Prost: Die Winzer Thomas Podsednik und Leo Hillinger, Wiesn-Chef Johann Pittermann und Christian Lerner von der Tourismus-Aktion "Erlebe Deine Hauptstadt".

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Johann Pittermann hatte ganz offensichtlich eine Vorahnung. "Ich bitte alle Medienvertreter um eine positive Berichterstattung", sprach der Organisator des heurigen Wiener Oktoberfests am Mittwoch zur in einer Holzhütte im Prater versammelten Presse. Sein Appell kommt nicht von ungefähr: Derartige Trink- und Trachtenveranstaltungen polarisieren bekanntlich. Und Pittermanns Kaiser-Wiesn, die tut es ganz besonders.

Die Veranstaltung geht dieses Jahr zum ersten Mal über die Bühne. Start ist in exakt zwei Wochen, am 22. September, auf der Kaiserwiese beim Riesenrad. Angesetzt ist das Großevent bis 9. Oktober. Den Zuschlag dafür hat die PW Veranstaltungs GmbH von Pittermann und seinem früheren Co-Geschäftsführer Thomas Waldner bereits im Vorjahr erhalten – wegen Corona musste die Premiere aber verschoben werden.

So ist es heuer an den neuen Veranstaltern, ihr Konzept unter Beweis zu stellen – und die kursierenden Vorwürfe von Freunderlwirtschaft und Nachahmung zu entkräften. Diese werden emsig befeuert von Christian Feldhofer, der auf der Kaiserwiese ab 2011 allherbstlich die Wiener Wiesn veranstaltet hat, 2021 aber leer ausging.

Seine Kritik fußt auf den Biografien der Kaiser-Wiesn-Gründer: Waldner organisierte jahrelang für die Wiener SPÖ das Donauinselfest, Pittermann arbeitete einst als Prokurist bei der Wiener Wiesn und später bei der Prater Wien GmbH. Letztere verpachtet die Kaiserwiese, hinter ihr steht das Stadt Wien Marketing und in weiterer Folge die rot regierte Stadt Wien.

Stroh für Kinder, Vlies für Bäume

Die neuen Veranstalter haben die Vorwürfe stets dementiert. Pittermann will zu all dem nichts sagen, nur so viel: "Es ist besser, miteinander zu sprechen als übereinander." Bereitwilliger Auskunft gibt er dazu, worin sich die Kaiser-Wiesn von der Wiener Wiesn für die Besucherinnen und Besucher unterscheiden werde. Erstmals werde es ein Champagner-Zelt geben, weiters eine eigene Kinder-Wiesn mit Strohpyramide, ebenso eingeplant sei der Auftritt eines Kinderblasorchesters. Und: Die Festzelte seien mit modernen Schallschutzplanen ausgestattet, die Bäume am 20.000 Quadratmeter großen Gelände bewahre man mit Vlies und Schaumstoff vor Schäden.

Damit spielt Pittermann auf Kritikpunkte an, die Anrainerinnen und Anrainer in der Vergangenheit immer wieder vorbrachten. Um Konflikte vermeiden, wurde zusätzlich eine Ombudsstelle eingerichtet – bei der telefonisch Beschwerden deponiert werden können.

Bezirk überwacht

Das begrüßt Alexander Nikolai, Bezirkschef (SPÖ) in der Leopoldstadt, zu der die Kaiserwiese gehört: "Ich bin jetzt beruhigter." Um ganz sicherzugehen, sei aber seit Beginn der Aufbauarbeiten für die drei Festzelte und die fünf sogenannten Almen (unter anderem unter Schirmherrschaft der Lokale Kaktus, Lugeck und Zur alten Kaisermühle) jemand vom Bezirk vor Ort, um die Sache zu überwachen. Gewerkt wird seit einer Woche, 50 bis 70 Personen sind dafür täglich zugegen.

Obwohl eigentlich Bier das klassische Wiesn-Getränk ist, wollen die Kaiser-Wiesn-Veranstalter mit Alkohol in anderer Darreichungsform hervorstechen: einem eigens kreierten Wein. Dafür haben sie Promi-Winzer Leo Hillinger engagiert. Er und Thomas Podsednik vom städtischen Weingut Cobenzl haben dafür einen burgenländischen Sauvignon blanc mit einem Grünen Veltliner aus Wien zu einer Cuvée verschnitten. Herausgekommen sei dabei ein Wein, "der den meisten schmecken soll", erklärte Hillinger.

Wer lieber bei der Maß bleibt, steigt in Wien im Vergleich zum Original-Oktoberfest etwas günstiger aus: In Wien kostet ein Liter Bier 11,80 Euro, in München sind es zwischen 12,60 und 13,80 Euro.

400.000 Gäste als Ziel

Was die erhofften Gästezahlen angeht, ist Organisator Pittermann bescheiden. Bei der letzten Wiener Wiesn im Jahr 2019 wurden rund 400.000 Besucherinnen und Besucher verzeichnet. Das sei auch sein Ziel, sagt Pittermann, aber: "Wir wären auch mit 70 Prozent zufrieden. Lieber langsam wachsen." Untertags ist der Eintritt übrigens frei, abends benötigt man Tickets für die Konzerte in den Zelten. (Stefanie Rachbauer, 7.9.2022)