Zum Schulstart wird auch den Kindern bewusst, dass sie älter geworden sind. Ein guter Zeitpunkt, um das Taschengeld neu zu regeln.

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Entweder es hat gerade begonnen, oder es steht vor der Türe: das neue Schuljahr. Ein guter Zeitpunkt, um dem Nachwuchs erstmals Taschengeld zu geben oder es zu erhöhen. "Man kann allgemein sagen, dass Taschengeld ein unterschätztes Instrument ist, um Kindern den Umgang mit Geld näherzubringen, betont Bettina Fuhrmann, Leiterin des Instituts für Wirtschaftspädagogik an der WU Wien. Es nehme starken Einfluss darauf, wie man später finanziell zurechtkommt. Wofür gebe ich es aus, was ist es mir wert, und worauf muss ich verzichten? Dies sind Entscheidungen, die zu treffen Kinder Fuhrmann zufolge mit Taschengeld erlernen.

Ab wann soll man Taschengeld geben? "Das Volksschulalter eignet sich gut dafür", sagt Fuhrmann. Sie empfiehlt, in diesem Alter das Geld wöchentlich bar auszuzahlen – beginnend mit etwa zwei Euro bei Schuleintritt, gefolgt von einer jährlichen Steigerung. Wichtig sei es, dem Nachwuchs zu erklären, warum er Taschengeld bekommt, wofür es gedacht ist und wofür nicht. "Klassisches Taschengeld ist immer zur freien Verfügung", betont die Expertin. Soll das Kind damit auch etwa die Jause selbst bezahlen, sei dies im Betrag zu berücksichtigen.

Später monatlich auszahlen

Fuhrmann empfiehlt, ab der fünften Schulstufe auf monatliche Auszahlung umzusteigen mit zunächst 20 bis 30 Euro, wobei auch dieser Betrag jedes Jahr angehoben werden sollte. In diesem Alter könne man auch mit den Kindern besprechen, ob sie das Geld lieber bar oder auf ein Konto überwiesen haben wollen – wobei hier die Funktionsweise sowie die Vor- und Nachteile erklärt werden sollten.

Beim Thema Taschengeld ist freilich auch die Disziplin der Eltern gefragt, etwa in puncto pünktlicher Auszahlung. Mädchen und Buben sollten gleich behandelt werden – auch wenn dies laut einer von der Bawag veröffentlichten Studie in der Praxis nicht der Fall sein dürfte: Demnach bekommt männlicher Nachwuchs mit 41 Euro im Durchschnitt um sieben Euro mehr als weiblicher. "Ich weiß keinen sachlichen Grund, warum es eine Differenz zwischen Buben und Mädchen geben soll", sagt Fuhrmann dazu.

Taschengeld bei Bedarf oder auf Nachfrage einfach nachzuschießen, hält sie für einen Fehler. Ebenso, wenn in gut situierten Haushalten zu üppige Beträge an den Nachwuchs ausgezahlt werden. Warum? "Taschengeld soll in einem gewissen Rahmen bleiben, damit ein Gefühl der Knappheit entsteht", erklärt die Wirtschaftspädagogin.

Geld fällt nicht vom Himmel

Wesentlich besser ist es ihr zufolge, wenn Kinder mit kleinen Arbeiten außerhalb des Haushalts – etwa für Nachbarn Dinge erledigen oder später Ferienjobs – eigenes Geld erwirtschaften. "Dann merken die Kinder auch, dass Geld nicht einfach so vom Himmel fällt."

Und wenn man im Haushalt den Gürtel wegen Einkommenseinbußen enger schnallen muss? Sollen Kinder auch weniger erhalten? Ja, sagt Fuhrmann, es sei aber wichtig, den Kindern die Situation zu erläutern, ohne sie damit emotional zu belasten. Zu hoher Inflation meint sie abschließend: Das Taschengeld soll dann daran angepasst werden, wenn auch die Eltern Lohnerhöhungen erhalten. (Alexander Hahn, 8.9.2022)