierungsbedarf nach oben beweist, dürften sich auch die zurückhaltenden Varianten in die heimischen Zockerhöhle gut integrieren.

Die Armlehnen lassen sich nach hinten wegklappen.
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Der Holo verschont die Augen darüber hinaus vor der üblichen Racing-Optik, dafür darf man dankbar sein. DER STANDARD hat die Variante mit PU-Lederbezug und aus PET-Flaschen recycelter Mikrofaser getestet, was gleich noch hochwertiger wirkt. Alternativ gibt es eine günstigere, ausschließlich mit Stoff bezogene Version, was unter anderem Halter kratzfreudiger Katzen freuen dürfte.

Da freut sich die Lordose

Die Kernfrage bei einem Gaming-Chair ist doch: Wie gut bettet sich der Zockerhintern und wie wird die bandscheibengeplagte Wirbelsäule unterstützt? Was zuerst auffällt: Der "Holo" verfügt über eine im Vergleich zu den Konkurrenzprodukten dünne Polsterung, dennoch spürt man im Gaming-Einsatz keine harten Bauteile an Gesäß oder Rücken – was bei Vertretern der billigen Preiskategorien schon einmal vorkommen kann.

Der Funktionsumfang ist beachtlich: Der "Holo" verfügt über die gängigen Features wie eine feststellbare Rückenlehne oder höhenverstellbare Armlehnen und bietet darüber hinaus auch eine integrierte Lordosenstütze. Diese ist über eine Klappe auf der Rückseite des Stuhls erreichbar. Mittels Drehrad kann man die richtige Position für die Unterstützung der Lendenwirbelsäule einstellen. Andere Hersteller bieten für diesen Zweck lediglich die oft wenig ergonomischen Schaumstoffpolster.

Die so genannte Synchronmechanik sorgt darüber hinaus dafür, dass sich beim Zurücklehnen nicht nur der Rückenteil, sondern auch die Sitzfläche dezent mitbewegt. Das passiert im Verhältnis 2,7:1. Das bedeutet: Wird die Rückenlehne um elf Grad geneigt, kippt die Sitzfläche leicht auf vier Grad. Das soll laut Herstellerangaben den Rücken bei Büroarbeit oder Gaming-Sessions entlasten.

Keine Zwangserziehung zur guten Haltung

Eigentlich wollten wir an dieser Stelle über einen vermeintlichen Fehler im Design des "Holo" nörgeln. Zockerinnen und Zocker kennen das: Da ist man gerade dabei den Boss in Elden Ring zu legen, die Heiltoniken sind längst leergetrunken, und man müsste nur noch schnell diesen einen Schlag anbringen. Im Eifer des Gefechts wandert der Körper oft näher an den Bildschirm und die typische vornübergebeugte Gaming-Haltung entsteht. Genau in diesem Moment funkt der "Holo" mit einem leichten Ruck auf der Sitzfläche und einem leisen Klackern dazwischen.

Cleveres Feature: Die Lordosenstütze lässt sich individuell einstellen.
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Unsere Befürchtung, es könne sich dabei um einen Defekt handeln und der Gaming-Chair während unserer Session zerbröseln, zerstreute sich aber schnell. Tatsächlich handelt es sich um ein cleveres Feature: Wandert der Oberkörper näher an den Bildschirm, neigt in Front-Tilt-Funktion die Sitzfläche mitsamt der Rückenlehne sanft nach vorne. Der "Holo" wagt also erst gar nicht den zum Scheitern verurteilten Versuch, uns zu einer Haltung zu erziehen, sondern versucht, die Auswirkungen der schlechten Angewohnheiten zu mildern. Ganz als wollte er uns sagen: "Ich weiß eh, dass du krumm da sitzt, komm ich stütze wenigstens deinen Rücken".

Das Rätsel der Armlehnen

Ein Feature gibt es aber, das uns im Test ein Rätsel aufgibt: Die Armlehnen lassen sich vollständig nach hinten und unten schwenken, wo sie dann ein wenig lasch herumbaumeln. Aber es wird wohl auch dafür einen Anwendungsfall geben. Ansonsten wirken die Funktionen gut durchdacht und praxistauglich, auch wenn man viele der Einstellmöglichkeiten wahrscheinlich nur wenige Male benutzen wird.

Die "Sleeves" genannten Ohrwascheln lassen sich individuell gravieren und sind auch im Nachhinein austauschbar.
Foto: Zellinger/DerStandard

Wer einen Schritt weiter gehen möchte, kann sich seinen Sessel von Adept Gaming auch individualisieren lassen. Auf den sogenannten Sleeves, zwei "Ohren" um die Kopfstütze, kann man sich etwa sein Clan-Tag oder andere mehr oder weniger sinnvolle Wort-Buchstaben-Kombinationen eingravieren lassen. Ein Angebot, auf das Streamerinnen und Streamer sicher gerne zurückkommen. Auch das Fußkreuz lässt sich so anpassen – ein nettes Gimmick: Hier muss jeder für sich selbst beantworten, wie oft man die eigene Aufschrift unter der Sitzfläche tatsächlich bewundert, andererseits halten sich die zusätzlichen Kosten mit zehn Euro in Grenzen.

Fazit und Preis

Der "Holo" von Adept Gaming ist wahrscheinlich aktuell der beste Gaming-Chair am Markt. Vor dem "Holo" habe ich ebenfalls ein nicht ganz billiges Markenprodukt als Arbeits- und Gaming-Stuhl benutzt und bin deshalb vom Qualitätsunterschied umso mehr überrascht. Die Verarbeitungsqualität ist über jeden Zweifel erhaben, der Aufbau gestaltet sich deppensicher, und die Optik ist in Grau, Schwarz und Blau ansprechend und in Gelb einfach überragend.

In Sachen Ergonomie merkt man, dass bei Adept Gaming Menschen am Werk sind, die etwas von ihrem Fach verstehen. Erstaunlich ist dennoch, dass ein so hochwertiges Produkt von einem nur vier Personen starken Start-up kommt – die einjährige Entwicklungszeit hat sich auf jeden Fall bezahlt gemacht.

Persönlich hätte ich mir noch ein wenig mehr Polsterung für den Nacken gewünscht, aber das ist Jammern auf ganz hohem Niveau. Ansonsten kann man dem "Holo" nur die Bestnote und damit eine klare Empfehlung aussprechen. Ach ja, schlafen kann man in dem Gaming-Chair ebenfalls ganz gut, denn die Müdigkeit hat mich bei einer nächtlichen Runde Stellaris gegen vier Uhr früh doch plötzlich übermannt.

Der Haken an der Sache ist jedoch der Preis. 779 Euro werden für den "Holo" mit allen Extra-Schmankerln fällig. Die Basisvariante ohne individueller Gravur und PU-Leder schlägt immer noch ein 679 Euro tiefes Loch in die Geldbörse. Der kleine Bruder des "Holo", der "Hemi", kostet "nur" 549 Euro, bringt dafür aber die verstellbare Lordosenstütze nicht serienmäßig mit. Für den Preis bekommt man aber einen über jeden Zweifel erhabenen Stuhl, der im Gegensatz zur Konkurrenz fair und klimaneutral in Europa produziert wird. (Peter Zellinger, 11.9.2022)