Arbeitsreiche Wochen für Rafael Grossi. Der IAEA-Chef muss sowohl die Lage rund um das ukrainische AKW Saporischschja als auch das iranische Atomprogramm im Auge behalten.

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Wien – Das iranische Atomprogramm könnte der in Wien ansässigen Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zufolge sowohl friedlichen als auch militärischen Zwecken dienen. Teheran habe in den vergangenen Monaten nichts getan, um offene Fragen zu möglichen geheimen Aktivitäten in der Vergangenheit zu klären, schrieb IAEA-Chef Rafael Grossi am Mittwoch in einem Bericht.

Die IAEA "ist daher nicht in der Lage zu bestätigen, dass das iranische Atomprogramm ausschließlich friedlichen Zwecken dient", schrieb Grossi in dem nichtöffentlichen Quartalsbericht zum Iran, der der Deutschen Presse-Agentur vorlag.

Uran-Anreicherung

Außerdem berichtete Grossi, dass der Iran in den vergangenen Monaten immer mehr Uran angereichert habe. Das Land verfüge nun unter anderem über mehr als 55 Kilogramm an Uran mit einem Reinheitsgrad von bis zu 60 Prozent. Laut Experten reichen rund 50 Kilogramm dieses Materials für eine Atomwaffe, falls es noch etwas höher auf 90 Prozent angereichert würde. Der Iran hat wiederholt betont, dass das Uran nur für Energiegewinnung und andere friedliche Zwecke eingesetzt wird.

Fehlender Einblick

Die IAEA hat laut Grossi seit drei Monaten keinen Einblick mehr in die Produktion neuer Zentrifugen, mit denen Uran angereichert wird. Im Juni ließ Teheran IAEA-Überwachungskameras abbauen.

Als Reaktion auf den Ausstieg der Vereinigten Staaten aus dem internationalen Pakt zur Einschränkung des iranischen Atomprogramms verletzt Teheran seit 2019 die darin enthaltenen Vereinbarungen. Seit vorigem Jahr verhandeln Washington und Teheran über die Wiederherstellung des Paktes und die Aufhebung von US-Sanktionen. Zuletzt hat unter anderem die iranische Forderung nach Einstellung der IAEA-Untersuchungen zu den offenen Fragen eine Einigung verhindert. (APA, 7.9.2022)