Vor ein paar Jahren war Huawei drauf und dran, zum weltweit größten Anbieter von Android-Smartphones zu werden. Doch der Erfolgslauf nahm ein jähes Ende. Die Nähe zum Pekinger Regime, Spionageverdacht und vor allem ein von der Trump-Regierung verhängtes Wirtschaftsembargo gegen den Konzern zwangen ihn zum Verzicht auf Googles-Dienste, Apps, Chips und Technologien von amerikanischen Unternehmen. Dem versuchte man zwar, eigene Alternativen entgegenzustellen, konnte damit aber einen drastischen Absturz bei den Marktanteilen nicht abwenden.

Am chinesischen Heimatmarkt, wo Googles Services ohnehin seit langer Zeit verboten sind, läuft das Geschäft aber noch. Und dementsprechend stellt man auch weiter neue Smartphones vor. Jüngst etwa das Mate 50 und Mate 50 Pro. Neben aktueller Hardware und einer aufgemotzten Kamera bringen sie ein Feature mit, das Apple heute, Mittwoch, auch für das iPhone 14 einführen könnte. DER STANDARD wird den um 19 Uhr beginnenden Event live per Ticker begleiten.

Foto: Huawei

Notnachrichten per Beidou

Nämlich Satellitenkommunikation. Die beiden neuen Mate-Handys können sich mit der Beidou-Satellitenflotte verbinden, die in der Umlaufbahn kreist und große Teile des Planeten abdeckt. Damit soll es möglich sein, Textnachrichten zu verschicken, selbst wenn das Mobilfunknetzwerk ausfällt oder man in einer Gegend ist, in der es keine Abdeckung gibt. Besonders wichtig ist dies freilich in Notsituationen.

Der Begriff Beidou dürfte einigen Tech-Kennern bekannt vorkommen. Denn diese Satelliten fungieren auch als Ortungssystem, vergleichbar mit GPS, dem europäischen Galileo oder dem russischen Glonass.

Weitere Features

Abseits der Sat-Anbindung bieten beide Mate-50-Varianten einen Snapdragon-8-Gen-1-Chip, 8 GB RAM und bis zu 256 GB Speicher. Sie bringen OLED-Displays mit rund 6,7 Zoll Diagonale und sehr ähnlicher Auflösung mit, allerdings unterstützt nur die Pro-Ausgabe eine Wiedergabe mit 120 Hz, während die Standardedition auf 90 Hz limitiert ist. Der Akku ist mit 4.700 mAh (versus 4.460 mAh) etwas größer. Geladen werden können aber beide Geräte mit einer Leistung von bis zu 66 Watt.

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Sie teilen sich weiters die 50-MP-Hauptkamera, deren Blende zwischen f/1.4 und f/4.0 verstellbar ist, sowie ein Ultraweitwinkel-Modul mit 13 MP. Das Mate 50 Pro bringt allerdings eine Telefoto-Kamera mit 50 MP für optischen Zoom sowie bis zu 200-fachen digitalen Zoom mit. Das reguläre Mate 50 verfügt über eine Telefoto-Kamera mit 12 MP Auflösung.

Der umfassenden Ausstattung fehlt allerdings ein wesentliches Merkmal. Keines der beiden Handys hat – als Folge der US-Sanktionen – ein 5G-Modem an Bord. Mobiles Internet ist also nur via LTE möglich. Allerdings besteht die Möglichkeit, dass sich der neue Mobilfunkstandard in Zukunft mit einer eigenen Handyhülle nachrüsten lässt. Für das Huawei P50 Pro wurde vom Mobilfunker China Unicom im Juli ein entsprechendes Accessoire mit integrierter E-SIM vorgestellt.

Ob das Mate 50 in unseren Breitengraden überhaupt auf den Markt kommen wird, ist unklar. Eine internationale Ausgabe dürfte aber ohnehin um das Satellitenkommunikationsfeature beschnitten werden. (gpi, 7.9.22)