Eine Handy-App, die Wanderschilder erkennen und verorten kann, könnte in den vom Bergtourismus geprägten Regionen Tirols gute Dienste leisten. Ortsfremden Wanderern könnten damit Gehzeiten, Entfernungen zu bewirtschafteten Hütten oder deren Öffnungszeiten angezeigt werden. Für die Wegemacher, die im Frühling ihre schweren Arbeiten zu erledigen haben, könnte eine per Smartphone einfach aktualisierbare Datenbank hinsichtlich des Zustands und Status der Wege ebenso hilfreich sein.

Angewandte Forschung

Die Lösung, die mittels künstlicher Intelligenz Bilder von Schildern unterschiedlicher Art und Aufnahmequalität interpretieren kann, ist eines der Entwicklungsprojekte in Tirol, die in enger Zusammenarbeit von Unternehmen und Hochschulen entstehen. Zu den Wissenstransfer-Initiativen, die einen Austausch dieser Art ermöglichen, gehören etwa die Plattform Digital Innovation Hub West (DIH West), die von der Förderagentur FFG mit Mitteln des Wirtschaftsministeriums unterstützt wird, und das Wissenstransferzentrum West (WTZ West), das von Austria Wirtschaftsservice und der Nationalstiftung für Forschung gefördert wird. Beide bieten westösterreichischen Universitäten und Fachhochschulen ein Dach.

Moderne Technologien bieten Betrieben spannende Möglichkeiten. Im Alltag fehlt diesen aber oft die Zeit für die Aneignung und Umsetzung.
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Im Fall des WTZ West, das bereits seit 2014 in mehreren Phasen läuft, wird Know-how der Uni Innsbruck, der Medizinischen Uni Innsbruck, der Uni Salzburg, der Kunstuni Linz, der JKU Linz und des Mozarteum Salzburg in die Unternehmenswelt hinausgetragen. Als Spezialisten für angewandte Forschung sind die FH Vorarlberg, das MCI Innsbruck, die FH Oberösterreich, die FH Salzburg und die FH Kufstein mit an Bord. Das DIH West, das von den Ländern Vorarlberg, Tirol und Salzburg gefördert wird, bringt darüber hinaus Forschungsunternehmen, Wirtschaftsverbände und Bundesländereinrichtungen – etwa die Tiroler Standortagentur – mit an den Tisch.

"In Betrieben fehlt oft die Zeit, sich neue Technologien anzueignen. Aufträge müssen abgearbeitet werden, das hat Vorrang", erklärt Mario Döller, Rektor der FH Kufstein. Viele Fragen entspringen dem unternehmerischen Alltag: "Wie baut man Systeme im Bereich künstlicher Intelligenz auf? Wie kann man Drohnenanwendungen besser einsetzen? Wie kann eine Idee prototypisch genutzt werden? Hier werden Hilfestellungen gebraucht."

Regionaler Wissenstransfer

Das über Plattformen wie DIH West oder WTZ West vermittelte Wissen müsse so bereitgestellt werden, dass die Technologien schnell einsetzbar seien. Der regionale Charakter der Initiativen spiele ebenfallseine wichtige Rolle. Kurze Strecken ermöglichen mehr persönlichen Kontakt, weiterführende Gespräche lassen die Verbindungen vertiefen. Ziel der Vernetzungsbemühungen sind regionale Cluster.

Analog zu den Initiativen in Westösterreich entstanden Innovation-Hubs und Wissenstransferzentren auch in Ost- und Südösterreich, um die lokale Zusammenarbeit zwischen Forschungseinrichtungen und Firmen zu fördern. Neben Vernetzungstreffen, Weiterbildungsmaßnahmen, Workshops oder Arbeitsgruppen, in denen Unternehmen digitale Werkzeuge vor der Investition ausführlich testen können, ist auch die gemeinsame Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit ein relevanter Punkt.

Kommunikation und Bildung

Kooperationen und die neuen Möglichkeiten, die sie mitbringen, oder individuelle Erfolgsgeschichten werden über Kommunikationskanäle der beteiligten Organisationen gezielt beworben. Die Forschungs- wird so auch zur Marketinggemeinschaft. Auch Bildungsmaßnahmen in Schulen werden durchgeführt. In der FH Kufstein konzentriert man sich in einer neuen Förderperiode des WTZ West etwa auf diesen Bereich.

Eines der Projekte, das Forschende der FH Kufstein gemeinsam mit Wirtschaftspartnern umgesetzt haben, zeigt die Zukunftsvision einer virtuellen Fabrik, die mehrere reale Standorte vernetzt und in einem "digitalen Zwilling" zusammenführt. Hochautomatisierte Produktionsstätten können künftig zentral gesteuert werden, um die jeweils aktuellen Produktionsziele eines Unternehmens zu erreichen. (Alois Pumhösel, 9.10.2022)