Die Pannenserie bei Ferrari wurde zuletzt in Zandvoort prolongiert, als beim Boxenstopp von Carlos Sainz nur drei von vier neuen Pneus bereit waren.

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Charles Leclerc verspritzt grinsend Champagner. Charles Leclerc jubelt vor Tausenden Fans in Rot. Charles Leclerc strahlt. Vor dem Highspeed-Heimspiel am Wochenende in Monza schwelgt der Ferrari-Star in den Sozialen Netzwerken in Erinnerungen, vor drei Jahren hatte er auf der legendären Strecke für Ferrari ja triumphiert. Und jetzt? Leclerc und der stolzen Scuderia droht vor den eigenen Fans das nächste Desaster in dieser Saison voller Pleiten, Pech und Pannen.

"Auf dem Papier ist Monza für uns nicht die beste Strecke", sagte Leclerc vor dem Klassiker am Sonntag (15. 00 Uhr/Sky). Es werde "schwierig" mit dem Sieg. Die Experten glauben gar: Es wird unmöglich. Das liegt natürlich auch an der überragenden Form des alten – und mit ziemlicher Sicherheit auch neuen – Weltmeisters Max Verstappen (Red Bull). Vor allem aber auch an Ferrari selbst.

Fassungslosigkeit nach Zandvoort-Malheur

Nach einem starken Saisonstart läuft bei Ferrari seit Wochen nichts mehr zusammen. Der "F1-75" ist nicht mehr schnell genug, hinzu kamen haarsträubende Fehler bei der Strategie, zuletzt in Zandvoort wurden die Roten gar zum Gespött – bei einem chaotischen Reifenwechsel von Carlos Sainz jr. hatten die Mechaniker ein Rad vergessen. Die Zeitungen in der Heimat waren angesichts der "Schlamperei" fassungslos.

Und nun also Monza, das Autodromo Nazionale. Nirgendwo schlagen die Herzen der Ferrari-Fans schneller, nirgendwo herrscht eine größere Euphorie rund um die berühmten roten Renner. Hier werden aus Ferrari-Fahrern Helden, wie einst Michael Schumacher, der vier Mal in Monza gewann. Doch auch nirgendwo schmerzen Niederlagen so sehr wie auf dem legendären Asphalt im Königlichen Park.

"Die Tifosi sind anspruchsvoll und kenntnisreich. Sie können auch wild sein", sagte Teamchef Mattia Binotto: "Sie geben dir ihre ganze Liebe, sie unterstützen dich, auch wenn es nicht so läuft, wie du es willst. Und sie treiben dich an, immer besser zu werden." Ferrari werde alles geben, "um ihnen das gewünschte Ergebnis zu liefern".

Auf der Suche nach dem Speed

Doch wie sollen Leclerc und Co. nur Verstappen schlagen? Und dann wird auch noch Mercedes mit Lewis Hamilton und George Russell immer schneller. "Wir schöpfen das Potenzial des Autos nicht aus, und da liegt etwas im Argen, das wir aus der Welt schaffen müssen", sagte Binotto. Und Leclerc forderte, man müsse jetzt den Speed wiederfinden, "den wir zu Beginn der Saison hatten". Sonst wird es nichts mit neuen Jubelbildern in Rot aus Monza. (sid, 7.9.2022)